- 𝟕𝟓 -

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Nora: 

Ich war gerannt als würde mein Leben davon abhängen. Immer und immer weiter, war um mehrere Ecken gebogen bis ich vollkommen außer Atem auf die Kniee ging. Ich zitterte, unkontrolliert zuckten meine Hände. Mein Kopf war verwirrt. Was richtig und was falsch war. Ich war es so unfassbar leid davon unterscheiden zu müssen, jedes mal zu kontrollieren ob mein Verstand funktionierte oder ob der auch schon nichts mehr spürte und komische Dinge sagte. "Entschuldigung kann ich ihnen helfen?" sprach mich ein Passant an. Mein Kopf fuhr hoch und ich schaute in das Gesicht einer besorgten Frau Mitte zwanzig. "Nein, alles gut" meinte ich. Ich rappelte mich wieder auf und wollte weiterlaufen. "Sind Sie sich sicher, soll ich einen Krankenwagen rufen?" fragte die Frau. "Bloß nicht." Erwiderte ich direkt. "Mir geht es gut, danke für die Hilfe" dann rannte ich so schnell ich nur konnte weiter. 

'Ich bin komplett bescheuert' sagte ich mir. 'Das ich es Hannes und Nowi erzählt hatte'. 

Ich kam zu einer U-Bahn Station und stieg ein, es war drei Stopps bis zu meiner Haltestelle. Die Gedanken in meinem Kopf wurden wieder unerträglich laut, drangen an alle Seiten und pulsierten laut. Ich zog mir die Kapuze meines Hoodies über den Kopf und hoffte das die Gedanken endlich aufhören würden. Ich wollte sie betäuben. Sie sollten endlich aufhören. In meinem Kopf schlich sich ein Gedanke ein. Ich kannte nur einen einzigen Weg sich zu betäuben...


Es klingelte lautstark an der Wohnungstür. Ich lag auf unserer Couch und hatte ein halbleeres Glas in der Hand, mit einem lauten Seufzten setzte ich mich auf. Ich führte das Glas zum Mund und nahm noch einen Schluck betäubenden Flüssigkeit. Ein erneutes Klingeln hielt mich von noch einem Schluck ab. Dann hämmerte es gegen die Tür. "Nora, aufmachen, wir wissen das du da drin bist!" hörte ich die Stimme von Hannes. Ich lachte lallend. "Nora wen du die Tür nicht aufmachst.. ich schwöre ich rufe die Polizei." Mit wackeligen Schritten wankte ich zur Tür das Glas noch immer in der Hand. Wieder hörte ich Hannes Faust gegen das Holz der Eingangstür schlagen. "Nora!" sein Ton klang warnend, aber was wollte er mir schon? Ich legte die Hand auf die Türklinke und drückte diese herunter, fast sofort wurde von außen nachgedrückt und Hannes und Nowi standen vor mir. 

Geschockt starrten sie mich an. War mir doch egal. Ich drehte mich auf wackeligen Beinen um und wollte zurück ins Wohnzimmer und mir nachzuschütten, da packte mich jemand von hinten an den Armen und drehte mich herum. Es war Onkel Hannes. "Nora was zur... hast du getrunken?" Ich musterte ihn mit verschwommenem Blick. "nur 'n bisschen" murmelte ich. "Nora wieso?" fragte mich Nowi schockiert. "Du bist vollkommen betrunken, wie viel hast du getrunken?" fragte er. "Nur 'n bisschen." murmelte ich wieder. "Los mitkommen" meinte Hannes. Er klang bestimmt und besorgt zugleich. Er führte mich ins Wohnzimmer wo er mich auf das Sofa drückte. Beim Anblick der Flaschen murmelte er nur "Du willst mich doch verarschen..." 

Auf dem Couch Tisch hatte ich Mama und Papas gesamten Alkohol Vorrat aufgestellt. Als ich vollkommen fertig in die Wohnung gestürmt war hatte ich alles aus dem Regal gerissen wo nicht Alkoholfrei draufstand. "Nora, erklär uns das mal bitte." meinte Nowi der sich vor mich hockte und mir in die Augen sah. Ich hob das Glas um einen Schluck zu trinken bevor ich antwortete aber Nowi nahm mir das Glas bestimmt aber vorsichtig aus den Händen und stellte es auf dem Tisch ab. Sehnsüchtig schaute ich dem Glas hinterher. Nowi nahm mein Kinn in seine Hände und drehte es so das ich ihn wieder ansah. "Nora" drängte er. "Was?" fragte ich. "Warum?" erinnerte er mich an seine Frage. "Jetzt sind sie endlich still." seufzte ich. Verwirrt schauten sich Hannes und Nowi an. "Was oder wer ist still?" fragte Hannes nach. "Die Gedanken" murmelte ich "Sie waren so laut, so laut. Jetzt sind sie endlich still." Hannes stieß einen verzweifelten Laut aus. "Nora..." er brach ab, und schien nicht mehr weiterzuwissen. 

Ich wollte etwas entgegen da spürte ich wie mir mit einem mal speiübel wurde und alles wieder hochkam. "Ich... ich glaub..." Da erbrach ich den gesamten Alkohol und alles was ich sonst noch im Magen hatte gleich mit. "Wowowo..." Nowi und Hannes wichen zwei Schritte zurück. Müde schaute ich sie an. Mit einem Mal war ich so unfassbar müde. "Ok, ich hol dir eine Schüssel und ein Handtuch, Nowi holst du ihr ein frisches T-Shirt?" gab Hannes Anweisungen. Dieser machte sich sofort auf den Weg. "Und dann rufe ich Steff und Thomas an, die beiden müssen so schnell es geht zurück kommen." informierte Hannes noch Nowi. 

Ich konnte nichts tun als sie anzustarren. Sie würden Steff und Thomas anrufen. Ich war geliefert. Sie würden alles erfahren. Alles. Ich bekam es mit der Angst zu tun. Das durfte nicht sein. Ich horchte in den Flur. Hannes war noch in der Küche und Nowi war in meinem Zimmer verschwunden. Ich lief den Flur entlang und huschte leise durch die Tür und schloss diese ganz leise, und ergriff zum dritten Mal an diesem Tag die Flucht. 

Draußen war es schon stockdunkel. Ich hatte keine Zeitgefühl, ich wuSste nicht wann ich zuletzt auf die Uhr geschaut hatte. Ich lief und lief durch die Straßen. Schnell war ich nicht, aber das war egal. Hauptsache weg. Ich könnte es nicht ertragen in Thomas und Steffs enttäuschte Gesichter zu sehen wen sie erfahren würden was ich getan hatte. In meiner Hosentasche vibrierte mein Handy, ich schaute auf den Display und sah das es Hannes war. Ich steckte es ein und lief weiter. 

Ich wusste nicht wie lange ich gelaufen war, ob ich weit gekommen war? Wie viel Zeit war vergangen, wussten Thomas und Steff schon davon, ich wusste es nicht. Irgendwann fand ich mich auf dem Boden wieder. Lag mit angezogenen Beinen einfach da und starrte vor mich hin. 'War dann doch eh egal' dachte ich. Ob sie mich finden würden oder nicht, es war doch alles egal. Mein Handy vibrierte schon wieder. Auch dieses mal fingerte ich danach. Als ich es in der Hand hatte las ich 'Papa' auf dem Display. Wie in Zeitlupe sah ich mich den Anruf annehmen. Direkt empfang mich seine besorgte Stimme. 

"Nora, wo bist du? Wo bist du? Wir machen uns mega Sorgen." fragte er aufgebracht in den Höhrer. "Es ist echt das geilste..." murmelte ich, da unterbrach mich Papa. "Hannes hat mich angerufen, er sagt du bist weggelaufen. Er sagt du hast getrunken." Ich schloss die Augen, das Licht des Displays blendete mich zu stark. "Ich weiß gar nicht, warum ich das noch nicht früher gemacht hab." flüsterte ich. "Nora?" fragte Thomas mich. "Alles ist so scheißegal" beschrieb ich das Gefühl. "Mama hatte echt recht. Das ist echt das Geilste." 

"Mann, Nora, bist du verrückt?" rief Thomas. "Du musst sofort nach Hause kommen, jetzt... oder sag mir bitte wo du bst, bist du draußen? Wo bist du denn?" Seine Stimme schien überzusprudeln vor Sorge. "Hannes und Nowi suchen dich überall." ich schluchzte auf "Papa ich habe getrunken" 

"Ist nicht Schlimm Nora, ist alles gut." Ich schluchzte wieder. "Ich bin genauso wie Mama. Es tut mir leid." ich zog die Nase hoch. "Nein das bist du nicht. Du bist toll, und ich hab dich ganz doll lieb." sprach er durch das Telefon. "Ich bin genauso wie Mama" wimmerte ich. 

Da durchbrach ein Ruf die Stille der Nacht. "Nora!" Hannes besorgter Ruf war es der durch die leeren Straßen hallte. 

Da war Hannes bei mir vorsichtig drehte er mich auf den Rücken. Seine besorgten Augen musterten mich und suchten jeden Zentimeter meines Körpers nach Verletzungen ab. "Hannes?" fragte ich, und sah nur noch verschwommen. "Hey." erleichtert schloss er mich in seine Arme. 

↬ 𝐒𝐜𝐡𝐫𝐢𝐭𝐭𝐞 // 𝐒𝐢𝐥𝐛𝐞𝐫𝐦𝐨𝐧𝐝 𝐅𝐚𝐧𝐟𝐢𝐜𝐭𝐢𝐨𝐧Where stories live. Discover now