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Nora
"Es ist nicht fair" weinte ich in die Arme meines Vaters. "Es ist einfach nicht fair Papa." schluchzte ich immer wieder. "Ich weiß" murmelte er. "Ich weiß mein Schatz, das ist nicht fair." Vorsichtig nahm Papa mein Gesicht in seine Hände. In seinen Augen sah ich den Schmerz, die Sorge die ein Vater wahrscheinlich in so einer Situation in sich trug. Vorsichtig wischte er mir die Tränen ab. "Warum Papa? Warum?" fragte ich wie ein kleines Kind das sich darauf verließ das der Vater die Antwort kannte.

"Ich..." Ich sah wie Thomas schluckte. "Ich weiß es nicht Liebling. Ich kann dir nicht sagen warum das passieren musste." Ich schluchzte auf, und es fühlte sich so an als würde der Dolch der in meinem Herzen steckte, noch tiefer hineingedrückt werden. "Das Leben" fing Thomas an "das Leben wirft manchmal Steine, mal große, mal kleine und ich kann dir nicht deine schrecklichen Erinnerungen nehmen. Ich kann nicht die letzten Monate ungeschehen machen, wen ich könnte würde ich das sofort tun, glaub mir. Du bist in ein Loch gefallen mit Erlebnissen, die ich nicht erlebt habe und dir deshalb nicht hinterherspringen kann. Aber ich kann dich unten auffangen."

Thomas Worte erreichten mich ganz tief in mir drin, ich klammerte mich mit aller Kraft in den Griff meines Vaters. Immer wieder zog ich stoßweise Luft durch meine Nase und immer wieder verließen Schluchzer meine Kehle. "Du darfst weinen Nori." Dieser Spitzname löste in mir einen Tsunami der Tränen aus. So hatten mich nur meine engsten Leute genannt, auch Mama. Den Namen jetzt aus Thomas Mund zu hören ließ mich in nun endgültig als Vater annehmen.

"Ich kann doch nicht..." wollte ich widersprechen. "Doch mein Schatz. Lass deine Tränen laufen, ich halte das aus. Und auch all deine anderen Gefühle. Das ist meine Aufgabe als Vater." lächelte er mich traurig an. Etwas in mir gefror als er das sagte, den er wusste nicht das ich meine Gefühle schon lange nicht mehr spürte. Sie tief in mir eingeschlossen hatte, sie ganz tief in mir begraben hatte. Das gerade einzige Gefühl das ich nach außen zeigen konnte waren meine Tränen. Das ich diese gerade zum letzten mal für eine sehr lange Zeit vergoss und mir kurz danach auch dieses Gefühl von mir selber verwehrt werden würde, wusste ich noch nicht...

↬ 𝐒𝐜𝐡𝐫𝐢𝐭𝐭𝐞 // 𝐒𝐢𝐥𝐛𝐞𝐫𝐦𝐨𝐧𝐝 𝐅𝐚𝐧𝐟𝐢𝐜𝐭𝐢𝐨𝐧Where stories live. Discover now