39*°

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Die hellen Sonnenstrahlen schleichen sich durch die Scheibe und blenden auf mich herab.
Immer noch etwas müde möchte ich mich zu Seite drehen als ich gegen etwas pralle.

Mein Blick fällt auf den tätowierten Arm, der mich fest umschließt, zu dem schlafenden Gesicht von Jason.
Ich versuche mich nicht aus dem Griff zu lösen, da er so friedlich aussieht, wenn er schläft.

Ich kuschele mich näher an ihn, da die Rückbank nicht groß genug für uns beide ist und bei einer kleinen Bewegung ich herunterfallen kann.
Mein Verstand spielt mit den Gedanken durch sein perfektes Haar zu fahren und ohne überhaupt daran zu denken, dass ich ihn wecken kann, spiele ich an den Spitzen seiner Strähnen, die ihm ins Gesicht hängen.

»Lola«, murmelt er leise und zieht mich reflexartig näher an sich.

»Tut mir leid«, ich entziehe meine Hand aus dem Haar.

Er schüttelt den Kopf, um mir kein schlechtes Gewissen zu machen, obwohl wir beide wissen, dass er meinetwegen wach ist.

»Guten Morgen«, murmelt er und versucht, seine Augen vor den hellen Strahlen zu schützen.

»Morgen«, antworte ich.

»Wir sollten langsam von hier verschwinden«, seufzt er und ich stimme nickend ein.

Wir haben lange genug hier festgesessen und in Moment möchte ich nichts lieber, als mich in mein Bett zu legen und zu schlafen.

Die Rückbank war nicht so gemütlich wie ich in Erinnerung hatte.
Früher habe ich mir den Platz mit Tyler geteilt, als wir jedes Jahr mit unseren Eltern nach Nevada gefahren sind, um unsere Großeltern zu besuchen.
Da haben wir beide zusammen reingepasst, aber jetzt könnte ich nicht einmal meine Beine hochlegen.

Jason setzt sich auf und zieht mich mit sich. Er fährt sich durch das zerzauste Haar und seufzt müde auf, bevor er sich die Snapback aufsetzt.
Er sieht echt süß aus, wenn er verschlafen ist.

»Hast du irgendeine Idee wie wir hier wegkommen?«. Unsere Smartphones sind leer und bis jetzt ist noch kein anderes Auto an uns vorbeigefahren.

Jason streckt sich nochmal, bis er sich meiner Frage widmet.

»Ich habe gestern eine Notsäule gefunden nur ein paar Meter von uns«.

»Gestern? Wieso hast du das nicht gleich gesagt?«, verwirrt leg ich die Stirn in Falten.

»Ich weiß nicht, die Nacht im Wagen war doch gar nicht so schlimm«, stellt er klar und ein Lächeln huscht auf meinen Lippen.

Jason öffnet die Tür des Wagens und steigt aus.

Die Jacke um meine Schultern wickle ich näher an mich und krabble von der Rückbank nach draußen.

Die frische Luft fühlt sich gut an, dass ich erstmal einen tiefen Atemzug nehme.

»Ich lauf schnell vor, warte hier es wird nicht lange dauern«, äußert er und lässt mich kurz allein.

Ich strecke meine Beine, die sich wie Götterspeise anfühlen durch das Liegen und mich seitlich auf die Motorhaube setze, um den gestrigen Abend Review passieren zu lassen.

Trotz dessen, dass ich in einen See von Tränen erwacht bin, hat Jason mir die Last genommen und den Tag zum Besseren gewendet.
Jason hat es geschafft meine Mauer zu durchbrechen.
Unsere intensiven Gespräche über alles, das ich mich ihm wie ein Buch öffne und lesen lasse.
Das hat bis zu diesem Zeitpunkt nur eine Person geschafft, und zwar Gabe.

»Es ist jemand auf dem Weg«, Jason taucht auf und gesellt sich gegenüber vor mir.
Er drückt meine Schenkel etwas auseinander und platziert sich dazwischen.

»Hast du morgen etwas vor?«, fragt er und legt eine Strähne meines offenen Haars hinters Ohr.

»Nein, ich bin frei«.

»Dann entführe ich dich Morgen, wir fahren in die Stadt«, es klang eher wie eine Feststellung als ein Vorschlag.

»Klingt gut«, mit ihm an meiner Seite scheint es, ob das größte Problem zur Nebensache wird.

Ein lautes Hupen schreckt uns auseinander.
Der Abschlepper parkt vor dem Wagen und ein Mann in blauen Overall steigt aus.

»Guten Morgen, wo soll ich euch abliefern?«.

»Lakewood«, Jason löst sich von mir, um mit dem Mann Kleinigkeiten zu klären.

Ich bleibe sitzen und warte auf das was kommen mag.
Das ist Männerkram, von dem ich eh keinen blassen Schimmer habe.

»Ab nach Hause«, seufzte Jason erleichtert und kommt wieder auf mich zu.

Der Mann draußen kettet den Wagen mit einer Abschleppstange an seinen.

»Steigt ein, wir können los«.

Jason öffnet mir die Tür das ich mich rein setze.

»Freu ich mich auf mein Bett«, seufze ich erleichtert als der Wagen zu Rollen beginnt.

Der Heimweg kommt mir unendlich lang vor.
Meine Müdigkeit schwindet langsam, dass ich hellwach nach draußen sehe und die Umgebung neben mir vorbeizieht.
Das heimische Schild der Stadt zeichnet sich ab und die Landschaft kommt mir allzu bekannt vor.

Der Wagen biegt in meine Straße ab und bleibt vor den Wohnblöcken stehen.

Ich steige aus dem Auto, laufe einmal rum, um auf den richtigen Gehweg zu stehen.

Jason fährt das Fenster runter, um sich noch von mir zu verabschieden.

»Wir sehen uns morgen?«, frage ich nochmals nach, nicht das ich mir das von vorhin nur eingebildet habe und es gar nicht so gemeint war wie ich dachte.

»Ich hole dich ab, ich schreibe dir später alles wichtige«.

Jason zwinkert mir noch zu als er mit dem Abschleppdienst wegfährt.

Ich sehe ihm noch nach, bis sie so weit weg sind das ich den Wagen nicht mehr erkenne.

Ich laufe zum Gebäude, überspringe die Stufen zur Haustüre, um diese aufzuschließen.

Emelie schenkt mir ein warmes Lächeln als ich durch die Tür trete und mich aus den Schuhen befreie.
Sie steht in pinken Schlafklamotten im Flur und mustert mich ausgiebig.

Ich trage immer noch die zu große Jogginghose sowie ein Shirt von Jason.

»Ich dachte, du kommst gar nicht mehr nach Hause.«

»Es kam etwas dazwischen«.

Emelie hält nicht viel von Jason und solange ich das Thema ausweichen kann werde ich es so lange machen, bis es nicht mehr möglich ist.

»Aha«, sie versteht, dass es etwas mit Jason zu tun hat und hackt nicht weiter nach.

Sie wird die Sache hier in eine andere Sache interpretieren, nachdem ich in diesen Aufzug vor ihr getreten bin.

»Ich habe gerade Pancakes gemacht, die stehen auf dem Tisch, falls du Hunger hast«, sie deutet mit einem Nicken Richtung Küche, um das Thema fallen zu lassen und verschwindet in ihr Schlafzimmer. Sie müsste Lesungen heute haben, weshalb sie bereits wach ist um sieben Uhr morgens.

Hunger habe ich nicht, weswegen ich mich direkt auf den Weg ins Badezimmer mache, um mich aus den Klamotten zu schälen.

Vielleicht kann ich etwas Schlaf nachholen, wenn ich mich hinlege.
Wenigstens zwei Stunden.

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