Teufelsbrut

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Wütend zog Ginny die Bürste durch ihre feuerroten Haare, immer und immer wieder, während sie sich mit verbissener Miene im Spiegel betrachtete.
„Braucht das hier drin noch lange, Schwesterchen? Ich müsste da dringend rein.", Fred war im Rahmen der Badezimmertür aufgetaucht und betrachtete sie mit zweifelnder Miene.
Ginny knallte die Bürste etwas zu fest auf die Ablage über dem Waschbecken und wollte an Fred vorbei durch die Tür gehen, doch ihr großer Bruder hielt sie am Arm fest.
„Alles in Ordnung, Ginny?", verlangte er zu wissen, immer noch diesen zweifelnden Ausdruck im Gesicht.
Ginny warf gereizt die Haare über die Schulter und schenkte ihrem Bruder ein spöttisches Grinsen.
„Natürlich, Fred. Es ist alles in Ordnung, nein, noch viel besser, es ist alles fantastisch. Ist ja nicht so, als wäre mein Bruder da draußen und stünde in Gefahr, von Todessern getötet zu werden. Es geht mir super. Wie könnte es das nicht, wo wir doch höchstwahrscheinlich von Todessern observiert werden?"
Ginny schnappte hörbar nach Luft und wandte den Blick von Fred ab. Erneut hielt er sie davon ab, aus der Tür zu gehen.
„Hey", meinte er sanft und seine brüderliche Fürsorge machte alles nur noch schlimmer. Sie hatte verdient, dass er gemein zu ihr war.
„Ich bin so dumm, Fred.", platzte es aus ihr heraus. Sie konnte ihrem Bruder nicht in die Augen sehen, weshalb sie den Blick fest auf Freds Badeschlappen gerichtet hielt, auf deren Oberseite Froschköpfe aufgenäht waren, die manchmal wenn er lief ein leises Quaken vernehmen ließen. Sie fragte sich kurz, ob diese wohl neuerdings zum Sortiment von Weasley's Zauberhaften Zauberscherzen gehörten.
„Wieso genau?", fragte Fred scherzhaft. Doch obwohl er wie immer lächelte und ganz wie der Alte wirkte, erkannte Ginny in seinen Augen dieselbe Sorge, die sie auch seit Wochen nicht mehr richtig schlafen ließ.
In diesem Moment drang durch die Schlafzimmertür ihrer Eltern ein gedämpftes Schluchzen. Sie hörten, wie ihr Vater mit leiser Stimme versuchte, ihre Mutter zu trösten.
Plötzlich war Ginny selbst den Tränen nahe. Es fühlte sich so schrecklich an, sie hatte das Gefühl, dass ihre Familie nach und nach zerbrach. Erst Percy, der ihnen den Rücken zugewandt hatte und nun Ron, der da draußen sein Leben riskierte.
Ginny fühlte sich unendlich erschöpft. Sie schloss kurz die Augen und murmelte dann: „Sprechen wir morgen?"
Fred seufzte, doch dieses Mal ließ er sie durch, als sie durch die Badezimmertür nach draußen drängte. Eilig verschwand Ginny die Treppe hinauf in ihr Zimmer.
Sobald sie die Tür hinter sich geschlossen hatte, ließ sie sich auf ihr Bett sinken, das Gesicht in den Händen vergraben. Als sie den Kopf irgendwann wieder hob, fiel ihr Blick auf das Kleid, das sie bei der Hochzeit getragen hatte und das nun auf einem Bügel an ihrem Kleiderschrank hing.
Ich schätze, in Zukunft wirst du in meinen Träumen dieses Kleid tragen.
Lorcans sanfte Stimme schien wie ein körperloses Wesen durch den Raum zu schweben. Ginny schoss das Bild von seinen blassblauen Augen durch den Kopf.
Sie hasste sich so sehr dafür, wie schwach sie war.
Ich kann dafür sorgen, dass du unter den Schutz des Ordens kommst, du musst dich nur dafür entscheiden, hörte sie sich selbst wieder flehend sagen und verzog den Mund.
Sie konnte immer noch nicht glauben, wie sehr sie sich erniedrigt hatte.
Lorcan Fortescue war ein Todesser, er gehörte zu ebenjener Gruppe von Leuten, die Jagd auf Ron, ihren Bruder, machten und die auch Ginnys restliche Familie bedroht hatte. Ganz davon abgesehen, dass sie vermutlich gerade von ebenjener Gruppe von Leuten beobachtet wurden, in der Hoffnung, dass Harry so dumm sein würde, bei ihnen Unterschlupf zu suchen. Wie hatte sie all das nur vergessen können?

Eine flackernde, nackte Glühbirne, die an einer Schnur von der Decke hing, bot die einzige Beleuchtung in dem dunklen Zimmer. Jocelyns Wange ruhte auf dem kalten, klammen Steinboden und, die Knie an die Brust gezogen, versuchte sie verzweifelt, den letzten Rest Wärme in ihrem Körper zu speichern. An einer Stelle des Bodens, nur wenige Zentimeter von ihrer Wange entfernt, tropfte es von einer undichten Stelle in der Decke hinunter. Tropf, tropf, tropf. Unablässig. Jocelyn zitterte wie verrückt. Mit brennenden Augen hielt sie die schwere Eisentür im Auge. Sie versuchte mit aller Kraft, wach zu bleiben. Sie durfte nicht einschlafen, nicht, wenn er jeden Moment zurück kommen könnte. Doch ihre Augenlider gehorchten ihr nicht. Sie musste zusehen, wie sie langsam über ihre Augen glitten und alles in Dunkelheit hüllten.
Sie wachte mit einem Ruck auf, als eine schwere Tür ins Schloss fiel. Nach Luft schnappend fuhr sie nach oben, doch unnachgiebige Eisenketten, die um ihre Handgelenke geschlungen waren, hielten sie am Boden. Greyback lächelte auf sie herab und sie sah seine spitzen, blutverschmierten Zähne, das wahnsinnige Glitzern in seinen Augen. Jocelyn öffnete den Mund, um zu schreien, doch ihr entwich nur ein heiseres Keuchen.
Greyback ging vor ihr in die Hocke und senkte den Kopf. Sein heißer, widerlich stinkender Atem glitt feucht über ihre Haut, während er zu überlegen schien, in welche Stelle ihres Körpers er als erstes seine Zähne schlagen wollte.
Jocelyn kämpfte in panischer Angst gegen die Eisenketten an und merkte, wie ihr Hals immer enger wurde. Ihre Sicht verwischte, wurde unklar und sie blinzelte wie verrückt, um wieder besser sehen zu können. Greyback hob seinen Kopf und das Licht der flackernden Glühbirne fiel auf sein Gesicht. Jocelyn schrie auf, zumindest versuchte sie es, aber erneut kam nur ein Krächzen aus ihrem Hals. Es war nun Lorcan, der auf sie herabblickte- mit rotglühenden, schlangenförmigen Augen...
Jocelyn schreckte im Bett nach oben. Ihr Schlafshirt klebte feucht an ihrem Rücken. Ihr keuchender Atem war das einzige Geräusch in der Dunkelheit des kleinen Zimmers. Ihr Blick glitt hinüber zu Draco. Sein blonder Haarschopf hob sich hell gegen das Kopfkissen ab. Er lag von ihr abgewandt, aber an der Art und Weise, wie sich sein Rücken sachte und gleichmäßig bewegte, erkannte sie, dass er nicht aufgewacht war. Sekundenlang, vielleicht auch minutenlang, starrte Jocelyn auf seinen Rücken. Sie kämpfte mit sich. Am liebsten hätte sie ihn geweckt und die schreckliche Angst in ihrem Inneren mit ihm geteilt, aber andererseits musste sie daran denken, wie abweisend er die letzten Tage, Wochen, zu ihr gewesen war.
Jocelyn war klar, dass sie nicht mehr einschlafen konnte. Sie wollte es auch gar nicht erst versuchen- so sehr hatte sie Angst davor, Lorcans rotglühende Augen noch einmal sehen zu müssen. Sachte schlug sie die Bettdecke zurück und rutschte auf der Matratze nach vorne, um aufzustehen. Ihre bloßen Füße trafen auf den kalten Boden und sie zuckte zurück. So leise wie möglich lief Jocelyn nach draußen und schloss langsam und bedacht die Tür hinter sich. Sie lief den schmalen Flur hinunter, der von dem Mondlicht beleuchtet war, der durch das Fenster fiel. Der Mond warf ein unheimliches, bläuliches Licht. Sie fühlte sich wie eine Schlafwandlerin, während sie durch das totenstille Haus in Richtung Küche lief. Sie war ebenfalls dunkel bis auf das Mondlicht und erst als Jocelyn sich Wasser aus dem Hahn in ein Glas gelassen und sich umgedreht hatte, erblickte sie die reglose Gestalt auf dem Stuhl neben dem Esstisch.
Sie schrak so heftig zusammen, dass das Wasser im Glas überschwappte und ihre nackten Füße, sowie den Fußboden benetzte.
Narcissa drehte den Kopf in Jocelyns Richtung und das Weiß ihrer Augen war fast überirdisch hell in der Dunkelheit der Küche. Sie sagte kein Wort.
Jocelyn schluckte.
„Sie haben mich erschreckt.", murmelte sie, fast schon schüchtern.
Seit sie mit Draco hier angekommen war, hatte sie kaum mehr als ein paar Sätze mit seiner Mutter gewechselt.
„Weißt du, wie er gestorben ist?"
Jocelyn zuckte zusammen, als hätte Narcissa geschrien, obwohl sie kaum mehr als geflüstert hatte.
„Was..."
„Es war ein unehrenhafter Tod. Er musste leiden, sehr sogar."
Jocelyn überfiel ein schreckliches Gefühl von Unwirklichkeit und einen Augenblick wünschte sie sich, dass sie noch träumen würde. Irgendetwas an Narcissas blassen Augen bescherte ihr ein beklemmendes Gefühl.
„Der Dunkle Lord hat ihn gefoltert mit dem Cruciatus-Fluch und Lucius...", Narcissa zog so scharf die Luft ein, dass Jocelyn erneut zurückzuckte. „Lucius hat so qualvoll geweint...Nie werde ich vergessen, wie er geweint hat, mein ehemals so stolzer Mann. Er hat ihn gebrochen."
Narcissa hob den Kopf und hatte sie zuvor ins Nichts gestarrt, fokussierte sie ihren Blick nun auf Jocelyn.
„Dann hat er deinem Bruder befohlen, Lucius zu töten."
„Nicht", presste Jocelyn hervor. Sie ging rückwärts, in Richtung Tür.
Narcissa hob ihren Zauberstab so schnell, dass Jocelyn nicht einmal sehen konnte, was sie vorhatte, bevor es zu spät war. Sie konnte keinen Muskel mehr rühren. Bewegungsunfähig starrte sie Dracos Mutter an.
Diese war aufgestanden und strich um sie herum, den Zauberstab immer noch in der Hand.
„Du bist es mir schuldig, dir anzuhören, was ich zu sagen habe.", ihre Stimme war nicht wütend, noch immer lag diese unheimliche Ruhe in ihr.
„Ich habe deinen Bruder währenddessen genau beobachtet. Es war wie ein Bann, ich konnte meinen Blick nicht abwenden von dem Jungen, der die Aufgabe bekommen hat, meinen Mann zu töten. Meinen Mann, der reglos auf dem Boden gelegen hat, zusammengekauert wie ein kleines Kind. Vielleicht wollte ich herausfinden, ob Bedauern in seinem Blick liegt, vielleicht wollte ich auch einfach nur nicht Lucius anschauen. Lorcan Fortescue, kaum älter als mein Sohn, ist über Lucius aufgeragt, den Zauberstab erhoben. Er hat keine Sekunde gezögert, bevor er den Spruch ausgesprochen hat."
Narcissa stand nun wieder genau vor Jocelyn. Ihre blassen Augen glänzten fast schon fiebrig. Unvermittelt hob sie den Zauberstab und drückte ihn Jocelyn an die Stirn.
„Er sagte es ohne Mitleid, ohne jedes Gefühl. Avada..."
In Jocelyn explodierte Panik, pure Todesangst. Plötzlich konnte sie es klar sehen, den Hass in Narcissas Augen. Sie hatte ihn gut zu verbergen gewusst.
Sie musste daran denken, dass Draco nur ein paar Meter von ihnen entfernt friedlich schlief und dass sie nicht einmal schreien konnte.
Narcissas schmale Lippen zuckten.
„Ich weiß, was du jetzt denkst. Du denkst, ich bin dem Wahnsinn verfallen."
Jocelyn wäre vor Erleichterung in sich zusammengesackt, wenn sie hätte können, als Narcissa ihren Zauberstab wieder sinken ließ, doch der Körperklammerfluch lag noch immer auf ihr.
„Aber ich sehe das erste Mal klar. Das hier", Narcissa zuckte mit dem Kinn und einen Moment hatte sie wieder den typischen verächtlichen Malfoy-Blick, „hat doch keinerlei Sinn. Der Dunkle Lord wird uns finden, so viel ist gewiss. Zumindest wird er das, wenn ich weiter untätig bleibe, anstatt zu tun, was getan werden muss."
Sie senkte den Kopf und ihr blondes Haar verdeckte sekundenlang ihre Augen. Es war dasselbe feine Haar, das Draco auch hatte. Langsam, mit eckigen, ungeschickten Bewegungen, schob Narcissa den Ärmel ihres Pullovers nach oben. Jocelyn empfand puren Grauen, als sie die pechschwarze, sich langsam aus dem knöchernen Schädel windende Schlange auf Narcissas blasser Haut erblickte.
Dracos Mutter hob ihren Kopf und ihre Augen trafen auf Jocelyns.
Stumm flehte Jocelyn sie an, es nicht zu tun.
Narcissa hob die Hand und legte sie an Jocelyns Wange. Sachte strich sie mit dem Daumen über ihren Wangenknochen, fast wie eine liebende Mutter.
„Jocelyn, du bist böse. Das Blut, das durch deine Adern fließt- es ist pures Gift, pures Böses. Wo auch immer du hingehst, bringst du Unheil. Du hast meinem Jungen Unheil gebracht, meiner Familie. Lucius ist einzig und allein deinetwegen in Ungnade bei dem Dunklen Lord gefallen. Du hast das Unglück in unsere Familie gebracht, verstehst du das?"
Beinahe zärtlich strich Narcissa ihr eine Haarsträhne hinter das Ohr.
„Du musst aus Dracos Leben verschwinden, damit er Glück haben kann."
Sie schüttelte den Kopf, mit einem geradezu bedauernden Gesichtsausdruck.
„Du und dein Bruder, ihr seid eine Teufelsbrut. Eure Eltern haben ihre Seele an den Teufel verkauft. Sie haben ihren eigenen Sohn dem Teufel geschenkt."
Erneut schüttelte sie den Kopf.
„Ich habe lange überlegt, aber es ist der einzige Weg. Draco hat selbst nicht mehr klar denken können, ich musste es auf diese Art tun.", es klang, wie etwas, dass sie sich immer wieder selbst vorgesagt hatte.
„Du musst wissen, es gibt Nichts auf der Welt, das ich mehr liebe, als mein Sohn."
Jocelyn kämpfte mit aller Kraft gegen den Ganzkörperklammerfluch an, doch sie konnte keinen Muskel rühren.
„Es ist so weit!", schrie Narcissa so unvermittelt, dass Jocelyn erneut Schreck durchfuhr.
Plötzlich hörte sie eine Tür aufgehen und Schritte.
Draco!
Sie konnte ihn nicht sehen, da er einige Schritte hinter ihr stehen blieb, aber sie spürte seine Anwesenheit.
„Hol deinen Umhang und das Nötigste. Wir müssen verschwinden."
Jocelyn versuchte erneut, sich zu bewegen, während sie sich fragte, weshalb Draco so still blieb.
„Ja, Mutter.", hörte sie ihn sagen und fühlte sich dabei, als wäre sie immer noch inmitten eines Albtraums.
Seine Schritte entfernten sich und etwas brach in Jocelyn, als sie zu verstehen begann. Tränen traten in ihre Augen und bewegungsunfähig, wie sie war, musste sie zusehen, wie sie über ihre Wangen rannen.
Narcissa ließ sie nicht aus den Augen. Ein leichtes Lächeln, nicht unbedingt boshaft, umspielte ihre Lippen.
„Es ist das Beste für ihn. Wenn du ihn wirklich liebst, wirst du das irgendwann auch verstehen."
Wann?, wollte Jocelyn sagen, aber ihre Lippen bewegten sich keinen Zentimeter.
Wann hatte Narcissa Draco mit dem Imperius belegt? Während Jocelyn geschlafen hatte? Wie konnte sie glauben, dass es das Beste für ihn war?
Was hatte sie vor mit ihr? Würde Narcissa sie töten?
Es war schwer zu sagen, wie viel Zeit verstrichen war, als Draco wieder hinter ihr auftauchte. Sie hörte seine Schritte und an der Art und Weise, wie er sein Gewicht verlagerte, erkannte sie, dass er etwas Schweres trug.
„Hast du alles?"
„Ja.", antwortete Draco.
Er klang wie immer, vielleicht etwas abwesend.
„Nun dann.", sagte Narcissa. Sie blickte wieder auf ihren Unterarm und murmelte: „Das sollte reichen."
Ohne Vorwarnung hob sie ihren Zauberstab und Seile schossen daraus hervor, die Jocelyn die Arme an dem Körper festbanden und ihr die Fußknöchel zusammenschnürten. Sie verlor das Gleichgewicht und konnte sich nicht gegen den Aufprall schützen, als sie nach hinten auf den Boden fiel. Während sie keuchend versuchte, gegen den Schmerz in ihrem Hinterkopf anzukämpfen, dort, wo ihr Kopf auf dem Boden aufgetroffen war, fiel ihr auf, dass sie ihre Zunge wieder bewegen konnte.
„Draco, bitte!", brach sie hervor.
Sie blickte zu ihm herauf und versuchte ihn mit ihrem Blick zu beschwören, doch sein blasses Gesicht, das auf sie herunter schaute, war reglos und fremd.
„Er liebt dich nicht, nicht mehr. Dafür musste ich sorgen."
Narcissa stieg über Jocelyns bewegungsunfähigen Körper, schnappte sich ebenfalls eine Tasche, die sie auf dem Boden neben dem Esstisch offenbar schon bereit gestellt hatte und während sie mit einem Lächeln zu Draco schaute, presste sich ihr schmaler, blasser Zeigefinger auf das Dunkle Mal, das sofort aufleuchtete. Narcissa verzog leicht das Gesicht, offenbar bereitete es ihr Schmerzen.
„Nein!", keuchte Jocelyn. „Warum tun Sie mir das an? Sie werden mich töten!"
Sie weinte nun richtig. Wieder flog ihr Kopf zu Draco herum und die erbarmungslose, ausdruckslose Miene, mit der er auf sie herunter schaute, war einer der schrecklichsten Dinge, deren sie je Zeuge werden musste.
„Draco, kämpf dagegen an, bitte! Ich liebe dich!", schluchzte sie, panisch den Kopf verdrehend, weil Mutter und Sohn sich anschickten, die Küche zu verlassen und Jocelyn sie langsam aber sicher aus den Augen verlor.
Das letzte Bild, das sie von Draco bekam, war jenes:
Er ging neben seiner Mutter aus der Küche, ohne sich noch einmal umzudrehen, während Narcissas Hand beschützend auf seiner Schulter lag. Dann waren sie aus ihrem Sichtfeld und nur wenig später hörte Jocelyn die Tür ins Schloss fallen.
Mit der Zeit passierte etwas Merkwürdiges. Jocelyn lag ein halbes Leben in dieser dunklen, von Mondschein beleuchteten Küche und gleichzeitig nur einen Wimpernschlag lang, bis mit einem ohrenbetäubenden Knall die Wohnungstür gesprengt wurde und donnernde Schritte auf dem Fußboden ihr Ende ankündigten.

Burning DarknessWhere stories live. Discover now