Erwachen

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Jocelyn versuchte, ihre Augen zu öffnen, doch sie wusste nicht einmal, ob sie Augenlider besaß. Sie fühlte sich körperlos. Als wäre ihre Seele zwar noch an die Erde gebunden, aber ihr Körper schon längst nicht mehr Teil von ihr. In ihr war Dunkelheit, sie war Dunkelheit. Nebel. Schmerzen. Stille. Lärm. Sie konnte nicht sagen, wo sie sich befand. War sie in einer Art Zwischenwelt gefangen? War das Sterben? Hatte sich so Tante Fiona gefühlt?
Tante Fiona.
Mit einem Schlag war es zurück, war Jocelyn zurück.
In einer Welt, in die sie nicht zurückkehren wollte.
Sie schaffte es, ihre Augen zu öffnen. Über ihr, um sie herum, war Dunkelheit. Feuchte. Kälte. Sie versuchte, sich zu bewegen und eine Schmerzwelle jagte wie ein elektrischer Schlag durch ihren Körper. Sie keuchte auf und das Geräusch war so weit weg und fremd, dass sie nicht sicher war, ob es tatsächlich aus ihrem Mund gekommen war.
Wo war sie?
Sie versuchte sich zu erinnern.
Der Raum.
Das Geräusch der fallenden Holzscheite im Kamin.
Schmerzen, unvorstellbare Schmerzen.
Voldemort, seine grauenerregende, unmenschliche Fratze über ihr.
Abseits, wie ein unbeteiligter Beobachter, ihr Bruder. Lorcan. Mit toten Augen, scheinbar ganz weit weg von ihr, unerreichbar.
War sie vielleicht doch tot?
Voldemort hatte nicht vorgehabt, sie am Leben zu lassen.
Sie hatte es gesehen, in seinen rotglühenden Augen.
Jocelyn versuchte erneut, sich zu bewegen und hatte dieses Mal mehr Erfolg. Ihr rechter Fuß ließ sich leicht bewegen, fast nur ein Zucken, aber genug, um ihr zu zeigen, dass sie tatsächlich noch lebte.
Was sie zu der nächsten Frage brachte.
Wie ist das möglich?
Während sie darüber nachdachte, stiegen Stimmen in ihr auf wie aus dichtem Nebel.
„Sie hat durchaus noch einen Nutzen, Herr."
„Es wundert mich nicht, dass du der Meinung bist."
„Nein, nein, nicht deshalb, Herr. Sie bedeutet mir nichts. Wenn es nur das wäre, würde ich Euch sogar auffordern, sie zu töten, Herr. Nein, ich meine vielmehr, dass sie Euch helfen könnte, Harry Potter zu schnappen."
„Lügen, Lügen, nicht als Lügen."
„Harry Potter hat besonderes Interesse an meiner Schwester, wenn Ihr versteht, Herr. Bereits kurz nach ihrer Ankunft in Hogwarts hat er sie kaum noch aus den Augen gelassen. Er hat Malfoy sogar mit dunkler Magie angegriffen, weil ihn die Eifersucht fast zerfressen hat. Ihr müsst mir glauben, Herr, ich lüge nicht."
„Selbst wenn du nicht lügst, was sollte mir das helfen?"
„Ihr könntet sie als Köder benutzen. Harry Potter liebt es, den Beschützer zu spielen. Er würde nicht zögern, wenn er sie in Gefahr wüsste."
Jocelyn lag da und lauschte weiter in ihr Inneres, aber nun war es ruhig, vollkommen und ohnmächtig still.
Sie versuchte, zu begreifen.
Und scheiterte.

Pst.", Ginny drückte den bebenden Körper der kleinen Gryffindor Erstklässlerin an sich. „Es ist in Ordnung."
„N-nichts i-ist in Ord-nung", schluchzte diese.
Stumm stimmte Ginny ihr zu.
Sie saßen im Gryffindor Gemeinschaftsraum und in der Luft, in dem Flüstern ringsherum, lag unverhohlene Angst. Sie hatten alle gewusst, dass dieses Schuljahr anders werden würde, doch niemand von ihnen hatte geahnt, wieanders es tatsächlich werden würde.
Dieser Ort, dieser magische, großartige Ort des Wissens, war zu etwas grauenhaftem verkommen. Sie hatten erwartet, Hogwarts zumindest ansatzweise so vorzufinden, wie sie es letzten Sommer verlassen hatten, aber stattdessen war die Schule kaum noch wiederzuerkennen.
Obwohl Ginny erwartet hatte, dass Snape das größte Problem darstellen würde, waren es wohl vielmehr die Carrow-Geschwister, die ihnen das Leben schwer machen würden. Die beiden plumpen, grobschlächtigen Todesser übertrafen in ihrer Grausamkeit sogar Umbridge. Amycus Carrow hatte sie heute dazu bringen wollen, den Cruciatus-Fluch an Schülern auszuprobieren, die sich bereits jetzt schon nachsitzen eingebrockt hatten. Ein Siebtklässler aus Rawenclaw hatte ebenjenen zu spüren bekommen, nachdem er es gewagt hatte, Alecto im Muggelkundeunterricht zu unterbrechen während ihrer Hasstirade über Muggel, die ihrer Meinung nach nicht viel intelligenter waren als Tiere.
Sie alle fühlten sich merkwürdig betäubt, als hätten sie sich unerwarteter Weise in einer Art schrecklichen Parallelwelt wiedergefunden. Den Lehrern von Hogwarts schien es ähnlich zu gehen. Sie waren entmachtet worden. Ihnen blieb nicht viel anderes übrig, als die Grausamkeiten zu dulden, wenn sie nicht riskieren wollten, dass es ihnen gleich erging wie all den Menschen, die nun nur noch Namen auf Grabsteinen waren, ebenjenen, die bereits durch Voldemort und seine Gefolgschaft einen höchst schrecklichen und unsinnigen Tod hatten sterben müssen.
Ginny stand von ihrem Platz neben dem Kamin auf und durchquerte den Raum. Sie hegte den dringenden Wunsch, allein zu sein. Obwohl das gerade einmal der erste Schultag gewesen war, fühlte sie sich bereits vollkommen ermattet.
„Ginny!", hielt sie Lavenders Stimme zurück.
Ginny blieb stehen und drehte sich um. Lavenders Locken standen wild ab und ihr herzförmiges Gesicht glühte. Die Gryffindor hatte gerade eben atemlos den Gemeinschaftsraum betreten.
„Ginny, Professor Carrow will dich sehen."
Die Aussage bewirkte, dass die sowieso schon gedämpfte Lautstärke im Gemeinschaftsraum noch weiter herunter gedreht wurde. Ginny spürte die entsetzen Blicke der anderen auf sich und fühlte ihren Herzschlag schneller werden. Doch sie ließ sich nichts anmerken.
„Welcher von den Carrows?", fragte sie nur.
„Amycus.", stieß Lavender hervor und ihre großen, braunen Augen glänzten feucht. Sie machte das Ganze nur noch schlimmer. Ginny wünschte sich, Lavender würde einfach aufhören, sie mit diesem mitleidigen Blick anzuschauen. „Er steht vor dem Gemeinschaftsraum."
Ginny schnippte ihre lange, rote Haare nach hinten und sagte mit aller Gelassenheit, die sie aufbringen konnte: „Nun, dann lasse ich ihn wohl lieber nicht warten, was?"
Die Erstklässlerin, die Ginny gerade noch getröstet hatte, fing erneut an zu weinen und Ginny hörte ein Raunen durch den Raum gehen.
Ginny hielt sich gerade und ging auf den Ausgang des Gemeinschaftsraumes zu. Bevor sie durch die Öffnung in der Wand nach draußen trat, atmete sie tief durch.
Amycus Carrow erwartete sie bereits. Seine dunklen, glänzenden Augen über der großen, falkenähnlichen Nase schauten ihr mit einem fiesen Ausdruck darin entgegen.
„Da ist ja die Weasley-Brut."
„Ihnen auch einen schönen Abend, Professor.", entwich es Ginny ironisch, bevor sie sich zurückhalten konnte.
Amycus kniff die Augen zusammen und betrachtete sie finster. „Wenn ich hier Schulleiter wäre, würde ich dich Blutsverräter-Schlampe nicht mehr frei rumlaufen lassen.", stieß er hervor und spuckte vor sich auf den Boden. „Du und deine Familie- Dreckspack. Seid richtig eng mit Potter, was?"
Er packte Ginny am Arm und schleppte sie hinter sich her. Diese riss sich wütend los. „Ich kann alleine laufen. Sir."
Amycus zog seinen Zauberstab und stieß Ginny vor sich. Sie spürte die Spitze von Amycus' Zauberstab in ihrem Rücken.
„Dann lauf schon.", schnarrte er.
Ginny hielt es für schlauer, nichts mehr zu sagen, weshalb sie den ganzen Weg zu dem Schulleiterbüro schwiegen. Die Treppe vor dem Büro brachte sie wie immer eigenständig nach oben und nach einem kurzen Klopfen öffnete Amycus die Tür.
„Da ist sie.", sagte er und gab Ginny einen Stoß in den Rücken, sodass sie vorwärts in das Büro des Schulleiters stolperte. Sie weigerte sich, es Snapes Büro zu nennen, denn für sie war es immer noch Dumbledores Büro, auch wenn Snape dem Raum inzwischen seine eigene Note aufgezwungen hatte.
Schwarze Vorhänge vor den Fenstern, merkwürdige Glasgefäße mit noch merkwürdigerem Inhalt auf dem Schreibtisch und ein schwerer, schwefelartiger Geruch in der Luft.
Snape saß hinter dem Schreibtisch, auf Dumbledores Stuhl, seine schwarzen, fettigen Haare hingen ihm wie ein Vorhang vor dem bleichen, harten Gesicht und hinter seinem Stuhl standen - wie zwei schwarze Schatten - links und rechts zwei Todesser mit Masken.
Ginny spürte, wie sich ihr Magen zusammenzog. Das Ganze, dieses merkwürdige Bild, das sie hier erwartete, bereitete ihr Unbehagen.
Doch wieder versuchte sie, sich ihre Angst nicht anmerken zu lassen.
„Was kann ich für Sie tun, Professor Snape?"
Offenbar hatte sie ihren Sarkasmus nicht gut genug versteckt, da Snape eine dunkle Braue hob. Mit seiner öligen, leisen Stimme antwortete er: „Nicht für mich, Miss Weasley- jedoch möchten die zwei Herren mit Ihnen sprechen."
Wie auf ein Stichwort hin, traten die zwei Todesser vor und wieder überkam Ginny ein unangenehmes Gefühl in der Magengrube, als sie in die maskierten Gesichter schaute.
„Danke, Amycus.", schnarrte Snape und Ginny, die den plumpen Professor schon fast vergessen hatte, drehte sich zu ihm um.
Er stand immer noch im Türrahmen, mit kaum verhohlener Neugier im Gesicht. Nachdem Snape ihn derart unsanft dem Raum verwiesen hatte, verzog er finster das Gesicht und trat nach hinten. Mit einem gut vernehmlichen Knall wurde die Tür ins Schloss gezogen. Ginny hatte das Gefühl, als wäre ihre Luftröhre enger geworden, als würde nicht mehr genug Luft hinein dringen können.
Es kostete ihr sämtliche Kraft, äußerlich ruhig zu wirken, während sie zusah, wie die zwei Todesser um den Schreibtisch herum kamen. Sie stand immer noch mitten im Raum und nun umkreisten die Todesser sie, wie zwei Falken eine Beute umkreisten. Der eine von ihnen lief so dicht an ihr vorbei, dass sein Umhang ihren Arm streifte. Sie atmete nervös ein und der schwere, etwas herbe Geruch seiner Seife oder seines Parfüms löste in ihr eine Art Wiedererkennen aus. Sie riss den Kopf herum, vergaß dabei, ihre unbeteiligte Miene aufrecht zu halten und blickte geradewegs in ein blassblaues Augenpaar über der Maske.
Lorcan starrte sie an, ohne zu blinzeln. Ginny spürte, wie das Blut in ihr zu kochen begann. Sie konnte selbst nicht sagen, welches Gefühl sie da durchströmte. War es Ärger? Sie spürte, wie ihre Wangen zu glühen begannen.
„Sicher kannst du dir denken, weshalb wir hier sind.", sagte der andere Todesser, der nun vor ihr stehen blieb, während Lorcan dicht hinter ihr verharrte.
Ginny kribbelte es im Nacken. Sie fühlte sich schutzlos, verletzlich.
Sie kannte den anderen Todesser nicht, aber sie achtete sowieso kaum auf ihn. Sie konzentrierte sich so sehr darauf, wie Lorcan hinter ihr sein Gewicht verlagerte, dass sie kaum zuhörte.
„Ich möchte dir einen gut gemeinten Rat geben: Versuche nicht, uns jetzt zu belügen.", die Stimme des fremden Todessers forderte ihre Aufmerksamkeit.
Ginny schluckte und zermarterte sich den Kopf nach einem spöttischen Spruch, der sie wieder obenauf sein lassen würde, doch ihr Gehirn war wie leergefegt.
Der Todesser ging langsam um sie herum und Lorcan nahm nun seinen Platz ein. Während Ginny in seinen Augen nach irgendeiner Art von Emotion suchte, sagte er mit ausdrucksloser Stimme: „Ich verlange, dass du mir sagst, wo sich Potter aufhält."
Ein Teil von Ginny wollte ihn schütteln, ihm irgendeine Art von Emotion entlocken, während der andere einfach nur zusammenbrechen wollte. Es war zu viel, es war einfach zu viel. Sie hatte den schlimmsten Schultag aller Zeiten hinter sich, Hogwarts war nicht mehr Hogwarts, sie hatte keine Ahnung, wie es ihrem Bruder ging und ob er überhaupt noch am Leben war und nun auch noch das.
„Ginny.", Lorcans Stimme riss sie zurück. Sie blinzelte und auf einmal, unvermittelt, schoss ihr die Erinnerung in Kopf.
Sie hob die Hand und legte sie vorsichtig auf seine Wange. Sie zeichnete mit den Fingerspitzen die Konturen seiner hohen Wangenknochen nach und gerade als Ginny sie hinunter zu seinen bebenden Lippen wandern lassen wollte, packte er abrupt ihre Hand, senkte den Kopf und presste hart und stürmisch seinen Mund auf ihren. Sie zog überrascht die Luft ein, während er eine Hand in ihren Haaren unter der Kapuze verschwinden ließ und ihren Kopf zu sich zog. Sie schloss die Augen, spürte seine kühlen Lippen auf ihren...
Ginny zog scharf die Luft ein und auf einmal fragte sie sich, ob das tatsächlich passiert war. Wenn sie nun in diese harten, blassblauen Augen blickte, bezweifelte sie es.
„Antworte."
Ginny schrie auf, als der unbekannte Todesser hinter ihr fest in ihre Haare griff und ihren Kopf zu sich nach hinten zog. Er presste seinen Zauberstab seitlich an ihren Hals, dort wo panisch ihr Puls unter ihrer Haut schlug, und zischte: „Geduld ist nicht meine Stärke."
Ginny spürte, wie Lorcan dicht vor sie trat und sie senkte den Blick, versuchte erneut, irgendetwas in seinen Augen zu erkennen.
„Lass schon.", meinte er ruhig zu dem Mann hinter Ginny, ohne diese anzuschauen. Nach kurzem Zögern gehorchte der Todesser und ließ Ginnys Haare frei.
„Es gibt andere Wege, um zu bekommen, was wir wollen. Sehr viel wirksamere."
Lorcan sah immer noch den Todesser an, während er eine Hand auf Ginnys Schulter legte. Sie steckte in schwarzen Handschuhen, das Leder fühlte sich kalt auf Ginnys Haut an. Lorcans Blick wanderte nun quälend langsam über ihre Stirn, hinunter bis zu ihren Lippen, bevor er ihr unvermittelt in die Augen sah. Nein, er sah ihr nicht bloß in die Augen- vielmehr bohrte er seine Augen in ihre, als würde er dahinter die Geheimnisse ihrer Seele ablesen können.
Sie vernahm ein leises Geräusch, wie ein Flüstern und spürte plötzlich die Spitze seines Zauberstabs in ihrer Seite, bevor sein Gesicht vor ihren Augen verschwamm.
„Mum!"
Ginny polterte die Treppe hinunter in den Wohnraum, aufgeschreckt von dem Schrei, den sie gehört hatte. Sie fand ihre Mutter auf der Couch vor. Eingewickelt in eine Decke, saß sie regungslos da, mit tränenüberströmtem Gesicht.
„Was ist los?", fragte Ginny atemlos. „Was ist passiert?"
Ihre Mutter sah sie an und doch schien sie durch sie hindurch zu schauen.
„Ihr wart tot. Ihr wart alle tot, Ginny.", sagte sie tonlos.
Sämtliche Luft schien aus Ginny zu weichen. Kraftlos sank sie auf die untere Treppenstufe, während sie murmelte: „Du hast nur geträumt, Mum."....
Sie lief langsam durch das Zelt und sah Bill entgegen, der freudestrahlend neben seiner frischgebackenen Braut stand. Glück und Trauer lieferten sich einen Kampf in ihr. Ihr Blick fing Rons auf, der ihr zuzwinkerte...
„Das Ministerium ist gefallen. Sie kommen." Chaos brach aus, Leute schrien und Ginny wurde immer wieder angerempelt, als die Hochzeitsgäste panisch versuchten zu fliehen. „Harry!", sie hörte Hermine schreien, sah, wie sich die Brünette verzweifelt einen Weg durch das Chaos bahnte, um Harry zu erreichen. Sie erreichte ihn im selben Moment wie Ron. Ginny hatte gerade noch Gelegenheit, sie disapparieren zu sehen, bevor genau vor ihr ein Todesser auftauchte und sie erschrocken zurück stolperte, den Zauberstab ziehend...
Mit einem Ruck riss Ginny sich zurück in die Gegenwart. Die blassblauen Augen hielten sie immer noch gefangen, hatten sie offenbar keine Sekunde lang losgelassen.
Ginny schnappte nach Luft, es war ihr, als würde sie aus tiefem Gewässer auftauchen.
„Bedauerlich.", ließ Lorcan verlauten und ließ Ginny abrupt los.
„Was?", fragte der Todesser ungehalten.
„Sie weiß nichts. Sie ist nutzlos.", antwortete Lorcan und wandte Ginny den Rücken zu.
Das brachte das Fass zum Überlaufen.
„Arghhh", mit einem wütenden Schrei stürzte Ginny sich auf Lorcan. Sie prallten gegen Snapes Schreibtisch, der mit einem Zischen aufsprang, und Ginny zerrte an Lorcans Umhang, riss Lorcan an seinem Kragen nach hinten, während sie versuchte, an ihren Zauberstab zu kommen. Im nächsten Moment wurde sie jedoch von Lorcan weggerissen und schwebte mit den Füßen einige Zentimeter über dem Boden. Der große, bullige Todesser hatte ihr einen Arm um die Mitte geschlungen und sie hochgehoben, als wäre sie eine Puppe.
Lorcan wirbelte herum und zu Ginnys Genugtuung sah sie, dass endlich eine Emotion in seinen blassblauen Augen zu erkennen war. Es dauerte, bis sie merkte, dass es Belustigung war, die in seinem Blick zu lesen war. Tatsächlich schien er so belustigt, dass er plötzlich auflachte. Es war ein kurzes, atemloses Geräusch und es schien ihn selbst zu überraschen.
„Meine Güte, sie hat wirklich Feuer.", murmelte Lorcan, fast wie zu sich selbst, während er seinen Umhang und seine Maske richtete.
„Du verfluchter Mistke-"
„Schhh.", Lorcan trat vor sie und legte fest die behandschuhte Hand auf ihren Mund. „Halt deine Zunge im Zaun, Wieselmädchen."
Ginny versuchte, mit den Füßen nach ihm zu treten, aber er wich ihr geschickt aus.
„Na, schön.", meinte er schließlich zu dem anderen Todesser. „Lass uns gehen."
Dieser ließ sie so unvermittelt los, dass sie nach vorne prallte. Lorcan fing sie auf und sekundenlang ruhten seine Hände auf ihren Hüften.
„Sachte", wisperte er.
Und dann, bevor er sie losließ, hauchte er ihr etwas zu, was sie erstarren ließ.
„Ich habe das Gefühl zu ersticken. Hilf mir, Wieselmädchen."
„Harry, ich halte das für eine wirklich sehr dumme Idee."

Burning DarknessWaar verhalen tot leven komen. Ontdek het nu