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Nora:

Ich lehnte meinen Kopf gegen die Fensterscheibe des Autos und schaute auf die vorbeiziehende Landschaft. Das Wochenende war viel zu schnell vergangen, wir hatten ein unglaublich schöne Zeit zu dritt verbracht. Wir waren viel am und im Wasser, hatten auf langen Spaziergängen viel von der wunderschönen Natur gesehen. Es waren unglaublich schöne Gespräche zustande gekommen, wir hatten uns noch intensiver kennengelernt und ich hatte das Gefühl die beiden Menschen, die mir in den letzten Wochen so sehr ans Herz gewachsen waren, jetzt noch viel besser zu kennen. Jetzt nach drei Tagen hieß es für uns wieder zurück nach Berlin. Wir waren schon eine halbe Stunde gefahren und jetzt starrte ich mit meinen Gedanken ganz woanders aus dem Fenster.

Meine Gedanken kreisten um Kassel und meine Mutter. Ich hatte das Gefühl, das hinter der Nachricht meiner Mutter viel mehr steckte als ich anfangs angenommen hatte. Und selbst wenn es nicht so schlimm war, wie ich jetzt annahm gab es einen Haken an meinem irgendwie neuem Leben: Die Sommerferien waren nicht ewig lang. Anfangs war ich ja nur unter der Bedingung mit nach Berlin gekommen, das ich nach sechs Wochen wieder nachhause zurückkehren würde, damals hatte ich auch noch nicht gewusst das diese Wochen so anders werden würden als ich es mir immer vorgestellt hatte, damals hätte ich mir nie vorstellen können zu dem Mann zu ziehen der sich mein Vater nannte und den ich damals gehasst hatte.

Mittlerweile hatte sich mein Blick auf Berlin und Thomas völlig verändert. Ich hatte ihn und Steff unglaublich liebgewonnen. Und auch meinen Onkel Hannes und Nowi würde ich nicht mehr einfach so verlassen wollen. Aber dann dachte ich an meine Mutter, nie in meinem Leben könnte ich mir vorstellen sie einfach so zu verlassen. Sie hatte mir großgezogen und auch wen sie viele Fehler gemacht hatte war sie trotzdem meine Mutter, und ich hatte sie lieb. Ich fühlte mich innerlich zwiegespalten, als müsste ich mich für eins der Leben entscheiden. Für das in Kassel bei meiner Mutter, oder das bei Thomas, Steff, Onkel Hans und Nowi in Berlin. Ich hatte das Gefühl, das ich mich für eine Seite entscheiden müsste, was ich nicht konnte. Scheiße, warum musste mein Leben so kompliziert sein, fragte ich mich.

„Nora alles okay?" fragte mich Steff von ihrem Sitz vorne. Ich schreckte hoch und nickte notgedrungen den ich wusste wen ich jetzt etwas sagen würde, würde ich in Tränen ausbrechen, weil der Klos in meinem Hals so drückte. „Du weißt wen irgendetwas ist das du immer mit uns reden kannst, ne?" sagte Steff und streichelte mir dabei das Knie. Wieder nickte ich und lehnte mich wieder an die Fensterscheibe, schloss meine Augen und stellte mich schlafend, um weiteren Fragen aus dem Weg zu gehen.

Ich wusste irgendwann würde ich Thomas und Steff von meinen Sorgen und Ängsten erzählen müssen spätestens, wenn die letzte Woche der Ferien anbrach, und vor dieser Woche hatte ich jetzt schon Angst.

↬ 𝐒𝐜𝐡𝐫𝐢𝐭𝐭𝐞 // 𝐒𝐢𝐥𝐛𝐞𝐫𝐦𝐨𝐧𝐝 𝐅𝐚𝐧𝐟𝐢𝐜𝐭𝐢𝐨𝐧Where stories live. Discover now