50. - Kapitel 10 (2)

17 0 0
                                    

„Was denkst du wohl?"
„Du hast natürlich abgelehnt."
„Natürlich habe ich das nicht. Ich wollte in Schattensprengen und er hat es mir gezahlt!"

Viktoria starrte ihren Kaffee an. Auf den Milchschaum war Kakao, im Becher wahrscheinlich mehr Sirup, als sie sich eigentlich erlauben durfte, aber wann gönnt man sich schon etwas? Wo war ihr Ehrgeiz geblieben? Wollte sie nicht so perfekt wie Suma selbst werden? Wollte sie es Pia, ihrer Familie, allen zeigen, was sie erreichen konnte. Was sie wollte, das schaffte sie? Und nun war sie hier und nahm einen Schluck von diesem wundervollen Getränk.

„Und dann machst du den Vicky!", lachte eine ihrer Freundinnen, von denen sie in zwanzig Jahren nicht einmal mehr ihre Haarfarbe wüsste. „Der Vicky" gehörte zu einem dieser Insider, die am besten niemals das Tageslicht erblicken sollten. „Der Vicky" war eine Ansammlung von dämlichen Missverständnissen. Einmal hatte sie ein sarkastisches „Bedien' dich" falsch verstanden, ein anderes Mal jemandem eine Ohrfeige verpasst, weil er sie beleidigt hatte. Und Viktoria hatte gewusst, dass das nicht gut ausgehen würde, aber war es in dem Moment genauso unangemessen, wie bitter nötig. Sie lachte immer mit, wenn „Der Vicky" zur Sprache kam, war aber nie fröhlich. Es war ihr klar, dass sie Dinge nicht immer ganz korrekt verstand und dass sie trotzdem gerne einmal laut wurde. Sie wusste, wer sie war und sein wird. Und genau deshalb schmerzten diese Kommentare auch so. Sie wusste das alles, und konnte es nicht ändern.

Das war es.
Das, was sie am meisten von der Perfektion trennte.

„Aber mal was anderes:", begann Viktoria. „Wie is' es jetzt mit Kino heute Abend? Welcher Film? Wer ist dabei?"

Alle waren dabei.
Viktoria grinste.
Wenn sie schon nicht perfekt war,
so hatte sie zumindest gute Freunde.

Blumenbrechen (Wird Nicht Mehr Überarbeitet Und Auch Nicht Fortgesetzt)Where stories live. Discover now