Kapitel 39

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Zwei Wochen sind seit diesem schrecklichen Abend nun vergangen. Heute Vormittag wurde Carlos aus dem Krankenhaus entlassen und ist mittlerweile wieder zu Hause. Seitdem haben wir uns jedoch nur kurz gesehen, denn Carlos wirkte sehr erschöpft, weshalb er sich nach seiner Ankunft direkt in sein Schlafzimmer zurückgezogen hat, um sich auszuruhen. Dabei wollte ich ihn natürlich nicht stören.

Ich mache mich gerade fürs Zubettgehen fertig, als ein leises Klopfen an der Tür ertönt. Sofort darauf öffnet sich die Tür und meine Mutter steckt ihren Kopf in den Raum.

„Kann ich kurz mit dir reden?", fragt sie mich und wirkt sichtlich nervös. Es ist lange her, dass wir das letzte Mal wirklich unter vier Augen gesprochen haben. Auf mein Nicken hin betritt sie schließlich das Gästezimmer und schließt die Tür hinter sich.

Zögerlich kommt sie auf das große Himmelbett zu und setzt sich neben mich auf die Bettkante. Ihre braunen Augen treffen auf meine.

„Unsere Beziehung ist nie sonderlich gut gewesen und ich weiß, dass ich als Mutter in vielerlei Hinsicht versagt habe", beginnt die Frau mittleren Alters, von der ich nun weiß, dass sie nicht meine leibliche Mutter ist. „Ich wollte dir nur mitteilen, wie sehr ich dich liebe und wie leid es mir tut, was du alles mitmachen musstest"

Meine Mutter ist schon immer nah am Wasser gebaut gewesen, weshalb ihr auch jetzt Tränen über die Wangen strömen. Vorsichtig ziehe ich sie in eine Umarmung und streiche ihr beruhigend über den Rücken.

Natürlich bin ich wütend und zutiefst enttäuscht, dass sie mir diese wichtige Information all die Jahre über verschwiegen haben, doch es ändert nichts daran, dass meine Mutter und Barbara zu den Menschen gehören, die mir am wichtigsten sind.

Es wird noch eine Weile dauern, bis ich ihnen diesen Vertrauensbruch vollständig verzeihen kann, doch im Augenblick bin ich einfach froh, dass es Barbara und meiner Mutter gut geht.

„Ich habe gegen deinen Vater ausgesagt", teilt meine Mutter mir mit und streicht mir über das braune Haar. Ihre Worte erfüllen mich mit Stolz. Ich weiß, wie viel Überwindung es meine Mutter gekostet haben muss, darüber zu reden, wie er sie behandelt hat.

Dieser Mann hat sich sein eigenes Grab geschaufelt und mit jeder weiteren ekelhaften Tat, die er begangen hat, hat er tiefer gegraben. Ich bin froh, dass er letztendlich die Strafe erhalten wird, die er verdient hat.

„Ich bin stolz auf dich, Mama", flüstere ich und spüre, wie auch mir eine Träne über die Wange läuft. Sie schlingt ihre Arme ein wenig fester um mich und haucht mir einen Kuss auf die Stirn.

Auch ich habe bereits gegen meinen Vater ausgesagt. Einerseits natürlich als Zeugin für den Vorfall vor zwei Wochen und andererseits für die körperlichen Attacken gegen mich, von der eine für mich im Krankenhaus geendet hat.

Nachdem meine Mutter das Gästezimmer wieder verlassen hat, überkommt mich dieser Drang, nach Carlos zu sehen. Also entscheide ich mich dazu mich von meinem Bett zu erheben und mich leise in sein Schlafzimmer zu schleichen, wo ich mich vorsichtig auf die Kante seines Bettes niederlasse, um ihn zu betrachten.

Carlos schläft; seine Augen sind geschlossen und seine Brust hebt und senkt sich gleichmäßig.

Sanft streiche ich ihm die braunen Locken fort, welche ihm in die Stirn fallen. Gerade als ich meinen Blick von Carlos abwende und meine Hand wieder wegziehen möchte, spüre ich, wie seine Finger sich um mein Handgelenk schlingen.

Mit weit aufgerissenen Augen sehe ich Carlos an, dessen Mundwinkel sich zu einem Lächeln nach oben ziehen. „Du hast mich beobachtet", stellt Carlos fest.

„Ich dachte du schläfst", verteidige ich mich und spüre, wie meine Wangen sich erhitzen.

„Ich habe nur so getan", erwidert Carlos und lässt mein Handgelenk los. Vorsichtig richtet er sich in seinem Bett auf und greift nach meiner Hand, um mir sanft mit seinem Daumen über den Handrücken zu streicheln. „Warum bist du hier?"

„Ich wollte nur nach dir sehen", sage ich ehrlich und senke meinen Blick.

„Was ist los?", möchte Carlos besorgt wissen.

Meine Augen füllen sich mit Tränen. Es ist meine Schuld, dass er angeschossen wurde. Wenn ich nicht wäre, wäre all das nicht passiert. „Es tut mir so leid, was passiert ist", murmele ich und wage es nicht, Carlos Blick zu erwidern.

„Es ist nicht deine Schuld", sagt er mit ernster Stimme mir und drückt meine Hand ein wenig fester. „Dein Vater ist Schuld. Und er wird dafür nun seine Strafe bekommen"

„Ich habe Angst", gestehe ich ihm. Was, wenn mein Vater sich aus der Sache herausredet und einfach weiter auf freiem Fuß laufen kann?

Carlos legt seine Hand an meine Wange. „Er wird dir nicht mehr weh tun. Ich verspreche es dir", murmelt Carlos und wischt mir mit dem Daumen die Tränen aus dem Gesicht.

„Legst du dich zu mir?", fragt er plötzlich mit belegter Stimme und klopft neben sich auf die Matratze. Seine grünen Augen sehen mich hoffnungsvoll an. Mit einem Nicken schlüpfe ich zu Carlos unter die Decke und lasse zu, dass er einen Arm um mich legt und mich an sich zieht.

Vorsichtig platziere ich meinen Kopf an seiner Brust, in der ich das gleichmäßige Pochen seines Herzens hören kann. Lächelnd schließe ich meine Augen, um seinem Herzen noch ein wenig länger zu lauschen. Doch dann spüre ich, wie Carlos seine Finger unter mein Kinn legt und mein Gesicht leicht anhebt, weshalb ich meinen Kopf von seiner Brust löse und ihm in die Augen sehe.

Statt etwas zu sagen, führt Carlos mein Gesicht noch dichter an seines heran, um seine Lippen schließlich auf meine zu legen. Vorsichtig, um ihm nicht wehzutun, platziere ich meine Hände an seiner Brust und erwidere den Kuss.

Carlos Lippen bewegen sich leidenschaftlich auf meinen, als ich spüre, wie seine Finger unter mein Shirt fahren, wo er mit den Fingerspitzen meine Taille auf und ab streichelt.

Eine kribbelnde Gänsehaut breitet sich über meinen gesamten Körper aus, als Carlos seine Lippen von meinen löst, um sie stattdessen an meinem Hals zu platzieren, wo er weitere Küsse verteilt. Ich schließe meine Augen und lege meinen Kopf in den Nacken, als seine Lippen mein Schlüsselbein entlang küssen.

Ich spüre, wie Carlos mich durch den Stoff meiner Schlafshorts berührt, während seine Lippen wieder auf meine treffen. Ich seufze in den Kuss hinein, schüttele daraufhin jedoch den Kopf und halte seine Hand fest.

„Du musst dich ausruhen", nuschele ich an seine Lippen. Ich möchte nicht, dass der vollständigen Genesung seiner Schusswunde etwas im Wege steht.

„Du hast recht", erwidert Carlos und scheint es beinahe schon zu bedauern. Er legt seinen Arm um meine Schultern und lässt zu, dass ich den Kopf wieder an seiner Brust platziere und dem gleichmäßigen Pochen seines Herzens lauschend einschlafe.

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Hallo 🙈

Eigentlich hatte ich geplant über das Wochenende einige mehr Kapitel zu schreiben, aber es ist etwas dazwischen gekommen.

Ich hoffe dieses Kapitel gefällt euch ❤️

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