51. Kapitel: Dr. von Steinhauer

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Ich hab dieses Kapitel irgendwie insgesamt viermal geändert. Deswegen ist es ultra lang geworden, mir sind immer neue Sachen eingefallen.

Ich hoffe, es gefällt euch. Bin hiermit irgendwie ganz selbstkritisch 😅

Das Kapitel ist auch ein klitzekleiner Köln-Guide. Alles, was ich hier erwähne, gibt es wirklich und kann es empfehlen!

Annas POV

Kaum bei meinen Eltern angekommen, legte ich mich in mein altes Zimmer. Es war groß und hatte sich mehr zum Gästezimmer gewandelt, mit der Ausnahme, dass meine Eltern die Deko fast so gelassen hatten wie ich es vor 10 Jahren verlassen hatte. An einer Wand hing eine alte Fotocollage, die ich mit 16 gemacht hatte, ein Regal stand vollgestopft mit alten Jugendbüchern. Der Schreibtisch war einem weiteren Kleiderschrank gewichen, da meine Mutter mehr Platz benötigte und ein riesiges Bett an der Wand gegenüber.

Genau dieses Bett verließ ich für mehr als vierundzwanzig Stunden nur in absoluten Notfällen, wie Heißhunger und andere Bedürfnisse. Anfangs ließen meine Eltern mich in Ruhe, ließen mir nur Bonnie da. Die durfte ausnahmsweise zu mir ins Bett. Normalerweise war ich ziemlich streng in der Hundeerziehung und Hunde gehörten nicht ins Bett - zumindest keine in der Größe eines Kalbs wie Bonnie, die sich am liebsten stundenlang im Dreck wälzten. Doch ich brauchte gerade das bedingungslose Vertrauen dieser Hündin, also durfte sie sogar unter meine Decke.

Am ersten Abend meiner eigens auferlegten Mitleidstour rief ich dennoch Farido an. Denn ich hatte seine Ausstellung ruiniert und war der Meinung, dass ich ihm die Erklärung am schnellsten schuldigte. Zu meinem eigenen Erstaunen hatte er das alles ziemlich locker genommen. Anscheinend hatten die Gerüchte um den Abend und das plötzliche Ende seine Verkaufszahlen durch die Decke gehen lassen.

Nach Farido traute ich mich, die anderen anzurufen. Ich begann mit Elif. Bei ihr wusste ich, dass sie ohne Unterbrechung zuhören würde und das tat sie auch. Sie schien sogar zu verstehen, dass ich mit Raphael hatte beginnen wollen und ihr unter anderem deswegen nicht früher davon erzählt hatte.

John hingegen machte es mir schwer. Er war wirklich sauer - wie sich im Laufe des Gesprächs herausstellte allerdings auch auf Max. Denn er kannte Max viel länger als Raf und hatte tatsächlich gewusst, dass Max zwei jüngere Geschwister hatte. Nur näheres hatte er nicht gewusst. Trotzdem warf er mir das vor, was ich verdient hatte - dass ich viel zu lange geschwiegen hatte. Und das machte ihn wütend, denn John verlangte in einer Freundschaft vor allem eins: Ehrlichkeit. Doch ich legte ihm die Gründe dar, die mich dazu gebracht hatten, vorerst zu schweigen: Max und meine schwierige Vergangenheit, meine Angst ihn wieder zu verlieren und die Sorge, von ihnen nicht wegen meiner juristischen Fähigkeiten beurteilt zu werden, sondern wegen meines Bruders. Ich hatte nicht die intimsten Infos geteilt, nur das, was man wissen durfte: dass Max und mein Weg sich früh getrennt hatten und wir auf Umwegen wieder irgendwie alles hatten hinbekommen wollen. Das Warum ging niemanden außer Max, mich und Raphael etwas an. John und die anderen mussten das akzeptieren, dass sie die intimen Dinge nichts angingen - insbesondere Max' Grund zu gehen. Dazu sagte er nichts. Er schwieg eine Weile und verabschiedete sich schließlich. Ich wusste nicht, ob er mich verstand. Vermutlich brauchte er einfach Zeit. Das war in Ordnung. Ich erwartete nicht, dass er mir direkt verzieh.

Nachdem ich John alles erzählt hatte, stellten sich die anderen als Kleinigkeit heraus. Ich rief Joe als nächstes an. Auch wenn man ihn nicht so einschätzte, war er ein ziemlich guter Zuhörer. Alex war der verständnisvollste. Er fragte besorgt nach und schien sich sehr für meine psychische Verfassung zu interessieren. Das Gespräch mit ihm tat mir gut.

Toni und Maxwell waren die kürzesten Gespräche. Maxwell hatte den Galerieabend schon wieder fast vergessen, weil er anscheinend eine neue Kombination von chemischen Drogen an dem Tag getestet hatte und Toni interessierte sich einfach überhaupt nicht für Tratsch und war kein Fan von unnötigem Stress.

BESSER SAG NIX - SAG MIR ALLES | RAF CamoraWhere stories live. Discover now