Prolog: Wiedersehen

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Hallo und herzlich Willkommen zu meiner Geschichte "Burning Darkness". Falls sie euch gefällt, würde ich mich sehr darüber freuen, wenn ihr die einzelnen Kapitel bewertet. Auch wäre ich sehr happy, wenn ihr mir ein Kommentar dalassen würdet. Teilt mit mir eure Gedanken zu der Geschichte, eure Wünsche/Vermutungen, wie es weitergehen könnte, oder einfach eure Anregungen zu meinem Schreibstil. Es ist alles willkommen :) xoxo euer Wörtermädchen

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In Sutton, einem kleinen Vorort von London, in einem kleinen, unauffälligen Haus in ruhiger Wohnlage, saß Fiona Fortescue in ihrem Lieblingssessel neben dem Kamin und runzelte sorgenvoll die Stirn. Ein Blick aus dem Fenster zeigte ihr einen wolkenverhangenen, grauen Himmel. Ein Sturm, so mächtig, dass er die Bäume zum Wanken brachte, heulte lautstark und ließ Fiona schaudern. Das ist nicht gut, dachte sie. Die alte Dame verließ ihren behaglichen Sessel und stellte sich ans Fenster. Stumm starrte sie mit ihren klaren, dunkelblauen Augen hinaus in den angrenzenden Wald. Nicht einmal die Autos der naheliegenden Schnellstraße hörte sie heute. Es war, als hätte sich über alles eine dicke, undurchdringliche Nebeldecke gelegt.
„Was ist denn, Tante Fiona?", Jocelyn war hinter dem dicken Buch Geschichte der Zauberei aufgetaucht und blickte nun verwirrt zum Fenster, an dem ihre Tante wie angewurzelt stand.
Fiona wandte sich langsam zu Jocelyn um, und ihr langer, kanariengelber Rock streifte leicht den Boden. „Ein Gewitter zieht auf.", sagte sie leise.
Sie blickte ihre Nichte an. Jocelyn hatte die blassblauen Augen und die geraden Gesichtszüge ihres Vaters und die dunkelroten, langen Haare ihrer Mutter, aber sonst war sie ihnen ganz und gar nicht ähnlich. Während ihr Vater Isidor und ihre Mutter Molana kalt und skrupellos waren, war Jocelyn sensibel und mitfühlend. Jetzt streckte sie sich gähnend und dabei rutschte ihr das dicke Buch mit der Geschichte der Zauberei vom Schoß und viel mit einem lauten Rums auf den Boden. Seufzend bückte sich Jocelyn danach, rappelte sich mit dem Buch in den Armen auf und sah dann wieder ihre Tante an.
„Warum bist du so besorgt?", wollte sie verwirrt wissen.
Fiona zögerte. Einerseits wollte sie ihrer Nichte von dem Grund ihrer Besorgnis erzählen, aber andererseits wollte sie nicht, dass sie sich Sorgen machte.
„Ach, ich werde wohl langsam wunderlich.", lächelte Fiona deshalb also nur.
Jocelyn verdrehte die Augen. „Ja, klar, Tante Fiona.", grinste sie.
Sie lief zu dem großen Bücherregal in der Ecke des Zimmers und schob Geschichte der Zauberei an seinen Platz zurück. Sie liebte die Büchersammlung ihrer Tante und hatte nun schon fast jedes Buch verschlungen. Einige Sekunden lang blieb es still bis auf den Wind, der draußen immer noch lautstark heulte. Fiona schaute zu, wie Jocelyns Blick abwägend über die vielen Bücherrücken glitt und ihr Hals war plötzlich wie zugeschnürt. Jocelyn musste fast keine Erinnerungen an ihre Eltern haben - sie war damals, als sie nach Askaban kamen, gerade erst drei Jahre alt gewesen - , aber mit den wenigen, die sie hatte, hatte sie sich ein ziemlich genaues Bild von ihren Eltern gemacht und war sich schon seit jeher sicher, dass sie nie wieder zu ihnen zurückwollte. Auch so hatten sie schon genug angerichtet, dachte Fiona voller Wut auf ihre Schwester und ihren Mann. Sie waren die meist gefürchtetsten und meist gehassten Todesser gewesen und hatten sich unzählige Feinde gemacht. Ihre Loyalität galt – da war sich Fiona sicher - bis heute noch einzig und allein Lord Voldemort. Viele, sehr viele Menschen, hatten sie auf dem Gewissen und nach Voldemorts Sturz hatten sie eine lebenslange Haftstrafe bekommen. Fiona hatte all die Jahre darauf verzichtet, Jocelyn und ihren Bruder nach Hogwarts, der Schule für Hexerei und Zauberei zu schicken, da sie Angst hatte, der Name Fortescue würde ihnen dort von Anfang an das Leben zur Hölle machen. Sie hatte den Gedanken nicht ertragen können, dass Jocelyn dadurch noch mehr Kummer erfahren musste, und hatte beschlossen, die beiden daheim zu unterrichten. Fiona war wohl am meisten darüber bekümmert. Einige Jahre nach ihrem Abschluss hatte sie nämlich kurzzeitig in Hogwarts das Fach Zauberkünste gelehrt und war nicht nur wegen des brillanten Schulleiters der Meinung, dass die Schule der beste Ort für junge Zauberer und Hexen war. Sie musste lächeln, als sie an Albus dachte. Mit ihm verband sie schon lange eine gute Freundschaft. Er war es auch gewesen, der ihr zur Seite gestanden hatte, als sie die Entscheidung gefallen hatte, Jocelyn und Lorcan von der Öffentlichkeit fern zu halten. Bei dem Gedanken an Jocelyns Bruder musste Fiona ein Seufzen unterdrücken. Er war das komplette Gegenteil von seiner Schwester. So sehr sich Fiona auch bemüht hatte, Lorcan war voller Abneigung gegen sie. Er glaubte fest daran, dass der dunkle Lord bald wieder zu seiner früheren Macht zurückgelangen würde. Fiona selbst glaubte ebenfalls nicht an den Tod Voldemorts, aber sie sah seiner Rückkehr, anders als Lorcan, mit Grauen entgegen. Fiona schreckte aus ihren Gedanken und bemerkte, dass es auf einmal merkwürdig still geworden war. Zu still. Selbst der Wind war verstummt. Auch Jocelyn bemerkte, dass etwas nicht stimmte, und drehte sich zu ihrer Tante um. Sie sah, dass Angst in Fionas Augen lag.
„Jocelyn, hol deinen Zauberstab raus.", befahl sie zittrig.
Jocelyn folgte ihrem Befehl mit einer instinktiven Bewegung. Dann erstarrte sie. Ihr entwich ein leiser Schrei. „Tante Fiona!", rief sie voller Entsetzen. „Die Tür..."
Fiona wirbelte herum. Was sie sah, bestätigte ihre schlimmsten Vorahnungen: Das Türschloss wurde entriegelt. Draußen war jemand.
Jocelyn bemerkte, dass Lorcan, aufgeschreckt von ihrem Schrei, in den Raum platzte- den Zauberstab erhoben.
,,Was...?", fing er noch an, aber dann schellte schon die Haustür auf und krachte gegen die Wand. Jocelyn blickte entsetzenstarr auf die zwei Gestalten, die vor der Tür standen.
„Da sieh einer an- meine Kinder sind erwachsen geworden!", voller Grauen beobachtete Jocelyn, wie niemand Geringeres als ihre Eltern über die Türschwelle traten. Sie sahen abgerissener und ausgemergelter als in ihren Erinnerungen aus, aber es waren unbestreitbar Isidor und Molana Fortescue. Isidor und Molana Fortescue, die beide in Askaban sitzen sollten. Sie waren tatsächlich hier.
Jocelyn umklammerte ihren Zauberstab fester und spürte dessen beruhigende Wärme. „Wie seid ihr entkommen?", krächzte sie.
Ihre Mutter blickte ihr in die Augen und Jocelyn sah, dass sie nur noch eine Hülle ihrer selbst war. Nur die gefühlslosen Augen waren noch genau dieselben.
„Er ist wieder zurück! Der dunkle Lord hat uns alle befreit", sagte Molana voller Verehrung. Isidor neben ihr langte in seinen rissigen, schwarzen Umhang und zog seinen Zauberstab hervor.
Mit den nächsten Worten, die Jocelyns Vater ohne jegliches Gefühl aussprach, wurde der Raum in grünes Licht getaucht:
„Avada Kedavra!"
Der grüne Blitz traf Fiona mitten in der Brust. Sie fiel wie in Zeitlupe nach hinten und mit einem letzten Zucken ihres Körpers blieb sie reglos am Boden liegen. Jocelyn gab einen erstickten Laut von sich. Sie ging neben ihrer Tante zu Boden. Tränenblind tastete sie nach ihrer Hand.
„Nein, nein, nein...", weinte sie.
„Steh auf!", zischte ihr Vater. Er zog sie grob von Fionas leblosem Körper weg und sie wehrte sich verzweifelt gegen ihn.
„Nein! Tante Fiona!", schrie Jocelyn schmerzerfüllt auf. Ihr Kopf wurde herumgeschleudert und erst nach einigen Momenten wurde ihr bewusst, dass ihr Vater sie geschlagen hatte. Sie verstummte abrupt und erschlaffte unter Isidors Griff.
„Sie ist eine Blutsverräterin", flüsterte er ihr hämisch ins Ohr. „Sie hat es verdient!"
Jocelyn fühlte sich wie betäubt. Sie konnte es einfach nicht glauben. All die Jahre hatte sie sich bei ihrer Tante in Sicherheit gefühlt, aber jetzt...war sie tot. Widerstandslos ließ Jocelyn zu, dass ihr Vater sie nach draußen zerrte. Isidor richtete seinen Zauberstab auf das Haus und flüsterte etwas. Jocelyn sah das Haus ihrer Tante vor ihren Augen zu brennen beginnen. Wie hypnotisiert blickte sie auf die immer höher schlängelnden Flammen, die ihr erstes richtiges Zuhause, mit der einzigen Person darin, der sie jemals etwas bedeutet hatte, in Sekundenschnelle vernichteten, und sie merkte, wie etwas in ihr zerbrach. Ihr Vater umgriff ihren Arm fester und streckte die freie Hand nach Molana aus. Sie ergriff sie und packte ihrerseits Lorcan am Arm. Dann verschwamm Jocelyns Umgebung zu undeutlichen Schemen. Sie schloss die Augen und fühlte, wie sie in Dunkelheit gerissen wurde. Nach einigen Sekunden war es vorbei. Sie öffnete langsam wieder die Augen.
„Wo sind wir?", fragte Lorcan Isidor aufgeregt.
Dieser lächelte schmallippig. „Bei dem Anwesen alter Freunde, die uns noch etwas schulden. Den Malfoys."


Burning DarknessWhere stories live. Discover now