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Johannes:

Nora lief aus der Wohnung. „Nora warte!" rief ich ihr hinterher da knallte schon die Haustür. Ich stöhnte auf, ließ mich auf den Stuhl sinken, auf dem vor kurzem noch mein kleiner Bruder gesessen hatte. Eine Weile blieb es still, ich starrte auf meine Füße und versuchte einen klaren Kopf zu bewahren. Irgendwann schaute ich hoch zu Marie.

Sie und Thomas hatten sich damals in einem Club kennengelernt. Thomas und Steffanie hatten an diesem Abend einen riesigen Zoff gehabet, Thomas hatte sich schrecklich betrunken, und dann kam das eine zum anderen und nach über einem halben Jahr war dann die kleine Nora da gewesen. Das Bild, das mir dabei in den Kopf gestiegen war, ließ mich lächeln. Nora war wirklich das süßeste Baby, das man sich hätte vorstellen können. Sie kam ganz nach Marie, der zierliche Körper, die Gesichtszüge, auch die blonden Haare hatte Nora von Marie. Nur die Augen hatte sie von meinem Bruder. Und es waren wunderschöne Augen. Nachdem der Alkohol bei Thomas an diesem Abend nachgelassen hatte, wurde ihm bewusst was er getan hatte. Wie ein kleiner verheulter Junge stand er in dieser Nacht vor meiner Tür. Steffanie und Thomas klärten ihren Streit am nächsten Tag, als er ihr beichtete das er einen One-Night-Stand hatte musste Steff erstmal schlucken. Doch Steff verzieh ihm, und gemeinsam begannen sie einen Neustart. Marie hatte von da an Nora alleine großgezogen. Außer kurzen Anrufen zum Geburtstag bestand nie richtiger Kontakt.

Marie hatte Nora großgezogen, und bis vor einem Jahr dachte ich das alles in Ordnung wäre. Nachdem Marie das erste Mal in Therapie war, waren wir vorsichtiger geworden mit dem was wir glaubten. Thomas hatte Nora gesagt sie solle sich melden, wenn es wieder schlechter werden würde, was Nora nie getan hatte. Und jetzt ein Jahr später saßen wir hier.

„Warum?" stellte ich die Frage, auf die es eigentlich keine Antwort gab. Marie zuckte nur mit den Schultern. „Ich rufe in der Klinik an." Verkündete ich. Marie zuckte nur mit den Schultern, sie schien sich dem zu fügen. Nach einem kurzen Telefonat erfuhr ich das wir Marie schon heute bringen konnten. „Möchtest du noch ein paar Sachen einpacken bevor wir fahren?" fragte ich sie. Marie nickte abwesend und machte sich auf den Weg, um ein paar Sachen einzupacken.

Ich verließ in der Zeit die Wohnung. Draußen traf ich auf meinen Bruder. „Wir können sie noch heute in die Klinik bringen." Verkündete ich ihm, woraufhin er nur nickte. „Wo ist Nora?" fragte ich ihn, als mir auffiel das sie gar nicht bei ihm war. „Weggelaufen." Verkündete er. Ich atmete einmal tief durch. „Wohin?" Er zuckte darauf nur die Schultern. „Schreib ihr eine Nachricht, dass wir Marie in die Klinik fahren, und sie danach treffen möchten." Wies ich ihn an. Er tat wie ihm befohlen.

Ich schaute nach Marie die teilnahmslos auf der Couch saß, mit einer Sporttasche neben ihr. „Bist du fertig?" fragte ich sie. Sie nickte nur. Gemeinsam gingen wir aus der Wohnung, Thomas würdigte sie keines Blickes. Gemeinsam liefen wir zu der Klinik in der Marie eincheckte. Thomas war draußen geblieben. Er war sauer, das konnte ich ihm nicht verdenken. Ein Krankenpfleger kam, um Marie mit zu nehmen. „Pass gut auf sie auf." Flüsterte sie mir noch zu bevor, sie mit dem Pfleger mitging. Ich nickte auch wenn sie es nicht mehr sehen konnte.

Draußen vor der Klinik stand mein Bruder und wartete schon auf mich. „Sie ignoriert meine Anrufe und Nachrichten." Platzte er direkt heraus. „Thommy sie braucht jetzt Zeit für sich, dass mit fünfzehn zu erleben ist nicht leicht." Versuchte ich ihm klar zu machen. „Ja, aber was ist wen sie nicht wiederkommt? Wen sie sich irgendetwas antut?" fragte mein Bruder, ich verstand seine Sorge.

„Wird schon gut gehen" murmelte ich, hatte jedoch selber Zweifel an meinen Worten.

↬ 𝐒𝐜𝐡𝐫𝐢𝐭𝐭𝐞 // 𝐒𝐢𝐥𝐛𝐞𝐫𝐦𝐨𝐧𝐝 𝐅𝐚𝐧𝐟𝐢𝐜𝐭𝐢𝐨𝐧Место, где живут истории. Откройте их для себя