Kapitel 51

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„Danke, dass du mich begleitet hast", bedanke ich mich bei Barbara, als wir gemeinsam die Praxis meiner Frauenärztin verlassen. Soeben habe ich meinen ersten Ultraschall gehabt, der meine Schwangerschaft bestätigt hat.

Laut meiner Frauenärztin befinde ich mich in der 6. Schwangerschaftswoche und der Embryo hat sich gut entwickelt.

„Es bedeutet mir viel, dass du mich gefragt hast", erwidert Barbara und sieht mich aus ihren braunen Augen heraus mit einem Lächeln auf den Lippen an.

„Immerhin bist du die Frau, die mich auf die Welt gebracht hat", füge ich mit leiser Stimme hinzu. Dass Barbara in Wahrheit meine leibliche Mutter ist, weiß ich erst seit einigen Monaten und obwohl ich zu Anfang natürlich wütend gewesen bin, verstehe ich inzwischen, wieso sie es mir all die Jahre verheimlicht hat.

Ich frage mich, wie sie dazu in der Lage sein kann ein Kind, welches nicht aus ihrem freien Willen heraus entstanden ist, so sehr zu lieben, dass sie über zwei Jahrzehnte lang mit jenem Mann unter einem Dach leben kann, der ihr all dieses Leid zugefügt hat.

Barbara ist bewundernswert.

„Du solltest zurück zu Carlos gehen und ihm das Ultraschallbild zeigen", schlägt Barbara lediglich vor. „Er wird sich riesig freuen.."

Überzeugt von ihrem Vorschlag nicke ich. Ich habe Carlos versprochen nicht zu lange fort zu bleiben. Zwar habe ich ihm erzählt, dass ich mich mit Barbara treffe, jedoch nicht, dass ich einen Termin zum Bestätigungsultraschall bei meiner Frauenärztin gehabt habe. Das soll eine Überraschung werden.

Nachdem Hugo und ich Barbara bei meinem Elternhaus abgesetzt haben, fährt Hugo mit mir zurück in das Haus, in welchem ich die vergangenen Monate gelebt habe. Es fühlt sich noch immer surreal an, dass dies mein Zuhause ist. Doch das ist es.

Gedankenverloren betrete ich das Haus und streife mir die Schuhe von den Füßen, ehe ich die Steintreppen hinauf ins erste Stockwerk steige. Vor der angelehnten Tür zu Carlos Büro, in dem er noch immer zu arbeiten scheint, bleibe ich schließlich stehen und lausche, ob er noch in seiner Videokonferenz steckt, die er heute Mittag begonnen hat.

„Komm rein, belleza", ruft Carlos, der mich bemerkt haben muss. Mit einem Lächeln auf meinen Lippen betrete ich das Büro. Carlos, der mit verschränkten Fingern vor seinem aufgeklappten Laptop auf seinem Drehstuhl sitzt, erwidert mein Lächeln erschöpft.

„Ich habe eine Überraschung für dich", teile ich Carlos mit und bleibe unmittelbar neben ihm stehen. Mit hochgezogenen Augenbrauen und einem Grinsen auf dem Gesicht blickt Carlos zu mir hinauf.

„Was für eine Überraschung?", möchte er wissen.

Statt etwas zu sagen, greife ich in die Tasche meines Cardigans und ziehe das Ultraschallbild heraus, welches meine Frauenärztin heute gemacht hat. Ich halte es Carlos hin und lege meine Lippen aufeinander, während ich seine Reaktion beobachte; sein Grinsen verblasst und seine Gesichtszüge werde weicher, als er mir das Bild aus der Hand nimmt, um es von näherem zu betrachten.

Für einen kurzen Augenblick fürchte ich, dass Carlos verärgert ist, da er schweigend seine vollen Lippen aufeinander presst, doch dann hebt er seinen Blick, um mich mit Tränen in den Augen anzusehen.

„Es ist wunderschön... Ich liebe dich", flüstert Carlos. Er legt eine Hand an meinen Bauch und streichelt diesen sanft mit seinem Daumen, während er auf das Ultraschallbild schaut, das er auf seinem Schreibtisch abgelegt hat und mit seinem Zeigefinger den kleinen Schatten unseres ungeborenen Kindes nachfährt. „Und ich liebe dieses Kind. Ich kann es kaum erwarten, es in meinen Armen zu halten"

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