- 𝟒𝟓 -

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Nora:

Während des Telefonats mit Johannes hatte ich tatsächlich den Müll heruntergebracht, und unbemerkt von Mama auch ihre Flaschen. Als mich Onkel Hannes darauf ansprach zog sich alles in mir zusammen.

Ich fand es schrecklich zu lügen, und mein schlechtes Gewissen war unerträglich, aber ich musste meine Mutter schützen. Und so erfand ich die Geschichte mit dem Altglas. Ich fühlte mich unglaublich schlecht dabei, hoffte aber, dass Thomas, Stefanie, Onkel Hannes und Nowi die Geschichte glauben und nicht hinterfragen würden.

Mit schweren Schritten machte ich mich wieder auf den Weg in die Wohnung. Ich lief den Flur entlang auf dem Weg zu unserer Tür, als mir das Herz stehen blieb.

Die Tür stand auf.

Wie erstarrt schaute ich auf die Tür, die vorhin noch geschlossen hatte. Ich rannte in die Wohnung „Mama?" rief ich. Keine Antwort. „Mama?" ich durchsuchte jeden Raum, auf der Suche nach meiner Mutter, schaute sogar in der Abstellkammer, aber Mama war weg.

„Scheiße!" Schrie ich als mir auffiel das Mamas Schuhe weg waren. Wie viel Vorsprung konnte Mama haben? Wie lange war ich wegewesen? Wo konnte Mama jetzt sein? Tausend Fragen schossen mir gleichzeitig durch den Kopf, während ich panisch durch die Wohnung lief.

Ich musste sie unbedingt finden. Warum konnte ich auch so dumm sein und jetzt in dieser Situation den Müll herunterbringen?

Ruf Thomas an sagte mir meine innere Stimme, Hannes hatte es mir vor ein paar Minuten noch ans Herz gelegt anzurufen wen etwas sein sollte. Aber ich konnte nicht, ich würde von Mama weggeholt werden. Mama würde wieder in eine Klinik kommen.

Ruf ihn an!

Der Druck in mir wurde immer größer, hin und hergerissen starrte ich auf mein Handy. Viel zu lange starrte ich meinen Handydisplay an, bis sich meine Finger von selber bewegten und die Nummer von Thomas wählten.

Nach mehrmaligem Piepen meldete sich jedoch nur die Mailbox. Innerlich fluchte ich. Dann ist es jetzt auch egal, dachte ich. Schnell schnappte ich mir meinen Schlüssel und Schuhe und verließ die Wohnung, um meine Mutter zu suchen.

Ich lief durch die halbe Stadt, schaute in allen Parks und all ihren Lieblingsplätzen, würde aber nicht fündig. Ich lief schon über vier Stunden durch Kassel und musste jetzt schweren Herzens an dem Ort schauen, an dem ich gehofft hatte, nicht mehr hinzukommen. Mamas Lieblingsbar.

Vorsichtig zog ich die Tür auf und trat ein. „Hey Kleine" wurde ich von der rauen Stimme des Besitzers begrüßt. „Ich glaube du bist hier falsch" lachte er, und einige der Besucher fielen mit ein. „Nein, ich glaube nicht" murmelte ich, während ich meinen Blick auf der Suche nach meiner Mutter durch die Bar schweifen ließ.

Zu meinem Erleichtern konnte ich sie nicht sehen. Ich setzte mich in Bewegung und ging zur Theke auf den Barbesitzter zu. „Kann ich dir helfen?" fragte er und schaute mich belustigt an. „Ja" seufzte ich. „Haben sie diese Frau hier in den letzten Stunden gesehen?" fragte ich, und hielt ihm ein Selfie von mir und meiner Mutter hin. „Es ist wichtig!" fügte ich noch hinzu.

„Ja die war hier, hat ordentlich was gebechert" erklärte mir der Mann. „Ist aber vor einer halben Stunde wieder gegangen." Fügte er noch hinzu. „Warum?" wollte er wissen. „Nicht so wichtig" antwortete ich schnell und lief schon nach draußen. „Danke" rief ich noch, dann knallte die Tür schon wieder zu und ich rannte so schnell ich konnte wieder nach Hause. So wie ich Mama von früher kannte würde sie, nachdem sie getrunken hatte, direkt nachhause laufen.

Keuchend kam ich vor unserem Hausflur zum Stehen, und schnappte gleich wieder nach Luft, als ich das Bild sah, das sich mir dort bot. Mama war, sturtzbetrunken vor der Haustür zusammengesunken. Halbsitzend, halb liegend lehnte sie an der Wand.

„Scheiße Mama..." entfuhr es mir, als ich auf sie zu rannte und mich neben sie kniete.

Dieses Kapitel ist relativ schnell und spontan entstanden, aber ich hoffe das es euch trotzdem gefallen wird. Aber Heyyy, Nora macht Fortschritte, immerhin wollte sie Thomas jetzt anrufen... ;)

↬ 𝐒𝐜𝐡𝐫𝐢𝐭𝐭𝐞 // 𝐒𝐢𝐥𝐛𝐞𝐫𝐦𝐨𝐧𝐝 𝐅𝐚𝐧𝐟𝐢𝐜𝐭𝐢𝐨𝐧Where stories live. Discover now