2 | 5. Uptown Girl

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Freunde, ich bin wieder voll drin in dieser Story. Würde am liebsten momentan nichts anderes machen als hieran schreiben. 🙈

Raphaels POV

"Du magst Anna, oder?", fragte ich auf Französisch und half Mama die Reste der Lasagne einzupacken.

"Ja", sagte sie und lächelte mich an. "Ein gutes Mädchen. Verbock es also nicht. Du hast nie eine vernünftigere mit nach Hause gebracht."

Ich schmunzelte. "So verkehrt waren die anderen jetzt auch nicht."

Sie sah mich an und zog eine Augenbraue hoch. "Darf ich dich an diese Tussi mit dem Pudel erinnern, der mir auf den Teppich gemacht hat?"

Ich verzog das Gesicht. Ich hatte mir einige Fehlgriffe erlaubt, Maman musste sie mir aber nicht unter die Nase reiben.

"Aber ich gebe zu, ich hatte Bedenken", fing Maman wieder an.

"Wieso?" Ich zog eine Augenbraue hoch und kratzte Reste aus der Form.

"Weil sie so anders aufgewachsen ist als du und Barbara."

Ich runzelte die Stirn. "Und? Welche Rolle spielt das?"

Sie stellte den Wasserhahn ab und sah mich an. "Herkunft kann eine große Rolle spielen. Leute aus der Oberschicht haben Leute wie uns wie Dreck behandelt, vergiss das niemals."

Mein Blick wurde finster. "So ist sie nicht. Ihre Familie auch nicht."

Maman nickte. "Ich hab das gemerkt. Sie hat keine Vorurteile und ist sehr herzlich. Aber wollt ihr das Gleiche vom Leben? Habt ihr dieselben Werte? Wie würdet ihr Kinder zusammen erziehen?"

Ich legte den Kopf schief und sah meine Mutter aus zusammengekniffenen Augen an. "Natürlich haben wir dieselben Werte. Wir arbeiten beide hart und lassen uns keine Scheiße gefallen. Und wir ehren unsere Familie." Ich verschränkte die Arme. "Und was Kinder betrifft, so steht das momentan nicht zur Debatte." Ich hatte das furchtbare Gefühl, gerade meine Mutter im letzten Punkt anzulügen.

Beruhigend legte sie mir eine Hand auf den Arm. "Ich hinterfrage deine Entscheidung in Bezug auf Anna nicht, Raphael. Ich mag sie wirklich. Ich mache mir nur einfach immer noch Sorgen. Sie kommt nunmal aus einer anderen Welt - einer mit viel Geld."

"In der Welt sind wir jetzt auch", erinnerte ich sie.

"Ja, jetzt." Sie seufzte. "Vielleicht hatte ich auch immer die Hoffnung, dass deine Auserwählte aus Fünfhaus kommt. Und du zurückkommst."

Ich setzte zu einer Antwort an, doch im Türrahmen der Küche tauchte Anna auf. Sie grinste mich an. "Wie konntest du mir nie erzählen, dass du Rastalocken als Teenager hattest?", lachte sie.

Ich stöhnte auf. "Barbara hat Fotoalben rausgesucht, oder?" Begeistert nickte sie. "Ich werde sie umbringen", knurrte ich.

Maman grinste. "Warte Anna, ich hab noch bessere Fotos."

Annas Augen wurden größer. "Oh, immer her damit." Wie ein Kleinkind klatschte sie in die Hände.

Maman ging auf Anna zu, legte ihr die Hand auf den Rücken und führte sie sanft raus. An ihrer Stelle trat Babsi ein.

"War das nötig?", knurrte ich auf Französisch.

"Oh ja. Ich hatte das Gefühl, ihr Bild von dir ist viel zu gut." Sie grinste.

"Und deins? Ist dein Bild von Anna immer noch so gut?"

"Es ist besser. Ich mag sie. Und ich sehe, wie sie dich anschaut. Als wärst du der Mittelpunkt der Erde. Und du siehst sie genauso an."

BESSER SAG NIX - SAG MIR ALLES | RAF CamoraWhere stories live. Discover now