31. - Kapitel 7 (3)

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Es war der letzte Sonntag des Halbjahres. Kiana saß im Schneidersitz auf ihrem Bett. Eigentlich hatte sie lesen wollen, doch guckte zum Fenster. Suma ging es wohl besser. Er saß jedenfalls wieder auf seinem Ast und schrieb. Ab und an hustete er, so sehr er es auch zu unterdrücken versuchte.
Hannah saß ebenfalls auf ihrem Bett und starrte ihr Handy an. Genauer: sie las sich ihre Nachricht bereits zum neunzehnten Mal durch.
Viktoria setzte sich neben Hannah, konnte noch die letzten Zeilen lesen, bevor es auf Standby gestellt wurde.

„Oh nein!", rief Viktoria sofort. „Das machst du sicher nicht so."

„Wie sonst?", fragte Hannah, guckte an die gegenüberliegende Wand und spielte mit ihren Haaren.

„Was is' das denn für 'ne bescheuerte Frage. Hast du keine Erfahrung mit sowas? Wenn überhaupt sagst du ihm das ins Gesicht."

Hannah verdrehte die Augen. „Wenn Viktoria das sagt, werde ich das natürlich ohne Widerrede machen."

Viktoria verschränkte grinsend die Arme. „Sehr gut."

„Das war Sarkasmus, Vicky."

Viktoria seufzte. „Kiana, was denkst du?"

Kiana schaute zum Fenster, blinzelte. Warum guckte Suma sie so verwirrt an? Sie legte den Kopf schief. Er schaute in alle Richtungen. Danach linste wieder er unausgeglichen zu ihr. Das wiederholte er nun zum dritten Mal. Sie lächelte ihn kurz an. Sofort war sein Blick woanders. Seine Finger tippten ständig gegeneinander. Er schrieb etwas auf und guckte dann doch wieder zu diesem Fenster. Heute guckte er viel menschlicher. Und viel panischer.
Kiana drehte sich zu Viktoria. „Ich? Was ich denke?", wiederholte sie vorsichtig.

„Zu Hannah und Noah."

Kiana schaute Hannah an und zuckte mit den Schultern. „Ich weiß nicht."

„Ach, komm schon, bitte!", flehte Viktoria.

„Ich habe keine Erfahrungen mit dem Thema." Sie hauchte beinahe: „Vielleicht wäre es direkt etwas höflicher."

Viktoria nickte Hannah zu. „Siehst du! Selbst Kiana is' voll dagegen."

Hannah starrte wieder auf ihr Display. „‚Schreiben heißt zu seinen Worten zu stehen'.", zitierte sie.

Viktoria seufzte: „So is' das total trocken."

Kiana ließ ihre Beine von ihrem Bett baumeln. Ob Suma zu seinen Worten stand, die er da aufschrieb? Musste man nicht auch zu dem stehen, was man sagt? Würden alle immer lügen, könnte eine Gesellschaft dann überleben? Keiner könnte sich mehr auf irgendjemanden verlassen und überall würde riesiger Hass herrschen.
„Warum genau möchtest du ihm das nicht direkt sagen?", fragte Kiana. Hannah zuckte mit den Schultern.

„Ich habe Dinge gerne Schriftlich.", murmelte sie.

„Wie bei einem Vertrag?", fragte Kiana weiter.

„Für sowas doch nich'!", rief Viktoria.

Hannah sah beide an. Ein Vertrag? Sie schüttelte den Kopf und stand auf. Dieses Gespräch gefiel ihr ganz und gar nicht.

„Eh, wohin willst-", setzte Viktoria an.

„In die Bibliothek.", antwortete Hannah – ruhig wie eh und je. Sie zischte ab – nicht ganz so ruhig. Sie rauschte über den Hof, vorbei an schwarz und weiß, Schülern und Lehrern, Licht und Vögeln, Blumen. Direkt vor der Bibliothek machte sie ihr Handy wieder an, währenddessen öffnete sie die schwere Tür. Ihre Schuhe quietschten leicht, als sie zum Fenster tappte. Noah saß auf der Fensterbank. Er tippte gerade eine Nachricht. Sie schaute gerade von ihrem Telefon auf, sah ihn und tippte vor Schreck irgendwo hin. Dieses irgendwo war leider nicht der Home-Button. Noahs Handy summte. Er zuckte zusammen und Hannahs Handy gab einen Ton von sich. Sie steckte ihr Handy schnell zurück in ihre Tasche. Noah schaute auf und begann perplex zu lachen.

Blumenbrechen (Wird Nicht Mehr Überarbeitet Und Auch Nicht Fortgesetzt)Where stories live. Discover now