101°𝒞𝒽𝒶𝓃𝒸𝑒*

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Meine Welt liegt als Scherbenhaufen vor mir.
Ich habe für uns gekämpft und als es aussah, dass das Schicksal für einen Augenblick auf unserer Seite der Geschichte ist, hatte man uns das Glück wieder genommen.

»Wo ist sie?«.

Mein Kopf schalt nach oben und heftet sich auf Tyler, der sich mit einer der älteren Schwester streitet. Ich vermute das er mich im Augenwinkel bemerkt hat, da er sich in meine Richtung dreht und mit der Hand deutet. Die Schwester murmelt noch unverständliche Worte vor sich hin als Tyler sich an ihr vorbei zwängt um auf mich zu zukommen.

»Ty«, erleichtert falle ich ihm in die Arme, sobald er sich zu mir runter kniet und in eine Umarmung zieht.

»Höre auf zu weinen, das wird Jason so nicht weiterhelfen«, er klopft mir aufbauend auf den Rücken und wie sehr ich seine Bemühung schätze, mich aufzumuntern will ich ihm die Schuld von dem Ganzen, an den Kopf werfen.

Aber das würde nichts bringen. Es ändert nichts an der Tatsache das wir hier sind, zwischen fremden Leuten und um Jasons Leben bangen.

»Ich kann nicht ohne ihn Ty, ich liebe ihn«.

Es ist das erste Mal, das mir die Wörter über die Lippen fallen und ich kann mit ganzen Herzen sagen, dass es sich gut anfühlt die Worte laut auszusprechen.
Selbst, wenn sie nicht vor der Person gefallen sind, an die sie bestimmt waren.

»Ich weiß Lola und es tut mir unglaublich Leid was ich dir alles angetan habe«, er macht eine kurze Pause.

»Ich hätte dich niemals schlagen dürfen und diese Schuldgefühle werden mich bis ans Lebensende verfolgen.
Vorhin als ich euch beide zusammen sah, wusste ich das es ein großer Fehler war euch beide zu trennen«.

Tyler traut sich nicht mir in die Augen zu sehen, da er mich gut genug kennt und weiß das er mich gebrochen hat.

Seine Stirn ist in Falten gelegt und mit hoher Wahrscheinlichkeit kämpft Ty mit sich selbst den Bruder nicht raushängen zu lassen.

»Was bedeutet das?«, bringe ich abgehackt zwischen meinem schluchzen auf.

»Das bedeutet, dass ich mit Jason ein sehr langes Gespräch führen werde, einfach so kann er meine Schwester nicht haben und ich versuche mit Daniel ein Kompromiss mit den Kills zu schließen«, erklärt er und wird dabei von einer anderen Stimme unterbrochen.

»Lola?«.

Orientierungslos schaut er sich im Raum um und erblickt mich auf den kalten Fliesenboden.

»Gabe«, etwas Erleichterung breitet sich in mir etwas aus.
Mit ihm habe ich überhaupt nicht gerechnet.

»Kleines, ich bin so schnell los, wie ich konnte als ich es erfahren habe«, besorgt geht er vor mir in die Hocke und mustert mich.

»Wie geht es dir?«, er kennt die Antwort bereits, da ich bestimmt, wie eine lebendige Leiche aussehe.

»Es fühlt sich so an, ob mir jemand ein Messer in die Brust rammt, immer wieder«.

Es gibt keine Worte dafür, das Elend zu beschreiben.
Es ist eine Mischung aus Trauer und Schmerz, der sich tief in meinen Körper fest geankert hat.

»Komm wir setzen uns erstmal in den Wartebereich, hier können wir nicht bleiben«.

Die vorbeilaufenden Pfleger werfen uns böse Blicke zu aber erwidern nichts darauf, dass wir den halben Gang belegen.

Die Jungs helfen mir auf die Beine, führen mich in das Wartezimmer wo weitere Gäste warten.

»Haben sie dir irgendwas erzählt?«, fragt Gabe neugierig.

»Nein, lediglich das er in den OP geschoben wurde«.

Die Ungewissheit nicht zu wissen was mit Jason geschieht, macht mich krank.

Ich fange ein paar bemitleidende Blicke von Fremden ein, blende diese jedoch gekonnt aus.
Sie sind neugierig was ich auf eine Art verstecken kann: wann bekommt man jemals eine Person der Unterwelt zu sehen, dessen Klamotten auch noch in Blut getränkt sind.
Es wird auch nicht lange dauern bis die Securitys Fragen stellen außer Hilton hat diese genauso bestochen.

»Ihr beide seid so weit gekommen und habt eine Menge riskiert für eure Liebe. Das hier wird euch kein Hindernis sein, wie schwer es auch scheint.«

Gabe weiß genau was er sagen muss, um mich etwas zu beruhigen. Die letzten Wochen hat er besonders auf mich aufgepasst.

Er hat sich jedes Mal zwischen Luca und mich gestellt als dieser nicht aufhören wollte auf mich einzuprügeln.
Immer wieder hat er es geschafft, den Fäuste auszuweichen und mich so beschützt.

Ich verdanke ihm mein Leben.
Er hat meine Wunden verarztet, dafür gesorgt, dass ich etwas esse und wenn es der Fall war auch die ganze Nacht mit mir wach gelegen.

Nach einigen Stunden habe ich aufgehört die Zeit zu zählen.
Das Personal wechselte, neue Patienten und Alte, die entlassen wurden und dazwischen ich, kauernd auf den unbequemen Wartestuhl und warte auf eine Nachricht vom Arzt.

Emelie ist irgendwann aufgetaucht, mit sauberen Klamotten und etwas zum Essen.
Mein Magen ist zu weswegen ich nur dankend die Coke entgegennahm, um zumindest meinen Zucker stabil zu halten.
Gabe zögerte nicht das Sandwich in sich zu stopfen, da die Automaten im Krankenhaus nicht wirklich eine große Auswahl haben.

Spät in der Nacht, fast schon zwei Uhr morgens, taucht ein älterer Arzt auf und fragt nach Angehörigen von Jason King.

»Was ist mit ihm?«, ich bin mit Gabe die einzigen, die aufstehen und hoffnungsvoll in die Richtung vom grauen Mann blicken.

Der Rest von uns sowie die Kills sind nach Hause gefahren, da sie mehr als das halbe Wartezimmer in Beschlag genommen haben und rausgeworfen wurden.
Zumindest hat Hilton dafür gesorgt das nichts was hier passiert nach draußen gelangt.

»Kommen sie bitte mit«.

Der Tonfall in seiner Stimme gefällt mir nicht und ängstlich sehe ich zu Gabe, der keine Sekunde mir von der Seite gewichen ist und er mir mit einem aufbauenden Nicken zu verstehen gibt, dass alles besser wird.

»Kann ich fragen: in welchen Zusammenhang sie zu Mr King stehen?«.

Er beachtet mich nicht wirklich, was mich auch nicht weiter stört.
Ich will nicht auf offener Straße erkannt werden und mit den hohen Summen an Bestechungsgeld in Verbindung gebracht werden.

»Er ist mein Freund.«

»Nun gut Ms ich muss Ihnen sagen das ihr Freund ein verdammtes Glück hat sie zu haben. Laut der Sanitäter haben sie versucht die Blutung mit einem Druckverband zu stoppen, das hat ihm davor bewahrt eine Menge Blut zu verlieren«.

Wir bleiben vor einer Zimmertür stehen. Die Jalousien sind bis zur Mitte hochgezogen und waagrecht gedreht das man leicht ins Zimmer spitzeln kann.

»Mr King ist noch rechtzeitig ins Krankenhaus eingeliefert worden, da es sich nur um Minuten gehandelt hat bis sein Herz versagte.
Die Kugel hat seinen rechten Lungenflügel gestreift, wobei sie sich mit Blut gefüllt hat.
Wir mussten eine Not Operation durchführen, um die Kugel zu entfernen, die Blutung zu stoppen und das Blut aus der Lunge pumpen.
Sein Zustand hat sich die letzten Stunden nicht wirklich viel gebessert, weswegen er noch in Lebensgefahr schwebt.«

Der Anblick von Jason, dazu die Worte vom Doc, zerrüttet mich von innen nach außen, doch ich kann es mir nicht ansehen lassen.
Ich muss stark sein, nur so kann Jason es schaffen.

Zwei andere Ärzte stehen im Raum, unterhalten sich über irgendwas das ich nicht verstehe und kontrollieren derweil die Maschinen, an denen Jason an gekabelt ist.

»Wie hoch stehen die Chancen das er wieder aufwacht?«.

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