Kapitel 28

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Als ich am nächsten Morgen blinzelnd meine Augen öffne, vergesse ich für einen kurzen Augenblick, was gestern Nacht passiert ist, bis mir die Erinnerungen des Kusses wieder in den Kopf kommen.

Seufzend kneife ich meine Augen zusammen und ich spüre, wie das Blut in meinen Wangen sich erhitzt.

Vorsichtig richte ich mich auf und bleibe für ein paar Sekunden an der Bettkante sitzen, ehe ich mich von dem Bett erhebe und zu dem kleinen Sessel gehe, der auf der anderen Seite des Raumes steht. Darauf liegt das Kleid, welches ich bei meiner Entlassung gestern bereits getragen habe. Da all meine Klamotten jedoch noch zu Hause sind, bleibt mir nichts Anderes übrig als es erneut anzuziehen.

Nachdem ich mich etwas frisch gemacht und umgezogen habe, begebe ich mich die Treppe hinab ins Esszimmer, in dem Carlos, meine Mutter und Barbara bereits am Tisch sitzen und frühstücken. Allein der Anblick seines Rückens lässt das Blut in meinen Adern gefrieren.

Sie scheinen gerade in eine ernste Unterhaltung vertieft zu sein, als Barbara mich bemerkt und ihren Blick hebt. „Emilia", sagt sie überrascht, wobei sich ihre schmalen Lippen zu einem Lächeln formen. Das Gespräch am Tisch verstummt.

Carlos dreht seinen Kopf in meine Richtung. „Guten Morgen", begrüßt er mich kühl und zieht den Stuhl neben sich unter dem Tisch hervor, um mir zu symbolisieren, dass ich mich neben ihn setzen soll. Ich komme dieser stummen Aufforderung sofort nach.

„Möchtest du frisch gepressten Orangensaft?", erkundigt er sich bei mir und greift bereits nach meinem Glas. Ich nicke, also füllt er den Orangensaft in mein Glas und stellt es mir hin.

„Worüber habt ihr gerade geredet?", erkundige ich mich neugierig und nehme mir ein Brötchen aus dem Brötchenkorb, welches ich auf meinen Teller lege und aufschneide. Während meine Mutter mit gesenktem Blick ihr Brötchen kaut, wirft Barbara Carlos einen schnellen Blick zu. Carlos wiederum nippt schweigend an seinem Orangensaft. „Also?", frage ich.

„Wir haben vor nach dem Frühstück zu eurem Haus zu fahren und ein paar Sachen zu holen", bricht Carlos das Schweigen und stellt sein Glas auf dem Tisch ab, wobei er die Finger jedoch darum umschlossen hält.

„Wer ist wir?", möchte ich wissen.

„Barbara, deine Mutter, zwei meiner Leute und ich", erwidert Carlos.

„Ich möchte auch mitkommen", sage ich entschieden.

„Auf gar keinen Fall", sagt ausgerechnet meine Mutter und schüttelt heftig mit dem Kopf. Sie hebt ihre müden, braunen Augen und sieht mich durchdringend an. „Nicht, solange dein Vater in diesem Haus ist.."

Gerade, als ich etwas einwenden möchte, greift Carlos unter dem Tisch nach meiner Hand, welche auf meinem Oberschenkel ruht. Sofort halte ich inne und sehe zu ihm auf. „Ich bin auch der Meinung, dass du nicht mitkommen solltest", sagt Carlos und blickt zwischen meiner Mutter, Barbara und mir hin und her. „Außerdem sollst du dich ohnehin noch ein paar Tage schonen"

Ausgerechnet Carlos redet davon, dass ich mich schonen soll, nachdem wir vergangene Nacht kaum die Finger voneinander lassen konnten. Ein Schnauben entweicht meinen Lippen.

„Na schön", sage ich widerwillig und ziehe ohne groß darüber nachzudenken meine Hand unter der von Carlos hervor, sodass seine Hand nun auf meinem Oberschenkel liegt. Eine Gänsehaut breitet sich auf meiner Haut aus. Sofort nimmt Carlos seine Hand weg und wendet sich von mir ab.

Nach der gestrigen Nacht ist die Stimmung zwischen uns deutlich angespannt, was auch Barbara nicht zu entgehen scheint. Denn während meine Mutter sich gedanklich längst wieder von uns verabschiedet hat, wirft Barbara uns über den Rand ihrer mit Kaffee gefüllten Tasse hinweg analysierende Blicke zu.

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