34. Kapitel: Ablenkung

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Raphaels POV

Annas Gesicht verzog sich zu einem Krampf. Ich trat zur Seite und beobachtete, wie sie meinen RS7 in die Parklücke fuhr. Vorwärts. Hätte sie nicht wenigstens rückwärts parken können. Und warum zur Hölle fuhr sie mein Auto.

Sie schaltete den Motor ab und stieg aus. Sie sah umwerfend aus in einem engen bordeauxroten Kleid, das ihre Vorzüge perfekt betonte, sie einem aber nicht aufzwang. Ihr Haar trug sie offen. Es war wieder ein Stück kürzer und dunkler geworden. Sie hatte ihren dunkelblonden Ansatz nicht nachblondieren lassen, sondern es bildete einen perfekten Verlauf in ihre blonden Spitzen. Es sah gut aus. Andererseits sah sie auch in Jogginghose heiß aus, auch wenn nichts den Anblick von ihr in einem meiner weiten Shirts am Morgen übertraf.

Innerlich schüttelte ich den Kopf. Ich würde jetzt nicht in Vorstellung verfallen, wie sie unter dem Kleid aussah. Anna schloss die Tür und lief auf mich zu. Sie rang sich ein Lächeln ab. Es war mir immer noch ein Geheimnis, wie sie auf so hohen Schuhen laufen konnte. Vielleicht hing es mit ihrer Körpergröße zusammen: je kleiner, desto besser lief man auf hohen Schuhen.

Anna schlang die Arme um mich und drückte mir einen Kuss auf. "Was machst du hier? Ich hab dich vermisst."

Ich erwiderte den Kuss. Vermisst hatte ich sie auch, aber das änderte nichts an der Tatsache, dass sie meinen Audi fuhr. Anna löste sich von mir, ihre Arme immer noch um meinen Nacken geschlungen. Aus Reflex legte ich meine Hände an ihre Hüfte.

"Ich dachte, du kommst erst morgen aus Bayern wieder." Sie lächelte, aber ich erkannte die Unsicherheit in ihren Augen. Mir machte sie nichts vor. Ihr Braun hatte diese Farbe angenommen, die sie hatte, wenn sie sich unsicher war oder über etwas hinwegtäuschen wollte. Dann sah es aus, als läge ein Film auf ihnen.

Aus zusammengekniffenen Augen sah ich sie an. "Ich wollte dich überraschen", sagte ich emotionslos.

"Ich hasse Überraschungen, aber das ist die schönste seit langem."

Sie zog mich wieder zu sich herunter und küsste mich. Ihr Duft nebelte mich ein. Ich ermahnte mich wieder, standhaft zu bleiben.

"Warum fährst du mein Auto?"

"Ich hab es für dich waschen lassen." Sie küsste meinen Hals entlang.

Der RS7 war tatsächlich sehr sauber. Sogar die Felgen waren geputzt.

"Und warum bretterst du dann mit mehr als 200 Sachen über die Autobahn?"

Anna hielt mitten in der Bewegung inne. Sie rückte ein Stück von mir ab. "Woher...?"

"Ich saß in dem Taxi, das du rechts überholt hast." Ich zog eine Augenbraue hoch und durchbohrte sie mit meinem Blick. Nur, weil ich auf der Autobahn nicht glauben konnte, meine Freundin am Steuer meines Audis erkannt zu haben, war ich überhaupt in die Garage gegangen anstatt direkt in meine Wohnung. Der leere Parkplatz und die Tatsache, dass Abudi mich aus unerklärlichen Gründen nicht abholen wollte, hatten mein Misstrauen geweckt.

"Oh." Sie biss sich auf die Lippe und sah schuldbewusst zu Boden.

"Also? Warum hattest du den Audi und nicht Abudi?"

"Ich hab ihn für dich Waschen lassen. Hab Abudi zufällig getroffen und er war in Eile. Da hab ich ihm das abgenommen."

"Und die Autobahn?"

"Ich konnte nicht widerstehen! Das Ding hat 200 PS mehr als meiner! Das ist so als würde man dir Pistazieneis vorsetzen und erwarten, dass du nur die Hälfte isst."

Unwillkürlich musste ich lachen. Ich zog sie wieder an mich heran. Sie zog mir die Snapback vom Kopf und fuhr mir durch das Haar.

"Und du weißt, dass ich eine gute Fahrerin bin. Ich hab gut auf dein Baby aufgepasst."

BESSER SAG NIX - SAG MIR ALLES | RAF CamoraOpowieści tętniące życiem. Odkryj je teraz