BESSER SAG NIX - SAG MIR ALLES | RAF Camora

2 | 27. Alles nur Worte

Es ist der 4. Mai. Anna und Raf könnten jetzt also 2. Hochzeitstag feiern hahaha.

Und @blueoceanbluesea hat heute Geburtstag: happy Birthday 🥰

@browniiie20, wenn ich mich richtig erinnere, hattest du gestern Geburtstag: alles Gute nachträglich!

Hier ist mein Geburtstagsgeschenk an Euch. ❤️ auch, wenn ihr mich eventuell steinigen wollt danach...

Annas POV - 2 Wochen später. Januar 2019

Alles nur Worte - die Diskussion über Weihnachten war nötig gewesen. Vermutlich hatte Raphael erst dann verstanden, dass es mir ernst war. Danach war er aufmerksam und zuvorkommend gewesen, eben der Raphael, den ich kannte und liebte. Am zweiten Weihnachtstag konnte ich Essen wieder bei mir behalten, sodass ich mich am 28. wohl genug fühlte, mit Raphael nach Wien zu fahren. Silvester verbrachten wir wie das Jahr davor mit der Ekipa. Auch wenn ich mich zwischen Raphaels Jungs mehr als nur wohl fühlte, war ich nicht ganz dabei. Körperlich war ich nicht fit. Ich hatte über Weihnachten komplett auf Medikamente verzichtet und mein Körper war wie im kalten Entzug. Wahrscheinlich hatte ich deswegen über Weihnachten nur im Bett gelegen. Eine andere Erklärung fiel mir nicht ein.

Raphael war in Wien geblieben und erst vorgestern zurückgekommen, um mit John aufzunehmen. Zu meiner großen Freude war John seitdem Dauergast in unserem Haus - was mich unter normalen Umständen nicht stören würde, aber morgen war nunmal die letzte Verhandlung der Warner Brothers Sache. Ich musste mein Schlussplädoyer halten und alles geben. Alleine bei dem Gedanken bekam ich Schweißausbrüche. Der Höhepunkt meiner bisherigen Karriere.

Und Johns Einfluss auf Raphael gefiel mir gar nicht. Mein Verständnis für Johns Situation hielt sich mittlerweile auch in Grenzen. Seine und Elifs Beziehung war gescheitert und beide hatten Schuld daran. Von Elif wusste ich, was er sich geleistet hatte; ich wusste aber auch, wie sie sich verhalten hatte. Aber beide waren erwachsen und John hatte eine Tochter. Warum fiel es ihm also so schwer, sich zusammenzureißen? Und warum war Raphael derjenige, zu dessen Problem das gemacht wurde?

John nahm mehr Drogen als jemals zuvor, trank mehr, kiffte mehr. Er sah furchtbar aus und selbst die Familienanwälte, die ich ihm gegeben hatte, würden nicht mehr lange verhindern können, dass er das Besuchsrecht vollständig verlieren würde. Ich konnte nicht mehr lange Verständnis für ihn aufbringen. Er war 33 Jahre alt und benahm sich wie ein fünfzehnjähriger. Ich hatte fast schon das Gefühl, dass ich ihn erziehen musste. Ständig lief ich ihm hinterher, weil er seinen Scheiß überall liegen ließ oder die Terrassentür beim Kiffen offen ließ. Mit seiner bescheuerten Nerf schoss er die orangen Pfeile überall hin und hatte es fast geschafft, eine teure Vase, die ich von meiner Oma geerbt hatte, umzunieten. Sogar Jona war besser darin, seine Spielsachen wegzuräumen.

Ich wusste, dass John genervt war, dass ich mich darüber beschwerte - aber er wohnte momentan in meinem Haus also hatte er sich an meine Regeln zu halten. Wenn ihn das störte, hatte er immer noch genug Geld für Hotels. Doch anscheinend konnte Bonez MC momentan nicht gut alleine sein. Wenigstens hatte er bis jetzt keine Groupies angeschleppt.

Raphael hockte fast jede freie Minute mit John zusammen. Sie planten die Tour weiter bis ins kleinste Detail, besprachen bis spät abends Tour-Merch, den neuen Vodka. Ich wurde nur ins Gespräch einbezogen, wenn ich zu meiner juristischen Meinung gefragt wurde. John konnte sich auf meine Rechnung freuen. Nur, weil er momentan bei uns wohnte, hieß das nicht, dass es meine Beratung umsonst gab. Die ließ ich mir auch noch um neun Uhr abends vergüten.

Ich hatte das Gefühl, dass John Raphael total einnahm - und er ließ es zu. John war erst drei Tage bei uns. Aber seit diesen drei Tagen war er die dritte Person in der Beziehung. Deswegen zweifelte ich ein wenig daran, ob Raphael meine Ansage an Weihnachten wirklich verstanden hatte. Soweit ich das mitbekommen hatte, hatte er sich noch nicht weiter gekümmert. Zwar war er aufmerksamer und entschuldigte sich jeden Abend dafür, dass John so anstrengend war. Doch aktiv hatte ich noch nicht mitbekommen, dass er sich um einen Ort kümmerte.