2 | 30. Zurückgewiesen

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Okay, ich will mal nicht so sein und ewig warten. Also hier ❤️

Bevor es aber weitergeht, ein paar wichtige Worte vorweg:

Für fast den Anfang des Kapitels gibt es eine Triggerwarnung. Ich werde das Thema der Fehlgeburt zu Beginn kurz behandeln. Die Stelle ist in *** gesetzt und wirklich nur kurz.

Ich hab mich an dieser Stelle noch bewusst für Rafs Sicht entschieden, denn ich weiß nicht, wie man sich in diesem Moment fühlt - und ich hoffe, dass ich und keiner von Euch das je erfahren muss. Deswegen denke ich, dass ich Annas Gedanken hier noch nicht gerecht geworden wäre. Ich kann nur versuchen, nur erahnen, wie man sich da fühlt.



Raphaels POV

"Sie will dich nicht sehen!"

****

Als hätte mich Lisa geschlagen machte ich einen Schritt zurück. Ich spürte wie mir der Boden unter den Füßen weggerissen wurde. Anna wollte mich nicht sehen. Sie gab mir die Schuld.

Max hielt Lisa, die ihr Gesicht an seinem Pulli vergraben hatte, strich ihr über den Rücken. So blass wie gerade hatte ich ihn noch nie gesehen. Er sah an mir vorbei, schien nicht zu wissen, was er tun sollte. Ich wusste es genauso wenig.

Anna konnte nicht gewusst haben, dass sie schwanger war. Sonst hätte sie weder weiterhin Medikamente genommen, noch hätte sie sich weiterhin mit Max zum Boxen getroffen oder an Silvester Shots mit Sale weggehauen oder am Tag darauf kiloweise Sushi zum Katern gegessen. Aber es erklärte einiges. Ihre Krankheit über Weihnachten. Ihre Rückenschmerzen. Die Tatsache, dass sie keine Poffertjes mehr riechen konnte.

Im Grunde war es aber auch egal, ob sie es gewusst hatte oder nicht. Denn ich wusste, dass sie dieses Kind geliebt hätte - ob geplant oder ungeplant war egal. Wir hätten es beide geliebt. Alleine die drei Sekunden, in denen ich gedacht hatte, Anna sei gerade schwanger, hatten mir mehr Glück und Freude bereitet als jeder Erfolg der letzten Jahre. Wir wären Eltern geworden. Ein Kind mit Anna.

Wie ein dumpfer Schlag setzte sich in meinem Innersten fest, dass dem nicht so war. Die Enttäuschung breitete sich in mir aus, nahm mir die Luft zu atmen. Alles um mich herum schien still zu stehen. Plötzlich spürte ich einen Verlust, der mich völlig unerwartet traf. Wie gerne hätte ich das Kind kennengelernt. Ich schloss meine Augen. Wenn ich schon so fühlte, wie ging es dann erst Anna.

***


"Ist sie alleine?", hörte ich Max leise an Lisa gewandt fragen.

"Sie telefoniert mit Fee", schniefte Lisa.

Ein Ruck fuhr durch meinen Körper. In diesem Moment war mir egal, ob Anna mich sehen wollte oder nicht. Ich sollte bei ihr sein. Auch, wenn sie mit ihrer Mutter sprach, sollte sie nicht alleine sein. Ich machte einen entschlossenen Schritt auf die Tür zu. Max reagierte sofort. Ohne Lisa loszulassen, hob er einen Arm umfasste meine Schulter und hielt mich mit Kraft zurück. Seine Augen wurde dunkler, aber ich sah ihm an, dass er überfordert mit der Situation war.

"Max." Meine Stimme war leise, eindringlich. "Lass mich durch."

"Hier geht's jetzt nicht darum, was dir guttut", erwiderte er scharf. "Sondern-" Es war wahrscheinlich der bloßen Überraschung und der Tatsache, dass er seine Frau hielt, zu verdanken, dass ich seinen Arm packen und ihn relativ sanft von der Tür wegschieben konnte. Im bloßen Zweikampf hatte ich vermutlich keine Chance gegen den zwar fünfzehn Zentimeter kleineren, aber kräftigeren und erfahreneren Boxer.

Bevor er zu einer Gegenreaktion fähig war, stieß ich die Tür auf. Die Vorhänge im Zimmer waren mittlerweile aufgezogen, aber es war so spät am Abend, dass nur Licht der Straßenlaternen und Außenbeleuchtung hereinfiel. Die kleine Beistelllampe, die Max angemacht hatte, war immer noch die einzige richtige Lichtquelle.

BESSER SAG NIX - SAG MIR ALLES | RAF CamoraWhere stories live. Discover now