Kapitel 13

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Gemeinsam mit Barbara, die meinen Koffer hinter sich herzieht, begleitet mein Vater mich zu dem schwarzen Mercedes, der auf unserer Auffahrt parkt. Carlos steigt aus dem Wagen und kommt auf uns zu, um meinem Vater zur Begrüßung die Hand zu reichen, ehe er Barbara den Kofferraum öffnet, damit sie mein Gepäck darin verstauen kann.

Die beiden lassen sich ziemlich Zeit, weshalb ich neugierig versuche in ihre Richtung zu spähen. Allerdings versperren Carlos breite Schultern mir die Sicht. Kurze Zeit später kehrt wieder zu uns zurück und stellt sich neben meinen Vater. Die Arme verschränkt er hinter seinem Rücken. Ich habe das Gefühl, es lässt ihn noch größer und einflussreicher wirken.

„Ich werde Sie kontaktieren, sobald Emilia und ich angekommen sind", versichert Carlos ihm, als er den skeptischen Ausdruck auf dem Gesicht meines Vaters bemerkt.

„Okay", erwidert mein Vater. Und obwohl er es vor Carlos nicht zugeben würde, macht er sich keine Sorgen darüber, dass uns auf dem Weg zum Ferienhaus etwas zustößt, sondern viel mehr darum, dass ich seinen Deal gefährde.

Carlos legt seine Hand an meinen Rücken und sieht mich durch die dunklen Gläser seiner Sonnenbrille an. „Steig schonmal in den Wagen", fordert er mich auf und öffnet mir die Beifahrertür. Ich lasse mich auf den gemütlichen Sitz sinken und schnalle mich bereits an, ehe Carlos die Tür schließt und sich mit meinem Vater von dem Auto entfernt.

Neugierig beobachte ich die Unterhaltung, die Carlos mit meinem Vater führt. Ich weiß nicht, was Carlos zu ihm sagt, als er sich seinem Gesicht bedrohlich nähert, doch was es auch ist, es sorgt dafür, dass sämtliche Farbe aus dem Gesicht meines Vaters weicht.

Carlos hingegen verzieht keine Miene, als er meinem Vater zum Abschied die Hand schüttelt, ehe er zu mir in den Wagen steigt.

Am liebsten würde ich ihn fragen, was er zu meinem Vater gesagt hat, doch ich verkneife es mir. Stattdessen werfe ich meinem Vater und Barbara einen letzten Blick zu, ehe sich der schwarze Mercedes in Bewegung setzt und Carlos rückwärts von der Auffahrt fährt.

***

Seit zwei Stunden sind wir nun schon auf der überfüllten Autobahn unterwegs.

Es scheint, als seien wir nicht die einzigen, die über das Wochenende zum Meer fahren. Immerhin steht uns laut dem Radiosprecher das bisher heißeste Wochenende des Jahres bevor. Über all sieht man die Campingwagen und die mit Gepäck überfüllten Kofferräume von Kombis, in denen Eltern mit ihren Kindern sitzen.

Bisher haben Carlos und ich noch nicht viel miteinander gesprochen. Umso überraschter bin ich, als er das Schweigen schließlich bricht.

„Ich habe übrigens nochmal mit der Verkäuferin von dem Brautmodegeschäft telefoniert", erzählt Carlos mir und ich spüre, wie mein Atem stockt. Das gehört definitiv nicht zu den Themen, über die ich im Augenblick sprechen möchte. „Ihre Schneiderin wird das Kleid am Samstag kürzen und wir können am Montag direkt zur zweiten Anprobe vorbeikommen", fährt er fort. In seiner Stimme klingt ein Hauch Unzufriedenheit.

„Oh", mache ich und spiele nervös an den Bändern meines roten Wickelkleides herum. „Warum sagst du das so, als wäre es etwas Schlechtes?", möchte ich wissen und senke meinen Blick. Nervös presse ich meine Lippen aufeinander. Ich habe Angst, dass Zoe ihm eventuell erzählt hat, was sie gesehen hat.

„Ist es nicht", erwidert Carlos und schüttelt mit dem Kopf. „Ich habe nur nochmal darüber nachgedacht, was du gesagt hast.." Fragend sehe ich ihn an. „Du weißt schon.. dass es Unglück bringt die Baut vorher in ihrem Kleid zu sehen", erläutert er mit einem kurzen Blick in meine Richtung.

„Was möchtest du mir damit sagen?", frage ich Carlos weiter. Schließlich kann ich keine Gedanken lesen.

„Du kannst dir immer noch ein anderes Kleid aussuchen, wenn dir das so wichtig ist", schlägt er mir vor, doch ich schüttele sofort mit dem Kopf. Dieses Kleid ist genau das Kleid, das ich am Tag meiner Hochzeit tragen möchte, wenn ich denn schon heiraten muss.

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