Verflucht

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Sie bekamen schließlich vier Wochen Nachsitzen aufgebrummt, aber Jocelyn wusste, dass Snape noch gnädig gewesen war. Hätte sich ein Gryffindor erlaubt, sich um diese Uhrzeit noch aus dem Schloss zu schleichen, wäre er sicherlich nicht mit nur vier Wochen davongekommen. Jocelyn war immer noch entsetzt, dass sich wirklich Werwölfe im Verbotenen Wald herumtrieben und schwor sich, diesen grauenvollen Ort nie wieder aufzusuchen. Die Zeit verging und schon bald fiel der erste Schnee und legte sich auf den Dächern des Schlosses nieder. Slughorn hatte inzwischen ein regelmäßiges Treffen des Slug- Klubs durchgesetzt und Jocelyn war gerade auf dem Weg zu seinem Büro. Inzwischen war es das dritte Treffen und da die bisherigen Slug- Klub- Abende ihr gelehrt hatten, dass sie Stunden voller ausschweifender Erzählungen und nostalgischer Erinnerungen seitens Slughorn erwarten würden, war sie entsprechend missmutig. Auf dem halben Weg traf sie Ginny und Hermine, die gerade von dem Gemeinschaftsraum der Gryffindors kamen, und sie liefen schweigend nebeneinander her. Harry war es geschickter Weise gelungen, sich von den letzten Treffen zu drücken und es schien, als ob er auch zu dem heutigen nicht erscheinen würde. Sie beneidete ihn um den freien Abend, der vor ihm lag. Draco hatte sie mit einem spöttischen Grinsen verabschiedet, aber obwohl er sie die ganze Zeit wegen ihrer Mitgliedschaft im Slug- Klub aufzog, schien er immer noch ein wenig gekränkt zu sein, dass Slughorn ihn nicht eingeladen hatte. Jocelyn schüttelte grinsend den Kopf. Dieser Malfoy- Stolz musste wirklich anstrengend sein. Sie und die zwei Gryffindors hatten nun das Büro Slughorns' erreicht und klopften an. „Immer herein, immer herein!“, hörten sie ihren Zaubertränkelehrer fröhlich rufen und Hermine öffnete die Tür. Hintereinander traten sie ein und Jocelyn sah, dass außer ihnen bereits alle da waren. Sie ließen sich stumm am Tisch nieder, Ginny und Hermine setzten sich nebeneinander, während Jocelyn mit einem Platz neben McLaggen Vorlieb nehmen musste. Dieser schaufelte bereits fleißig Eiskrem in sich hinein, die Slughorn in kleinen Schälchen auf dem Tisch verteilt hatte. „Nun, erzählen Sie doch einmal, Jocelyn, was gibt es Neues bei Ihnen? Sind Sie immer noch mit dem jungen Herrn Malfoy liiert?“, wandte sich Slughorn zu Jocelyns Verdrossenheit direkt an sie. 
„Hm, ja, ich schätze schon.“, nuschelte sie unbehaglich. „Ein entzückendes Pärchen, finden Sie nicht?“, Slughorn sah sich nach Zustimmung heischend am Tisch um und Hermine zwang sich zu einem gequälten Grinsen. 
„Ich habe von Ihrem nächtlichen Ausflug gehört.“, zwinkerte Slughorn nun und Jocelyn undrückte ein gequältes Stöhnen, als sie sah, wie die anderen neugierig aufhorchten. „Nun, völlig gegen die Schulregeln, aber…“, er gluckste. „Ich war ja auch mal jung. Und viele meiner ehemaligen Schüler hatten es auch faustdick hinter den Ohren! Georg Hutcherson zum Beispiel, der, nebenbei bemerkt, der Kapitän der Bigonville Bombers ist, hat ebenfalls keine Gelegenheit ausgelassen, Regeln zu brechen. Einmal hat er doch tatsächlich…“ Jocelyn schaltete ab und begann nun ebenfalls, ihre Eiskrem zu essen, die tatsächlich das einzig Gute an diesem Abend darstellen sollte.

Als sie schließlich nach Ende des Slug - Klub Treffens wieder zurück in den Gemeinschaftsraum der Slytherins kam, hatte er sich bereits deutlich geleert. Draco jedoch saß noch mit Nott vor dem Kamin und sah auf, als sie durch die Öffnung trat. „Und, einen schönen Abend gehabt?“, grinste er mit unverhohlenem Spott in der Stimme. „Sei bloß still.“, murrte sie und ging zu ihm herüber. Als Draco ihre Hand schnappte und sie zu sich herunterzog, verabschiedete Nott sich mit einem schiefen Grinsen und stand auf, um in den Schlafsaal der Jungen zu gehen. „War Potter auch da?“, wollte Draco wissen, während er die Finger durch ihre Locken gleiten ließ. Jocelyn legte den Kopf auf Dracos Brust und schloss die Augen, während sie schläfrig erwiderte: „Nein, er hat sich wieder einmal davor drücken können.“ 
„Wundert mich, dass er sich die Gelegenheit rausgehen lässt, noch mehr von Slughorn vollgeschleimt zu werden.“, erwiderte Draco verächtlich. Tatsächlich hatte Harry in letzter Zeit nur Lob von Slughorn geerntet, da er sich in Zaubertränke immens gesteigert hatte und inzwischen sogar Hermine übertrumpfte, die darüber ganz und gar nicht begeistert schien. Genauso wie Draco, der bedauerte, dass Snape das Fach nicht mehr unterrichtete, da er der einzige war, der Harry auch nicht leiden konnte. Jocelyn war so klug und sparte sich eine Entgegnung. Während Draco den Arm um sie legte und sie sich noch dichter an ihn schmiegte, kam ihr etwas in den Sinn. „Slughorn veranstaltet nächsten Samstag eine Party, zu der wir jemanden mitnehmen können. Willst du?“ 
Draco schwieg eine Weile, bevor er schließlich murmelte: „Von mir aus.“ 
Jocelyns Mundwinkel hoben sich. „Bist du ihm immer noch böse, weil er dich nicht in den Slug- Klub aufgenommen hat?“, fragte sie. Draco hörte für einen Moment auf, ihre Haare zu streicheln, und erwiderte ärgerlich: „Als ob es mich interessieren würde, ob ich in diesem bescheuerten Klub bin oder nicht.“ 
Jocelyns Grinsen wurde breiter und sie biss sich auf die Lippe. „Bescheuert ist er wirklich. Ich glaube, er dient einzig und allein dazu, dass Slughorn jemanden hat, den er mit seinen ermüdenden Geschichten volltexten kann.“, lenkte sie schließlich ein. Draco gab ein Laut der Zustimmung von sich und fuhr damit fort, ihr durch das Haar zu streicheln. 
„Nur noch zwei Tage bis zum Hogsmeade- Wochenende. Meinst du, Snape lässt uns gehen?“ 
„Wird er schon.“, erwiderte Draco leichthin. „Hat ein Vorteil, dass du sein Lieblingsschüler bist.“, sagte Jocelyn grinsend. Draco schnaubte abschätzig. „Snape geht halt nach Können und nicht nach Bekanntheitsgrad, wie manch anderer.“ 
Erneut war sie so klug, zu schweigen. Seufzend rieb sie sich die Augen, die sie kaum noch offen halten konnte. Draco und sie waren inzwischen die einzigen im Gemeinschaftsraum und die Wärme und das Knistern des Feuers ließen ihre Glieder immer schwerer werden. Sie musste eingeschlafen sein, denn irgendwann schüttelte Draco sie sachte an der Schulter und sie öffnete mühsam die Augen. „Komm, wir gehen schlafen.“, murmelte Draco und sie stand unbeholfen von seinem Schoß auf. Sie gingen durch den Gemeinschaftsraum und Jocelyn blieb vor der Treppe stehen, die in den Mädchenschlafsaal führte, und drehte sich zu Draco um. „Gute Nacht.“, sagte sie und gähnte herzhaft. Draco lächelte leicht. „Gute Nacht.“, murmelte er und drückte sie für einen Moment so fest an sich, dass sie überrascht zusammenzuckte. Dann ließ er sie los und wandte sich ab, während sie die Treppe hinauf zum Schlafsaal der Mädchen verschwand.

Burning DarknessWhere stories live. Discover now