Kapitel 21

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Nach einer langen, stillen Autofahrt fährt Carlos an einem Forstweg rechts ran und schaltet den Motor aus. Verwirrt wende ich mich dem jungen Mann zu, welcher seine schwarze Sonnenbrille von seiner Nase nimmt und sie auf das Armaturenbrett legt.

„Willst du mich umbringen und meine Leiche hier verscharren?" Misstrauisch blicke ich mich um. Es ist keine Menschenseele zu sehen.

Carlos Lippen entweicht ein leises Lachen.

„Ich muss gestehen, die Idee klingt verlockend", gibt er zu und mustert mich kurz. Daraufhin richtet er kopfschüttelnd den Blick aus dem Fenster. „Aber nein, ich habe dich hergebracht, um dir etwas zu zeigen. Es ist aber ein kleines Stück zu laufen"

„Etwas zeigen?", frage ich neugierig und nutze den Moment, dass Carlos mich nicht ansieht, um sein Seitenprofil zu mustern.

Ohne weiter darauf einzugehen, steigen wir aus dem Wagen aus und folgen einem schmalen, mit Unkraut und Brennnesseln überwucherten Pfad, welcher uns tiefer in den Wald führt. Es verstreichen zehn Minuten und als ich gerade daran zu zweifeln beginne, dass Carlos selbst weiß, wo uns dieser Pfad hinführt, entdecke ich aus der Ferne einen kleinen See.

„Wow", staune ich, als wir unmittelbar vor dem See stehen bleiben und ich mich umsehe. Alles wirkt so friedlich und unbeschwert. Die Sonne spiegelt sich glitzernd auf der Wasseroberfläche wider, die Vögel zwitschern fröhlich und der leichte Stoff meines Sommerkleides flattert im sanften Wind.

Einige Meter von uns entfernt entdecke ich eine auf dem Boden ausgebreitete Decke, auf der ein voll bepackter Picknickkorb steht. Erstaunt sehe ich Carlos an, der mit hinter dem Rücken verschränkten Armen vor der Decke steht und meinen Blick erwartungsvoll erwidert.

„Ich hoffe die Überraschung ist gelungen", sagt Carlos hoffnungsvoll.

Seine grünen Augen huschen zwischen mir und der Picknickdecke hin und her.

Mit hochgezogenen Augenbrauen sehe ich mich um und nähere mich Carlos allmählich. Für einen kurzen Augenblick spannen sich seine Gesichtszüge an, ehe sich meine Lippen zu einem sanften Lächeln formen.

„Es ist wirklich wunderschön hier..", murmele ich noch immer überwältigt von der Kulisse und seiner Überraschung. So etwas hat noch nie jemand für mich getan. Carlos versucht zu verbergen, wie sehr ihn die Tatsache erleichtert, dass es mir gefällt, indem er sich mit einer einladenden Handbewegung zu der Decke umdreht.

„Setz dich", fordert Carlos mich auf, der sich bereits im Schneidersitz auf die Decke gesetzt hat und sich am Korb zu schaffen macht.

Eilig befreie ich mich aus meinen Sandalen und knie mich gegenüber von Carlos auf die Weiche Picknickdecke. Mein Blick fällt auf den Korb, der mit einigen Leckereien gefüllt ist, die ich gerne esse. „Wer hat dir geholfen?", frage ich Carlos, der gerade die zweifelsohne teure Flasche Rotwein und zwei Weingläser aus dem Korb hervorzaubert.

„Ist es so offensichtlich?", fragt er und öffnet die Weinflasche.

Ich nicke.

„Lucian", teilt Carlos mir mit. Misstrauisch blicke ich zwischen Carlos und dem Korb hin und her, in dem sich sogar Reiswaffeln befinden, die ich das letzte Mal in meiner Kindheit gegessen habe. Woher soll Lucian all das wissen? „Und Barbara", fügt er schließlich hinzu und reicht mir eines der Gläser. „Sie weiß immerhin mit am besten, was du magst. Also habe ich sie gefragt"

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