20. Kapitel: Pitbull in action

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Danke für 200 Votes!!! Viel Spaß mit dem neuen Teil!

Raphaels POV

Ich verstand Anna nicht und langsam gab ich auf. Ich hatte keine Lust darauf, mich so von einer Frau behandeln zu lassen. Sie war mir Samstag praktisch um den Hals gefallen, nur um mich keine Minute später von sich zu stoßen und abzuhauen. Ich musste ausgesehen haben wie der letzte Idiot.

Eins war mir klar: ich würde ihr nicht hinterherrennen. Wenn sie sich nicht meldete, würde ich es auch nicht. So einfach war das. Immerhin schuldete eindeutig sie mir die Erklärung für ihr Verhalten am Wochenende. Das Problem war nur, dass ich wirklich dringend eine Erklärung wollte. Ich wollte, dass sie sich meldete. Ich wollte sie sehen und ich wollte Zeit mit ihr verbringen. Noch dringender wollte ich sie nochmal küssen. Ich war selbst wütend über die Gefühle, die in mir tobten. Aber der Gedanke an ihre Lippen und ihre Finger in meinem Nacken jagten mir Schauer über den Rücken und ein heißes Gefühl breitete sich in meiner Brust aus. Ich konnte sie immer noch schmecken. Sie hatte geschmeckt, wie sie auch roch. Irgendwie würzig, mit einer fruchtigen Note. Es erinnerte mich an den Geruch in der Küche meiner Oma in Napoli. Es erinnerte mich an zuhause. Vielleicht war das auch der Grund, warum ich noch immer Hoffnung hatte und den Gedanken an sie nicht aufgeben wollte.

Ich war nervös davor, sie zu sehen. Ich hatte mit niemandem über den Vorfall gesprochen. Den Fragen meiner Schwester war ich ausgewichen und hatte sie mit Stress wegen des Albums vertröstet.

Dienstag saß ich in meinem Audi und wartete vor einem Berliner fünf Sterne Hotel auf John. Er hatte mich gebeten, ihn abzuholen. Er hatte immer noch keinen Führerschein, aber vor kurzem den zweiten Mercedes bestellt. Er war auch mit dem Mercedes hier, aber am Wochenende nur haarscharf einer Polizeikontrolle entkommen, sodass er es kein zweites Mal riskieren wollte.

Er stieg ein und nickte mir zu. "Was geht?"

Ich zuckte mit den Schultern. "Hoffe einfach, dass wir noch ein paar Nullen rausschlagen können."

"Anna regelt das schon", meinte John zuversichtlich und fuhr sich durchs müde Gesicht. Beim Klang ihres Namens sackte mein Herz ein wenig ab. Ich hatte meine Nervosität eigentlich im Griff gehabt. Eigentlich. Denn jetzt überrollte sie mich fast. Ich hatte schon Angst ihr zu begegnen jedes Mal wenn ich die Tür verließ, doch ich hatte weder sie noch ihren Bruder in den letzten Tagen gesehen. Der Porsche war aus der Garage verschwunden und Annas Audi fehlte auch meistens. Johann war also vermutlich weg. Die Tatsache, dass noch alle meine Knochen heil waren, verriet mir, dass er wohl nichts von dem Vorfall mitbekommen hatte. Obwohl Johann fast einen Kopf kleiner war als ich, nahm ich seine Drohung irgendwie ernst. Es war jedem deutlich geworden, wie nah sich die beiden stehen. Anna vertraute Johann blind, was man an den kleinen Gesten bemerken konnte. Und Johann vergötterte sie. Jedes Mal, wenn er sie ansah, lag unausgesprochene Bewunderung in seinen Augen.

"Können wir noch irgendwo Kaffee holen?", riss John mich aus meinen Gedanken. "Ich muss wach werden."

"Nee, Bruder. Wir sind schon spät dran." Das waren wir tatsächlich und ich wollte keine genervte Anna riskieren. Immerhin war ihr deutsche Pünktlichkeit sehr wichtig.

Er seufzte. "Hoffentlich bieten die mir Kaffee da an." Er sah aus dem Fenster. "Dachte irgendwie, dass du Anna vielleicht mitnimmst."

"Wieso das denn?", fragte ich ehrlich überrascht.

"Weil ihr nebeneinander wohnt?"

"Ach so. Nee, die war schon weg als ich in die Tiefgarage kam." Ich fragte mich ehrlich, warum ich nicht auf die Idee gekommen war und das angeboten hatte. Dann wären wir kurz alleine gewesen und ich hätte es ansprechen können. Aber dafür hätte ich mich bei ihr melden müssen. Die Situation war so kindisch und dämlich, dass ich mich wieder über mich selbst ärgerte. Vielleicht würde sich ja nach dem Gespräch eine Situation bieten, um das Gespräch mit ihr zu suchen. Das wäre vermutlich die geschickteste Lösung.

BESSER SAG NIX - SAG MIR ALLES | RAF CamoraWhere stories live. Discover now