Kapitel 3.23

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Dankend lächelte ich die dunkelhaarige Kellnerin an, als sie meinen Kaffee auf dem Tisch abstellte.

"Du siehst müde aus, Spätzchen", meinte meine Mutter und zog ihr Glas mit dem Matcha Latte näher an sich heran. Sie legte ihre Hände um das warme Glas, das bis zum Rand hin mit der grünen Flüssigkeit gefüllt war. Ihr goldener Ehering, der dabei leicht gegen das Glas schlug, gab ein leises schepperndes Geräusch von sich.

"Ich habe die letzten Tage einfach nicht besonders gut geschlafen, Mom", senkte ich meinen Kopf. Dabei fiel mein Blick auf meine Hände oder besser gesagt auf meinen Verlobungsring, der auf meinem Ringfinger steckte. Ich hatte tatsächlich vergessen ihn abzunehmen bevor ich hierherfuhr.

Es war eine wirklich nervige Prozedur jedes Mal meinen Ring abzulegen, wenn ich nach Hause fuhr, um meine Familie zu besuchen oder auf einen Kaffee bei den Mendes' vorbeischaute. Denn weder Shawns noch meine Eltern wussten von der Verlobung. Zu groß war meine Angst vor der Reaktion, ganz besonders vor der meines Vaters.

Er hatte noch davon viel gehalten jung zu heiraten. Man muss mit beiden Beinen fest im Leben stehen, schon etwas erreicht haben, um zu wissen was man wirklich möchte hatte er mir immer gesagt. Vielleicht war auch das einer der Gründe warum meine Eltern erst mit Anfang dreißig heiraten. Denn zu diesem Zeitpunkt hatten sie beide ihren Doktor Titel in der Tasche und meine Mutter war bereits im siebten Monat mit Finn schwanger.

Ich selbst hatte mir vor einigen Jahren geschworen nie eine Person zu heiraten nur weil er der Vater meines Kindes wäre oder weil ich nun mein berufliches Ziel erreicht hätte. Man sollte aus Liebe heiraten, und nicht aus Pflichtbewusstsein. Und obwohl ich genau wusste, dass es mir eigentlich egal sein könnte was meine Eltern von der Verlobung hielten, schließlich war ich alt genug, um für mich selbst zu entscheiden, hatte ich Angst ihnen davon zu erzählen.

Mein Vater hatte mir selbst wortwörtlich nie gegenüber erwähnt, dass er etwas gegen Shawn einzuwenden hatte oder enttäuscht von mir wäre, wenn ich mich doch dazu entscheiden würde so jung zu heiraten. Aber insgeheim wusste ich, dass er es wäre.

Vorsichtig zog ich unter der Tischkante den Ring von meinem Finger und ließ ihn unauffällig in der Seitentasche meiner Handtasche verschwinden. Danach griff nach meiner Kaffeetasse.

"Es ist im Moment einfach alles ein bisschen stressig", fuhr ich fort und sah meine Mom an, die mir genauso wie Karen einen besorgten Blick zuwarf. "Da leidet mein Schlaf leider auch etwas drunter", seufzte ich und griff nach dem kleinen Löffel, der auf der Untertasse lag.

"Hast du Probleme auf der Arbeit?", fragte Karen nachdem sie einen Schluck von ihrem Cappuccino genommen hatte.

Ich schüttelte meinen Kopf und tauchte den Löffel in mein Getränk. "Nein, da könnte es nicht besser laufen. Es ist nur so", atmete ich angespannt aus, "ich mache mir Sorgen um Shawn."

* * *

Die Tür des Cafés fiel zweieinhalb Stunden später hinter mir ins Schloss. Ich atmete auf, die stickige Luft war einfach unerträglich gewesen.

Der eisige Wind, der durch die Straßen Torontos streifte, verfolgte mich bis zum Eingang des Supermarktes, der nur wenige Minuten Fußmarsch von dem Café entfernt war. Denn während des Frühstücks hatte mich eine Nachricht von Shawn erreicht in der er mich gebeten hatte neues Mehl zu kaufen. Warum ihm ausgerechnet im Fitnessstudio einfiel, dass wir Mehl bräuchten, war jedoch noch unklar.

Ich schlenderte durch die Gänge des Supermarktes und quetschte mich dabei an einer Gruppe von älteren Damen vorbei. Diese hatten sich nämlich dazu entschieden mitten in der Mitte stehen zu bleiben und sich erst einmal über die neusten Kochrezepte auszutauschen.

Ich hatte eine ganze Weile gebraucht, um mich in dem riesigen Laden zurecht zu finden. Aber schließlich hatte ich doch die Backabteilung mit dem Mehl gefunden.

Meine Augen wanderten über das Meter lange Regal, das mit den verschiedensten Zutaten gefüllt war. In Gedanken versunken lief ich ein paar Schritte bis ich das Mehl entdeckte. Gerade als ich meine Hand nach der Tüte mit Mehl ausstrecken wollte, bemerkte ich wie eine Person näherkam. Verwundert drehte ich meinen Kopf zur Seite.

Ein kleiner blondhaariger, etwa 4-jähriger Junge, lief den Gang entlang und sah sich dabei immer wieder unsicher um. Jedoch hob er beim Laufen nicht richtig seine Füße, sodass seine Schuhe immer wieder über den Boden schliffen. Neugierig schaute der kleine Junge sich um, bis seine Augen an mir hingen blieben und er nur etwa zwei Schritte von mir entfernt stehen blieb. Erstaunt schaute er mich einige Zeit an bis ein breites Lächeln auf seinen Lippen erschien.

Etwas überrascht musterte ich den 4-jährigen Jungen, dessen Gesichtszüge mir äußert vertraut vorkamen. Besonders seine blauen Augen kamen mir bekannt vor.

Als ein lautes Rufen zu hören war und dabei der Name 'Rhys' immer wieder fiel, drehte sich der kleine Junge um. Und nur wenige Sekunden später kam ein großgebauter junger Mann um die Ecke gebogen. Der ebenfalls blondhaarige Mann trug eine Brille, eine dunkle Winterjacke und auf seinem Rücken hatte er einen schwarzen Rucksack.

Fassungslos schaute ich die Person an. Mit einem erleichterten Gesichtsausdruck kam dieser auf den Jungen zu, und schloss in kurz darauf in seine Arme und flüsterte ihm irgendetwas leise zu.

Bevor der 4-jährige Junge jedoch antworteten konnte, verließ ein einzelnes Wort meine Lippen.

"Logan."

. . .

my life has
changed and
i'm changing
with it.
by sophie kinsella

by sophie kinsella

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Vollidioten küsst man nicht | Shawn Mendes Fanfiction (Teil 1+2+3+4)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt