Kapitel 48

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Mit schnell pochendem Herzen halte ich vor dem Gästezimmer meiner Mutter inne. Mit geschlossenen Augen nehme ich einen tiefen Atemzug durch die Nase und halte die Luft für zehn Sekunden an, ehe ich langsam durch den Mund wieder ausatme.

Die Gerichtsverhandlung meines Vaters ist fast eine Woche her. Heute ist der Tag gekommen, an dem ich meiner Mutter von Carlos und meiner Verlobung erzählen möchte.

Ich klopfe.

„Herein", höre ich die Stimme meiner Mutter.

Kurz überlege ich, es gut sein zu lassen, einfach umzukehren und wieder in mein Gästezimmer zu gehen. Doch dann greift meine Hand wie von selbst nach dem Türgriff. Ich drücke diesen herunter und öffne die Tür. 

„Emilia", sagt meine Mutter überrascht und hebt ihre Augen von dem Buch, welches sie in ihren Händen hält, um stattdessen mich anzusehen.

Wie angewurzelt bleibe ich im Türrahmen stehen und erwidere den Blick meiner Mutter. Noch immer umschließen meine schwitzigen Finger den Türgriff, während sämtliche Gedanken mir durch den Kopf gehen.

Wie wird sie reagieren? Wird sie sich freuen? Oder wird ihr diese Neuigkeit missfallen?

„Alles in Ordnung?", erkundigt meine Mutter sich besorgt und setzt sich in ihrem Bett auf. Sie klappt das Buch zu und legt es auf ihren Nachtschrank.

„Ich muss dir noch etwas erzählen", teile ich ihr mit. Zögerlich schließe ich die Tür hinter mir und nähere mich dem Bett meiner Mutter. Mit jedem Schritt in ihre Richtung klopft das Herz in meiner Brust immer schneller. Als ich schließlich unmittelbar vor ihrem Bett stehen bleibe, setzt es schließlich einen Schlag aus.

Ich glaube, ich kippe gleich um.

„Was ist los?", hakt meine Mutter weiter nach. Die Verwirrung und Besorgnis stehen ihr ins Gesicht geschrieben, während sie mich aus ihren braunen Augen heraus prüfend mustert.

Erneut atme ich tief durch, ehe ich ihr meine linke Hand vor das Gesicht halte. „Carlos und ich sind verlobt", teile ich ihr geradeheraus mit.

Stille. Nervenzerreißende Stille. Ich höre das Blut in meinen Ohren rauschen. 

Mit leicht geöffneten Lippen und geweiteten Augen starrt meine Mutter auf den Ring an meinem Finger. Doch statt etwas zu sagen, wendet sie den Blick von mir ab.

„Sag doch etwas", flehe ich sie an.

Stille.

„Bitte", murmele ich.

Meine Mutter sieht mich an. „Ich weiß nicht, was ich sagen soll", gesteht sie mir und schüttelt mit dem Kopf.

Nun bin ich es, die schweigt. Sofort wünsche ich mir, es ihr nie erzählt zu haben, denn anders als erhofft, wirkt meine Mutter nicht sonderlich erfreut über diese Neuigkeit.

„Ich bin in den letzten Wochen und Monaten so neben mir gewesen, dass ich von all dem nichts gemerkt habe", teilt meine Mutter mir grübelnd mit, ehe ich zulasse, dass sie nach meinem Gesicht greift. Mit ihrem Daumen streichelt sie mir über die Wange. „Aber glaub mir, dass ich mich für euch freue. Carlos hat bewiesen, dass er ein guter Mann ist und wenn er dich glücklich macht, bin ich glücklich"

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