Eine unerwartete Begleitung

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Zu Wochenbeginn hielt der Winter endgültig Einzug. Als Jocelyn Montagmorgen aufwachte und aus dem Fenster schaute, sah sie, dass alles draußen von einer dicken, weißen Schneeschicht überzogen war. Der Schnee lag auf den Dächern des Schlosses, auf den knorrigen Ästen der Peitschenden Weide und auch Hagrids Hütte war vollkommen bedeckt davon. Jocelyn zog ihren wärmsten Pullover hervor und fröstelte dennoch, als sie mit Draco durch den Kerker hinauf zu der Großen Halle lief. Die Stimmung beim Frühstück war aufgekratzt, alle schienen sich über den Schnee zu freuen und Jocelyn hörte einige Zweitklässler eine Schneeballschlacht planen. Doch das war nicht der einzige Grund dafür, dass die Schüler aufgeregt miteinander tuschelten: Slughorns-Party stand an, die, den Gerüchten zufolge, riesig werden sollte. Es war die Rede davon, dass Slughorn eine Band organisiert hatte und dass zu den Eingeladenen der Minister und ein Vampir gehörten. Diejenigen, der eingeladenen Schülern, die noch keine Begleitung für den Abend hatten, wurden förmlich belauert, denn viele hatten die Hoffnung, es als Begleitung doch noch auf die Party zu schaffen. Sie bekam mit, dass Blaise, egal wo hin er auch lief, von einer kichernder Meute Slytherin- Fünftklässler verfolgt wurde und kam nicht umhin, amüsiert zu sein. Tatsächlich aber war Jocelyn auch von einigen Slytherins belagert wurden, die noch nicht mitbekommen hatten, dass Draco ihre Begleitung war, aber nachdem ebenjener ihnen das äußert rüde klargemacht hatte, waren sie schleunigst von dannen gezogen. Als sie zu ihrer ersten Stunde liefen, bekam sie mit, dass es den Gryffindors anscheinend nicht anders ging. Sie sah Harry, der den Flur entlang eilte, und nach einigen Sekunden wusste sie auch, weshalb er es so eilig hatte. Aufgeregt schnatternd zog eine kleine Gruppe von Hufflepuff- Mädchen an ihnen vorbei, die Augen fest auf Harrys Hinterkopf gerichtet. Draco gab ein undefinierbares Schnauben von sich, sparte sich aber den Kommentar. Der Unterricht war heute besonders zäh, da kaum einer sich konzentrieren konnte. In Verwandlung warf Draco aus Langeweile kleine Papierkügelchen auf die Gryffindors, bis Professor McGonagall sie mit einer raschen Bewegung ihres Zauberstabs in Flammen aufgehen ließ. Schwarz und verkohlt fielen sie schließlich zu Boden. „Mister Malfoy, ich darf doch sehr bitten!“, sagte sie streng. Draco gähnte demonstrativ, was ihm schließlich eine Extraarbeit bescherte. „Blöde Schreckschraube.“, ärgerte er sich, als sie wenig später das Verwandlungs-Klassenzimmer verließen. 
„Mach dir nichts draus, ich muss auch noch eine Strafarbeit für Snape schreiben.“, sagte Jocelyn und zog eine missmutige Miene. „Ich habe dir schon mal gesagt, dass du ihn lieber nicht provozieren sollst.“, grinste Draco. 
„Ich habe lediglich angemerkt, dass es äußerst unhöflich ist, wenn er immer nur dich lobt, obwohl ich den ungesagten Lähmungszauber doch genauso gut beherrsche wie du.“, schnappte sie beleidigt. Draco lachte auf. „Tja, du weißt doch, ich bin halt sein Lieblingsschüler.“, feixte er. Er wich aus, bevor sie ihn knuffen konnte und schnappte sich blitzschnell ihre Arme. „Vorsichtig, Fortescue.“, knurrte er, doch in seinen Augen blitzte der Schalk. Er beugte sich zu ihr herunter und küsste sie so lange und ausgiebig, dass ihr Ärger über ihn schließlich wie weggefegt war. Ein Glucksen unterbrach sie und widerwillig löste Jocelyn sich von Draco. Slughorn stand breit grinsend vor ihnen. „Jetzt aber hurtig, hurtig, sonst kommen Sie noch zu spät zu meinem Unterricht!“, sagte er fröhlich und watschelte an ihnen vorbei in Richtung seines Klassenzimmers. Sie sahen sich an und Jocelyn lachte auf, als sie sah, dass sie beide denselben irritierten Gesichtsausdruck aufgesetzt hatten. Widerwillig folgten sie Slughorn, der während der gesamten Stunde über seine Party schwärmte, sodass sogar Jocelyn langsam Lust darauf bekam. Nach drei weiteren Schulstunden hatten sie endlich frei und gingen in den Slytherin- Gemeinschaftsraum. Jocelyn fiel mal wieder die Abwesenheit Lorcans auf und grübelte darüber nach, ob sie ihn heute überhaupt schon mal gesehen hatte. Sie und Draco machten sich an ihre Strafarbeiten, während Pansy wissen wollte, ob Blaise schon eine Begleitung für die Party hatte. Als er verneinte, hörte Jocelyn sie verschwörerisch sagen: „Weißt du, du könntest ja mich mitnehmen. Ich bin sicher, ich würde die Stimmung etwas auflockern.“ Pansys Blick huschte zu Draco, wie um zu prüfen, ob es ihn störte, dass sie mit Blaise zur Party gehen wollte, aber der weißblonde Slytherin war so vertieft in seine Arbeit, dass er sie gar nicht gehört hatte. Ihre Stirn runzelte sich ärgerlich. „Von mir aus.“, sagte Blaise gleichgültig. Es schien, als ob er den ganzen Trubel um die Party nicht im Geringsten nachvollziehen könnte. 
„Oh, mein Gott! Danke, Blaise!“, rief Pansy aus und umarmte den überrumpelten Slytherin kurzerhand. Nun sah Draco doch auf. „Na, dann viel Glück.“, sagte er trocken zu Blaise. Pansy sah ihn mit verengten Augen an. „Das wünsche ich dir auch! Ich bin sicher, Miss Hochnäsig ist eine unheimlich angenehme Gesellschaft!“, entgegnete sie ihm höhnisch mit einem giftigen Blick zu Jocelyn. Diese biss sich auf die Lippe, um nichts zu erwidern, und vertiefte sich eilig wieder in Snapes Strafarbeit. Der Vorteil eines Ungesagten Zaubers ist, dass der Gegner….

Burning DarknessWhere stories live. Discover now