39 - His words

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JIMIN

„Es ist okay, zu weinen oder traurig zu sein. Es ist okay, sich zu wünschen, dass alles anders wäre, aber es ist nicht okay, sich dafür zu beschuldigen, wie die Dinge abgelaufen sind. Es ist nicht okay zu sagen, dass Dinge anders gelaufen wären, hättest du eine Sache anders getan." Er drückte mich fest an sich. „Wie kannst du dir so sicher sein?", flüsterte ich kaum hörbar. „Weil du nicht für Sachen verantwortlich bist, die du nicht kontrollieren kannst. Du kannst jederzeit weinen oder schreien, wenn dir danach ist, aber unterdrücke es nicht oder mach dich dafür fertig, dass ist es nicht wert."

Ich umklammerte seine Schultern und lies mich langsam darauf ein. Ich genoss seine Umarmung, selbst wenn wir uns nur für eine kurze Zeit kannten. Es kam wir fast so vor, als wäre Yoongi heute viel mehr für mich da gewesen, als mein Vater in dem ganzen letzten Jahr. Mein Vater war nicht mehr in der Lage, mich zu umarmen oder mir zu sagen, dass alles gut gehen würde. Für ihn war das anscheinend keine große Sache, er dachte, dass ich das schon irgendwie mit mir selbst klären würde.

Aber das ausgerechnet Yoongi das tat, was ich mir von meinem Vater lange wünschte, ließ mich umso besser fühlen. Ich war Yoongi für seine Worte sehr dankbar, auch wenn sie vielleicht jetzt nicht sofort wirkten. Er respektierte und erkannte meine Gefühle.

„Es ist okay zu weinen, hörst du, Jimin."

Der Satz war wie ein Startknopf für mich, ich fing langsam an, immer mehr Tränen zu verlieren und Yoongi hielt mich, so gut er konnte. Ich spürte seine Wärme durch meinen Pullover. Ich konnte vor ihm weinen, ihm war es anscheinend wichtig, dass ich alles rausließ. Meine Tränen sprachen Schuld, Hilflosigkeit, Einsamkeit und Druck.

Man stellt sich vor, dass der Mensch, den man immer so geliebt hat und der einem wichtig war, nicht mehr da war. Aber die Vorstellung ist so absurd, dass man im ersten Moment nicht einmal annähernd verstehen kann, was sie einem wirklich bedeutet hatte. Als ich wieder zum ersten Mal in dieses Haus gekommen war, habe ich gefühlt, wie es ist, wenn ein Mensch plötzlich nicht mehr da ist, obwohl er immer da war, heute realisierte ich das endgültig.

Wenn man das laute Gelächter nicht mehr hört, wenn sie dir nicht mehr die Tür öffnet, weil du deinen Schlüssel vergessen hast oder deine Anrufe nicht mehr entgegen nimmt. Es mag wahnsinnig albern klingen, aber wenn man sah, dass von einem Geliebten und wichtigen Menschen nichts mehr übrig war, außer die Erinnerung selbst, wurde mir schlecht und ich bekam das Gefühl Fieber zu haben. Die absurde Vorstellung, jenes man nicht verstehen und nicht glauben wollte. Das man sich was anderes einredete, aber das man sich nicht sofort der Realität bewusst wird.

Die Trauer nach dem Tod meiner Mutter war ein neues Gefühl, ein Gefühl, welches ich so noch nicht kannte. Ich hatte gelernt, meine Eltern zu schätzen, die alles für mich taten, damit ich es gut hatte, selbst wenn sie sich dafür selbst fast opfern mussten. Wer weiß, vielleicht hätte ich meine Mutter retten können, vielleicht aber wäre ich jetzt auch nicht mehr hier.

Wer wusste das schon. Ich kannte meine Mutter gut genug, dass ich wusste, sie würde nicht sauer sein und mich von oben mit wütenden Blick ansehen. Das war nicht ihre Art. Sie war so herzlich, optimistisch, mitfühlend, hilfsbereit, einfühlsam und fröhlich. Hätte mir jemand so einen positiven Charakter beschrieben, hätte ich es wahrscheinlich nicht geglaubt, aber meine Mutter war der lebende Beweis für mich. Ich stand ihr so nahe, wie keinem anderen aus meiner Familie. Selbst meinem Vater nicht, aber nun war er das einzige Familienmitglied, was mir noch etwas nahe war, doch selbst jetzt war er nicht mehr in der Gegend.

𝐅inally 𝐇appy? 𝐲𝐨𝐨𝐧𝐦𝐢𝐧 Där berättelser lever. Upptäck nu