Von der Wirkung des Feuerwhiskys

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Es sollte dauern, bis sie endlich eine Idee hatten, die einigermaßen sinnvoll war. Letzten Endes war es Draco, der den rettenden Einfall hatte, Bellatrix mithilfe des Verschwindekabinetts, in dem Montague letztes Jahr verschwunden war, in den Raum der Wünsche zu locken und sie dort gemeinsam zu überwältigen. Als Vorwand plante er, ihr zu schreiben, dass er dringend ihre Hilfe benötigte. „Meinst du wirklich, dass sie darauf anspringen wird? Ich meine, wir reden hier von Bellatrix, die nicht gerade die hilfsbereiteste Person auf diesem Planeten ist.“, hatte Jocelyn zu bedenken gegeben. Draco hatte geschnaubt. „Sie wird es sicher nicht aus Nächstenliebe tun, sondern einzig und allein, um sich an unserem Elend zu ergötzen und um dem Dunklen Lord direkt danach erzählen zu können, wie schlecht wir mit unserer Aufgabe vorankommen.“ 
Jocelyn hatte ihm zustimmen müssen und so hatten sie sich auf diesen Plan geeinigt. Das einzige Problem jedoch war, dass das Verschwindekabinett im Moment nicht intakt war und sie es erst einmal reparieren mussten, bevor sie ihren Plan ausführen konnten. Sie hatten bereits einen Brief an Borgin geschickt, den Ladenbesitzer von Borgin & Burke's, wo das andere Verschwindekabinett stand, in dem sie ihn darum baten, das Gegenstück zu überprüfen und es, falls es ebenfalls beschädigt sein sollte, zu reparieren. Die nächsten Tage verbrachten sie jede freie Minute im Raum der Wünsche. Doch bisher hatten sie immer noch keinen Erfolg erzielen können und langsam aber sicher wurden sie immer entmutigter. Zu allem Übel stellte sich das sechste Schuljahr als viel stressiger wie angenommen heraus. Sie bekamen mindestens doppelt so viele Hausaufgaben wie bisher auf und die einzelnen Fächer waren viel schwerer geworden. Inzwischen wurde nicht nur in Verteidigung gegen die Dunklen Künste Ungesagte Zauber vorausgesetzt, sondern auch in anderen Fächern wie Verwandlung und Zauberkunst. Jocelyn hatte gelernt, die Kräuterkundestunden zu schätzen, da sie noch zu den erholsamsten Schulstunden in ihrem überfüllten Stundenplan gehörten. Gerade, es war Freitag, war sie mit Draco wieder einmal auf dem Weg durch die Gemüsebeete hinüber zu den Gewächshäusern und jammerte: „Flitwick hat uns schon wieder einen ellenlangen Aufsatz aufgegeben. Ich habe keine Ahnung, wie ich den heute noch fertig bekommen soll.“ 
Sie erreichten das Gewächshaus, in dem sie immer Unterricht hatten, und nahmen ihre Plätze rund um die knorrigen Snargaluff- Sümpfe ein, die das Projekt dieses Trimesters waren. „Weißt du, mir ist eine Idee gekommen wegen des Verschwindekabinetts.“, flüsterte Draco ihr zu, während sie sich ihre Schutzhandschuhe überzogen. „Ja?“, fragte Jocelyn. „Was für eine?“ 
„Ich erzähle es dir nachher.“, sagte er mit einem grimmigen Blick zu Harry, der gerade zu ihnen herübersah. Als sie nach Kräuterkunde zurück ins Schloss liefen, holte Nott sie ein. „Hey, Draco, ich hab gehört, dass einige Siebtklässler heute Abend 'ne Party im Gemeinschaftsraum veranstalten wollen. Kommt ihr auch?“
Draco zuckte die Schultern. „Mal sehen.“, sagte er.
Sie hatten inzwischen den Eingang des Schlosses erreicht und da es ihre letzte Stunde war, verabschiedete Draco sich von Nott und sie machten sich wie so öfters in letzter auf den Weg zum Raum der Wünsche. Währenddessen begann Draco, in seiner Umhängetasche herumzugraben und zog schließlich ein zerfleddertes Buch heraus. „Das habe ich in der Bibliothek gefunden.“, sagte er und schlug eine Seite auf, in die er ein Eselsohr gemacht hatte. Er reichte ihr das Buch und sie las.
Coniungere (ung. Zauber)
Ein Zauber, der eine Verbindung zwischen zwei Gegenständen schaffen kann. 
„Du denkst, dieser Zauber könnte die Verbindung zwischen den beiden Verschwindekabinetten wieder herstellen?“, sagte Jocelyn und sah auf.
„Jaah, könnte doch funktionieren.“
Wenig später standen sie vor dem wuchtigen Verschwindekabinett und Draco richtete seinen Zauberstab darauf, während er konzentriert die Augen schloss. Ein zischender Funke schoss aus der Spitze seines Zauberstab hervor und er öffnete ruckartig die Augen. Jocelyn sah gespannt zu, wie die Tür des Verschwindekabinetts einmal kurz aufleuchtete und dann abrupt aufschwang. Sie warteten einige Sekunden und schließlich platzte Jocelyn aufgeregt heraus: „Meinst du, es hat funktioniert?“
„Keine Ahnung, kann sein.“
„Dieser Zauber hat als einziger zumindest irgendetwas bewirkt.“
Mit dem Gefühl, endlich einen Erfolg erzielt zu haben, gingen sie schließlich zum Abendessen in die Große Halle. Die geplante Feier im Gemeinschaftsraum war Hauptthema am Slytherin- Tisch und Montague und ein anderer Siebtklässler überlegten gerade, wie sie an Alkohol kommen könnten. „Die Hauselfen sind doch eh nicht die Hellsten, das wird kein Problem sein, sich in die Küche zu schleichen.", meinte Montague gerade. 
„Das sagt gerade der Richtige, Montague.“, entwich es Jocelyn.
Montague wandte ihr überrascht den Kopf zu und begann, spöttisch zu grinsen. „Ganz schön bissig, Fortescue.“ Er musterte sie auf eine unangenehme Art und Weise. „Gefällt mir.“, raunte er und zwinkerte ihr zu.
Sie wandte mit gerunzelter Stirn den Blick von ihm ab und er lachte auf, bevor er sich schließlich wieder seinem Gespräch zuwandte. „Sag mal, Fortescue“, erklang Pansys unangenehme Stimme und Jocelyn sah zu der Slytherin, die ihr gegenübersaß und sie mit boshaftem Gesichtsausdruck anblickte. „Bist du sicher, dass mit Potter nichts läuft?“ 
„Was sollte da schon laufen?“, erwiderte sie unverständlich. Pansys boshaftes Grinsen wich nicht aus ihrem Gesicht und Jocelyn verengte gereizt die Augen. „Was ist?“ 
Pansy beugte sich vor und sagte hinterhältig: „Wenn nichts zwischen euch läuft, warum starrt er dich dann schon seit 'ner Ewigkeit an?“ 
Jocelyn wandte sich um und auch Draco drehte den Kopf. Und tatsächlich: Harry starrte zu ihr herüber und wandte nun hastig den Blick ab. Verwirrt blickte Jocelyn wieder nach vorn in Pansys feixendes Gesicht. „Tja, vielleicht solltest du die Wahl deiner Freundin noch einmal überdenken, Draco. Fortescue scheint dir nicht sonderlich treu zu sein.“, sagte sie scheinheilig. 
„Dir wäre es wohl am liebsten, er würde dich als seine Freundin wählen, was, Parkinson? Es wird langsam wirklich peinlich.“, zischte Jocelyn. 
„Peinlich? Das sagst gerade du! Wer hängt denn hier mit Gryffindors ab!“ Sie öffnete den Mund, um Pansy etwas Passendes zu entgegnen, aber Draco räusperte sich einvernehmlich. Sie blickte ihn an und sah, dass er belustigt grinste. „Seid ihr bald fertig mit eurem Zickenkrieg?“, fragte er trocken. 
Jocelyn stand von der Bank auf und sagte mit einem letzten finsteren Blick auf Pansy: „Von mir aus können wir gehen.“ Draco erhob sich ebenfalls und sie gingen zusammen aus der Großen Halle. „Dieses Biest macht mich wahnsinnig!“, beschwerte Jocelyn sich immer noch wütend. 
„Das Ganze ist nicht einfach für Pansy. Nachdem wir einige Male rumgeknutscht haben, hat sie bereits angenommen, dass wir irgendwann heiraten werden.“, sagte Draco und seine Mundwinkel zuckten spöttisch. Jocelyn schwieg, während sie versuchte, das drückende Gefühl auf ihrem Herzen abzuschütteln, das sie bei seinen Worten befallen hatte. Sie spürte, wie Draco ihr einen Seitenblick zuwarf, als sie nichts entgegnete. „Was ist los?“, fragte er schließlich. Als sie immer noch schwieg, sagte er verwundert: „Du bist doch jetzt nicht eifersüchtig auf Pansy, oder? Ich dachte, du weißt, dass ich mal was mit ihr hatte.“ 
Jocelyn presste die Lippen aufeinander. „Ich bin nicht eifersüchtig.“, murmelte sie und ging eilig die Treppe hinunter zu ihrem Gemeinschaftsraum. Als sie den Eingang erreicht hatte, holte Draco sie ein. Er legte ein Finger unter ihr Kinn und hob ihren Kopf an. „Sondern?“, fragte er und sie sah in seine Augen, die in der Dunkelheit des Kerkers noch heller als sonst schimmerten, beinahe silbern. „Die Vorstellung, wie du sie küsst, ist nicht gerade angenehm.“, sagte sie leise. Draco lächelte erneut belustigt und beugte sich zu ihr hinunter. Für einen Moment strichen ihre Lippen sanft übereinander und er murmelte etwas, das wie: „Das ist nicht zu vergleichen“, klang. Dann wandte er sich ab und sagte das Passwort, worauf die Öffnung aufschwang. Sie blinzelte einige Male und folgte ihm dann, während sie sich darüber ärgerte, dass er es immer wieder schaffte, sie aus der Fassung zu bringen.

Burning DarknessWo Geschichten leben. Entdecke jetzt