- 𝟑𝟒 -

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Nowi:

„Aber was ist damit unsere Familie zu erhalten?"

Ich konnte Steffs Lippen beben sehen. Vorsichtig nahm ich sie in den Arm und drückte sie fest an mich. „Wir werden eine Lösung finden." Murmelte ich, war mir da aber längst nicht so sicher wie ich jetzt vor ihr tat. Aus dem Augenwinkel nahm ich wahr wie Thomas auf uns zukam, also löste ich mich vorsichtig von Stefanie und machte ihm Platzt. Traurig schauten Hannes und Ich, Thomas und Steff dabei zu wie sie sich aneinanderklammerten, während Steff Tränen die Wangen hinunterliefen. Auf einmal hielt ich inne.

„Wo ist Nora?" fragte ich und hoffte innständig, dass sie nicht schon wieder vor den Problemen davongelaufen war. „Sie ist vorhin Richtung Toilette verschwunden." Hörte ich Thomas sagen. „Ich schaue schnell nach ihr" murmelte ich und verließ die Küche. Als ich den kleinen Flur zu der Toilette entlang ging betete ich das Nora noch da sein würde.

Als ich vor der Toilette stand fiel mir auf das abgeschlossen war, ich atmete auf, also war Nora noch da. Vorsichtig klopfte ich gegen die hölzerne Tür. Stille. Erneut klopfte ich gegen das Holz. „Nora, mach bitte auf." Bat ich, nach kurzem Schweigen hörte ich ein ersticktes Schluchzten von ihr „Geht bitte weg." „Nora hier ist Nowi bitte mach die Tür auf ich will nur wissen, ob es dir gut geht." Rief ich durch die Tür. „Mir geht es gut, es ist alles ok." Rief sie zurück, trotz der traurigen Situation musste ich schmunzeln, sogar ein Kleinkind konnte an Noras Stimme hören das es ihr nicht gut ging. „Kann ich das vielleicht auch sehen?" fragte ich. „Geh" murmelte sie. „Gut, wenn du nicht aufmachen willst, setzte ich mich eben neben die Tür und wir reden so, kannst du dir aussuchen." Sagte ich und setzte mich in den Türrahmen. Ich hörte Nora stöhnen und ein paar Sekunden später klickte das Türschloss und die Tür wurde geöffnete. Ich grinste in mich hinein, ich wusste das ich Nora so zum Tür öffnen bringen würde, das Grinsen erstarb jedoch sofort als ich Nora sah.

Wie ein Häufchen Elend kauerte sie an der Wand und Tränen liefen ihr das Gesicht in Bächen hinunter. Schnell hockte ich mich neben sie und nahm sie in den Arm. Lange klammerte sich Nora fest an mich, bis sie ihren Griff schließlich lockerte und sich aus der Umarmung befreite und sich zurück an die Wand lehnte. „Und jetzt erzähl mal" forderte ich sie auf „erzähl mir einfach alles, ich verspreche ich werde nicht traurig, enttäuscht, oder sauer sein." Versprach ich und hob zwei Finger, Nora lachte auf, wurde aber sofort wieder ernst und atmete tief durch, ehe sie zu sprechen begann.

„Wir waren doch vor einer Woche zelten..." begann sie ich nickte „Mama hat mir an dem Wochenende eine Nachricht geschrieben, die war ganz komisch" Nora fingerte nach ihrem Handy und zeigte mir die Nachricht, ich las sie mir schnell durch und verstand was Nora als komisch bezeichnete. Vielleicht sehen wir uns schon ganz bald wieder... „Ich habe die ganze letzte Woche darüber nachgedacht was die Nachricht  bedeutet, ich habe mich nicht mal getraut zurückzuschreiben..." Nora holte tief Luft. „Und heute hat sie mich angerufen, sie hat erzählt das sie wieder clean ist und ich wieder zu ihr darf." Sie schluchzte laut auf. Ich strich ihr beruhigend über den Rücken. „Aber wolltest du nicht immer zu Marie?" fragte ich vorsichtig „Thomas und Hannes haben erzählt das du am Anfang gar nicht mit nach Berlin wolltest." Nora seufzte laut auf.

„Da dachte ich aber auch noch das Thomas der bescheuertste Mensch auf diesem Planeten ist. Als er damals in Kassel in meiner Wohnung saß und ich ihn das erste Mal so richtig gesehen habe wäre ich ihm am liebsten an die Gurgel gegangen. Ich hatte so eine Wut auf ihn in mir gehabt das ich ihm am liebsten eine reingehauen hätte. Für mich war er damals das Arschloch, das daran schuld ist, dass Ich das alles erleben muss."

Erzählte Nora. „Klar stimmt das nicht, er kann überhaupt nichts dafür das Mama trinkt, aber damals habe ich ihm für alles die Schuld gegeben. Er war der Mensch, für den ich eigentlich nur an Weinachten und Geburtstag existierte. Ich habe ihn damals so gehasst." Murmelte Nora. „Aber jetzt habe ich ihn kennengelernt und sehe ihn ganz anders, und ich habe euch echt liebgewonnen, und jetzt kommt Mama wieder aus der Klinik raus, und ich habe das Gefühl mich für eine Seite entscheiden zu müssen, und egal für welche Seite ich mich entscheide ich werde die andere enttäuschen."

Ich schüttelte den Kopf „Nora niemand nimmt es dir übel, wenn du zu Marie zurück gehst, klar müssen Thomas und Steff das jetzt erstmal verdauen, aber sie werden dich verstehen, und egal welche Entscheidung du am Ende triffst sie werden sie verstehen und dich dabei unterstützen." Nora blickte mich aus großen Augen an aus denen noch immer Tränen liefen.

„Ich will niemanden enttäuschen, ich habe euch alle einfach so lieb! Mama, Steff, Onkel Hannes, und dich. Und Thomas er ist für mich jetzt so viel mehr als die Person, die mich zweimal im Jahr anruft, in den letzten Wochen hat sich meine Sicht auf ihn einfach so verändert. Ich habe ihn ganz neu kennengelernt, es sind jetzt nur fünf Wochen gewesen, in denen ich hier war, aber jetzt fühlt es sich so an als ob es schon immer so war. Als ob wir drei schon immer eine Familie gewesen wären. Ich habe es ihnen am Anfang echt nicht leicht gemacht, aber egal wie oft ich Steff und Thomas weggestoßen habe, sie waren immer da, mit einer Umarmung. Ich kann jetzt doch nicht einfach gehen, oder?"

Ich seufzte, ich wollte jetzt nicht in Noras Haut stecken, auf einmal fiel mein Blick auf den Türrahmen hinter uns, dort standen Thomas, Stefanie und Hannes, ich hatte gar nicht bemerkt das die drei gekommen waren. Durch meinen irritierten Blick bemerkte nun auch Nora die drei und drehte sich um. Ich sah, wie in Thomas Augen tränen glitzerten daraus schloss ich das er Noras letzte Sätze über ihre Meinung zu ihm mitbekommen hatte. Wir erhoben uns und Steff und Thomas schlossen Nora in ihre Arme. „Wir verstehen dich Nora, und egal wofür du dich entscheidest wir stehen hinter dir." Flüsterte Thomas.

↬ 𝐒𝐜𝐡𝐫𝐢𝐭𝐭𝐞 // 𝐒𝐢𝐥𝐛𝐞𝐫𝐦𝐨𝐧𝐝 𝐅𝐚𝐧𝐟𝐢𝐜𝐭𝐢𝐨𝐧Where stories live. Discover now