Kapitel 3.22

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Die altbekannte Ruhe vor dem Sturm hielt bei mir ganze acht Wochen an. Ich verdrängte die Begegnung in der Tiefgarage und versuchte mich auf die Planung unserer Hochzeit zu konzentrieren, während Shawn in Arbeit zu ertrinken schien. Täglich arbeitete er an seinem kommenden Album, trainierte zusammen mit Blake im Fitnessstudio und versuchte mich mindestens drei Mal die Woche von der Arbeit abzuholen, weil er Angst hatte mir könnte etwas passieren. Dass er dabei seine Gesundheit komplett zu vernachlässigen schien, hielt ihn aber nicht auf.

Ganz zur Sorge meinerseits, denn Shawn schlief nur noch auffällig wenig. Seine Augen wirkten immer wieder rot und seine Zitteranfälle zogen sich über Wochen hinweg. Trotz des wenigen Schlafs, trainierte Shawn jeden Tag und schluckte regelmäßig irgendwelche Nahrungsergänzungsmittel.

Schon oft genug hatte ich ihn deshalb gebeten einen Gang runter zu fahren und besser auf sich zu achten. Jedoch wollte er von diesem Thema nichts hören, sodass ich schließlich aufgab und noch schweigend alles mit verfolgte.

"Ich mache mir einfach Sorgen um ihn, Ana. Ich will nicht, dass er seine Karriere über seine Gesundheit stellt", murmelte ich leise in mein Telefon und beobachtete wie Shawn die Trinkflasche, die er immer mit ins Fitnessstudio nahm mit Wasser befüllte. Danach verschloss er sie wieder und griff nach der kleinen weißen Dose mit den Vitamintabletten.

"Hast du ihm das schon einmal gesagt?", hörte ich die Rothaarige durch den Lautsprecher meines Handys fragen. "Natürlich", nickte ich hastig. "Aber er will davon nichts hören. Er wimmelt mich ab, und meint, dass ich übertreiben würde, aber das stimmt nicht. Ich merke doch wie sehr er unter dem ganzen Schlafentzug leidet." Seufzend ließ mich mit meinem Handy am Ohr auf der Couch fallen. Shawn stand noch immer mit dem Rücken zu mir gedreht und hantierte mit seiner Wasserflasche und den Tabletten herum.

Ich bewunderte ihn wirklich dafür wie konsequent er sein Training durchzog. Jeden Tag verbrachte er mindestens zwei Stunden im Fitnessstudio, selbst an einem Samstagmorgen wie heute machte er damit keine Ausnahme. Ich hingegen konnte mich so früh am Morgen einfach nicht zum Sport motivieren.

Ich schloss meine Augen und ließ mich nach hinten in die weichen Kissen fallen, während ich Anastacia schweigend zu hörte, die versuchte mich irgendwie zu beruhigen.

"June, bist du noch dran?", fragte sie nach einer Weile in der ich ihr einfach zu gehört hatte. "Ja", antwortete ich leise und sah hinauf an die weiß gestrichene Decke unseres Wohnzimmers. "Zerbreche dir nicht den Kopf. Er es vermutlich nur eine temporäre Stressphase.", meinte sie als ein Rauschen im Hintergrund erklang und ich dann eine männliche Stimme hörte. "June, ich muss Schluss machen", entschuldigte sie sich. "Mein Mitbewohner ist wieder da und wir wollen zusammen Mittagessen gehen, tut mir leid."

"Schon okay", murmelte ich und drückte mein Handy näher an mein Ohr, "bestell Eric schöne Grüße von mir und lass ihn nicht länger warten."

Nachdem ich mich von Ana verabschiedet hatte legte ich mein Handy auf den Couchtisch. Motivationslos ließ ich mich zurück in die Kissen sinken und vergrub meinen Kopf in Shawns Kopfkissen, welches von den vergangenen Nächten noch immer zusammen mit seiner Bettdecke auf dem Sofa lag.
Denn vor einigen Tagen hatte sich Shawn dazu entschlossen auf dem Sofa zu schlafen. Er meinte er würde mich aufwecken, wenn er spät in der Nacht vom Studio nach Hause kommen würde.

Ich zog Shawns Bettdecke über meinen Körper und schloss meine Augen. Der Geruch seines Duschgels hing in den Bettbezug und für einen winzigen Moment fühlte es sich so an als würde Shawn wieder neben mir liegen. Ich vermisste einfach das Gefühl, welches ich bekam, wenn mich an ihn kuschelte. Oder ihm beim Schlafen zu zusehen so wie ich es früher immer getan habe. Ich vermisste es einfach in seinen Armen einzuschlafen können.

"Bist du nicht heute um halb neun mit meiner und deiner Mutter zum Frühstücken verabredet?", hörte ich Shawn vom anderen Ende des Raumes fragen. Mit seiner Trinkflasche in der Hand stand er im Türrahmen und betrachtete mich schmunzelnd. "Das ist doch erst morgen", murmelte ich müde.

"Nein, Schatz. Das Treffen war für den 30. November vorgesehen", kam er ein paar Schritte auf mich zu und blieb schließlich neben der Couch stehen. Shawn kniete sich neben mich auf den Boden. "Sag ich doch, morgen."

Kopfschüttelnd strich mir mein Freund über die zerzausten Haare. "June, wir haben heute den 30. November", lächelte er und griff nach meinem Handy, welches noch immer auf dem Couchtisch lag. Verwirrt öffnete ich meine Augen.

"Siehst du", hielt mir der Braunhaarige das leuchtende Handy unter die Nase, "heute ist Samstag, der 30. November 2023."

"Oh Gott, was? Das Treffen ist heute?", rief ich panisch aus, schlug die Bettdecke zurück und sprang von der Couch auf. In einem rasenden Tempo rannte ich ins Schlafzimmer. "Wie spät ist es?", schrie ich als ich die Türen meines Kleiderschrankes öffnete und meine Augen verzweifelt über die Kleidungsstücke wanderten.
"Genau siebenuhrfünfundfünfzig", hörte ich Shawn in der Küche lachen.

"Verdammte scheiße", fluchte ich leise und zog die nächstbeste Jeans und eine helle Bluse aus dem Schrank und eilte damit ins Badezimmer.

* * *

"Ich hasse diesen Tag jetzt schon", atmete ich genervt aus und knotete die Schnürsenkel meiner Schuhe zu einer Schleife. In Windeseile griff ich nach meiner Handtasche und rannte in die Küche, wo Shawn mit einem amüsierten Gesichtsausdruck an der Küchentheke lehnte. "Hast du irgendwo mein...", begann ich, als der Braunhaarige mir bereits mein Handy reichte, das ich hastig in meine Tasche warf.

Gerade als ich mich umdrehen wollte, um noch einmal zurück in den Flur zu gehen, weil ich meinen Schal vergessen hatte, hielt mich Shawn fest. Mit einem gezielten Handgriff drehte er mich wieder zu sich zu herum und schlang seine Hände um meinen Körper. Dann küsste er mich.

"So viel Zeit muss sein", flüsterte er leise und hauchte mir noch einen kurzen Kuss auf die Lippen, bevor er mich wieder losließ und ich zurück in den Flur sprintete, um meinen Mantel und einen Schal zu holen.

Ich hörte Shawn Schritte hinter mir als ich meinen Autoschlüssel und den Wohnungsschlüssel von der Kommode nahm und sie gemeinsam in der Jackentasche meines Mantels verschwinden ließ.

Ein letztes Mal drehte ich mich zu dem Braunhaarigen herum und legte noch einmal meine Lippen auf seine, bevor ich in Windeseile unsere Wohnung verließ, um noch pünktlich zu der Verabredung zu erscheinen.

. . .

burnout happens
when you avoid
being human
for too long.
by unknown

Sorry, dass so wenig im Moment kommt aber ich bin schon wieder krank

Sorry, dass so wenig im Moment kommt aber ich bin schon wieder krank

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Vollidioten küsst man nicht | Shawn Mendes Fanfiction (Teil 1+2+3+4)Where stories live. Discover now