6. - Kapitel 2 (2)

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Der Raum ist hell und lichtdurchflutet. Der Boden besteht aus Birkenholz, die Wände sind weiß gestrichen. Geht man durch die, zu Essenszeiten geöffnete Doppeltür, so blickt man direkt durch gut geputzte Fenster. Unter ihnen stehen weiße Tische, davor ebenso weiße, gepolsterte Stühle. Links befindet sich die Essensausgabe, eine Theke, hinter der Küchenpersonal steht und die Portionen verteilt. Morgens bereitet dieses ein Buffet vor.

Staunend schritten die drei durch die Tür. Noch waren nicht viele Tische besetzt, sodass die mit der schönsten Aussicht fast alle frei waren. Hannah ging voran, zu dem Tisch direkt vor ihnen und setzte sich auf einen Stuhl am Fenster. Viktoria setzte sich neben sie, Kiana gegenüber von beiden.

„Wir dürfen erst in fünf Minuten an das Buffet.", informierte sie, nachdem ihr die Uhr über der Flügeltür auffiel. Daraufhin sah sie hinaus. Der Schnee hatte die kahlen Büsche vor dem Fenster mit einer weißen Schicht bedeckt, ebenso das Gras. Eine graue Mauer umgibt die Schule, wodurch nur noch der bewölkte Himmel sichtbar war.
Hannah suchte noch immer nach passenden Zitaten, während Viktoria zur Tür starrte. Immer mehr Schüler schlenderten durch sie, bis schließlich fast alle Plätze belegt waren.

„Wollen wir jetzt zum Buffet gehen?", fragte Kiana sanft um die Stille um den Tisch zu unterbrechen.

Man kann ihre Stimme nicht anders als süß bezeichnen. Hell und leise, stets mit einem interessierten Unterton. Freudig und Lebensfroh, als wäre Kiana erst seit heute in den Genuss des Sprechens gekommen. Selbst wenn sie wütend ruft, so verändert sich nur ihre Tonhöhe in ein kaum verständliches Quietschen, was dennoch nett klingt, schreien möchte sie nicht. Gepaart mit ihrer Körpergröße und ihrem Verhalten wirkt sie beinahe wie ein weiches, knuffiges Stofftier.

Hannah nickte, steckte ihr Handy in ihre Hosentasche und erhob sich, wie auch Kiana. Viktoria beobachtete weiterhin die Tür, weshalb Kiana fragte, obwohl sie schon eine Vermutung hatte:

„Wartest du auf jemanden?" Sofort nickte die Blondine. Inzwischen kam niemand mehr in den Saal und die Meisten hatten sich beim Buffet angestellt.

„Er hat bestimmt Hunger! Gestern habe ich ihn nicht beim Abendessen bemerkt.", meinte sie und rückte mit dem Stuhl, nach einer Aufforderung Hannahs, dichter an den Tisch. Zwei von Dreien gingen zum Buffet. „Ich komme gleich nach."

Aus gleich wurden zwanzig Minuten und noch immer ließ sich Viktorias späterer Mann nicht blicken. Die anderen beiden waren bereits fertig und saßen auf ihren Stühlen, als Viktoria sich einen Teller nahm und mit Lebensmitteln befüllte.

„‚Man kann nicht nur von Lust und Liebe leben'.", schwall es aus Hannah, sie fühlte einen ungewöhnlichen Stolz, als sie das gefundene zitierte. Viktoria gaffte sie an.

„So laut?" Sie belegte ihr zweites Brötchen. Hannah nickte, für ihre Verhältnisse war das tatsächlich laut. Kiana versank derweil im Stuhl, hatte den Eindruck, die noch hier sitzenden würden zu ihnen schauen und sich gestört fühlen. In Wirklichkeit richteten sich immer mehr Augen auf die Tür, ausgehend von einem Tisch, an dem einige Zwölftklässler saßen. Die, die noch nicht guckten, sahen hin, weil andere hinsahen.

Weiße Haare, weiße Haut, blaue Augen und ein vielinterpretierter Blick.

„Louisa, meintest du ihn?"
„Ich denke schon."

„Er soll unter den besten Fünf gewesen sein!"
„Echt?"
„Eine aus der Zwölften meinte das eben."

Viktoria quiekte kurz auf und schlug Hannah gegen den Oberarm, die ihn danach festhielt und darüberstrich. „Sieh'! Ich hab's gesagt, er kommt!" Sie lächelte ihn an und wies ihn mit ihren Augen auf den Platz vor ihr hin.

Blumenbrechen (Wird Nicht Mehr Überarbeitet Und Auch Nicht Fortgesetzt)Where stories live. Discover now