32. Kapitel: Anthrazit Release

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Raphaels POV

"Auf Anthrazit!", grölte John. Alle stimmten ein, Gläser wurden angehoben und geext.

Ich hatte kein Problem mit Feiern, außer ich stand zu sehr im Mittelpunkt. Meine Musik sollte das Hauptthema sein und nicht ich. Dennoch stellten alle eingeladenen Pressevertreter viel zu persönliche Fragen und zu wenige über mein Album. Es ging niemanden etwas an, dass ich mich mit Anna traf. Tatsächlich führten diese Fragen dazu, dass ich erleichtert war, dass sie heute ihre mündliche Prüfung gehabt hatte und entsprechend noch in Köln saß, da sie es nicht rechtzeitig zurück geschafft hätte. Ich wusste nicht, ob ich es geschafft hätte vor der Presse so zu tun, als sei sie nur eine Bekannte, obwohl ich den Erfolg gerne mit ihr geteilt hätte.

Im Grunde war es für uns beide ein unglaublicher Tag. Sie hatte ihre Prüfung bestanden und ihre Vorbenotung behalten. Ihre Eltern hatten sie am OLG abgeholt mit Luftballons, Champagner und Blumen. Johann hatte alles gefilmt und in seine Instastory gestellt, die sie dann reposted hatte. Wie gerne hätte ich mit ihren Eltern an den Stufen gestanden und sie in Empfang genommen. Wie gerne hätte ich den Erfolg mit ihr geteilt. Die ersten Kritiken zu meinem Album waren gekommen und sie waren durchweg positiv. Wir hatten beide etwas zu feiern, nur dass wir es an verschiedenen Orten taten. Sie war erst um 18 Uhr aus der Prüfung rausgekommen. Es wäre unmöglich gewesen, rechtzeitig hier zu sein. Fast bereute ich, dass ich ihr gesagt hatte, sie solle den Termin wahrnehmen. Aber ihre Karriere war wichtiger als eine Party. Davon würden wir noch genug gemeinsam feiern können.

John kam mit Alkohol auf mich zu. Er drückte mir einen Whiskey in die Hand und zwinkerte.

"Natürlich auch auf Anna und ihren krassen Erfolg", raunte er, sodass nur wir beide es hören konnten. John wusste, warum Anna nicht hier war und verstand es ebenfalls. Er war ohne Elif gekommen. Sie hatte einen Modeljob in Paris angenommen. 

Ich grinste ihn an. "Auf Anna."

Ich ließ meinen Blick über die Menge schweifen. Die gesamte 187 Crew war gekommen, genau wie meine Jungs aus Wien. Die Pressevertreter stachen aus dem Publikum heraus, schienen aber auch genug Spaß zu haben.

"Schade, dass sie nicht hier ist", sagte John. "Aber andererseits hättet ihr die Finger nicht voneinander lassen können und dann wäre alles aufgeflogen."

Ich grinste. "Der Gedanke kam mir auch schon."

"Das mit Fotos hat sie gut weggesteckt, oder?"

Ich zuckte mit den Schultern. "Ja. War ja im Endeffekt nichts."

Meine Stimme klang ruhig und cool. Dennoch versetzte es mir einen Stich. Es hatte sich klären können, aber die ganze Situation war beschissen gewesen. Ich nahm Anna ihre Reaktion nicht übel. Jeder hatte das gleiche gedacht. Meine Schwester hatte mich angerufen und fünf Minuten lang nur ins Telefon gebrüllt. Dass Anna mir nicht hatte zuhören können, konnte ich nachvollziehen. Ich weiß nicht, wie ich reagiert hätte, hätte ich ähnliche Fotos von ihr erhalten.

Vor allem aber hatte die Situation bewiesen, wie knallhart Anna war. Sobald eine Verletzung drohte, schottete sie sich ab. Sie nahm keine Enttäuschungen hin. Wenn man einmal ihr Vertrauen verloren hatte, bekam man es nicht mehr. Deswegen schnitt sie solche Leute ohne zu zögern aus ihrem Leben. Sie war kein Mensch für zweite Chancen. Oder vergab sie anscheinend erst nach 12 Jahren. Ich würde nicht zulassen, dass das mir passierte.

"Vielleicht sollte sie mal mit Elif über solche Sachen reden. Über mich steht ja ständig was mit Weibern in der Presse", schlug John vor.

"Guter Vorschlag."

"Hey, Raf! Glückwunsch", unterbrach uns ein Journalist eines HipHop Senders.

"Danke." Ich drehte mich zu ihm um und setzte mein freundlichstes Fakelächeln auf, dass ich zustande brachte. John verpisste sich leise. Typisch.

BESSER SAG NIX - SAG MIR ALLES | RAF CamoraHikayelerin yaşadığı yer. Şimdi keşfedin