8. - Kapitel 3 (1)

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„Die zwanzig-Tage-Diktatur (auch 'Kurzautokratizität') ist der für 20 Tage geglückte des damaligen Präsidenten eine Alleinherrschaft zu vollziehen. [...] Am 14. Juni wird der Präsident gegen Mittag tot in seinem Bett aufgefunden. Als Todesursache gilt natürliches Organversagen, jedoch [...]"

Anfang Februar saßen Kiana, Hannah, Viktoria und alle restlichen Schüler der Elften hinter ihren Büchern um für die erste Klausur zu lernen.

Suma kam in der ersten Woche des neuen Monats häufiger, schrieb manchmal etwas auf einer Seite seines Blocks auf. Diese riss er danach raus, faltete sie zweimal in der Mitte und schob sie in seine Jackentasche. Daraufhin verschwand er aus der Klasse. Frau Rat lief mindestens einmal am Tag den Schulhof ab und kehrte wieder in ihr Büro zurück, vom Mal zu Mal wütender.

„Willst du vielleicht mitkommen?" Viktorias Hand berührte den Türrahmen und sie lächelte ihr zu, während sie an den Quasten ihrer Tasche rumspielte.

„Danke, aber ich möchte lieber noch ein wenig lernen."

„Wie die letzten zwei Wochen schon." Sie schüttelte lachend den Kopf, zitterte etwas und überprüfte nochmal den leeren Ast hinter dem halboffenen Fenster um sich abzulenken. „Ich geh' dann mal."

„Viel Spaß." Die Tür schloss sich. Als Kiana begann, laut Daten vor sich hersagend im Raum umherzugehen, fiel der Ast in ihr Blickfeld. Er war nicht mehr leer. Suma saß dort las. Nebenbei schrieb er irgendetwas auf.

Seitdem es ein Gesicht zu seinem Namen gab, sagten die Schüler ihm die verschiedensten Dinge hinterher.

Er sollte eine Freundin in seinem Heimatland haben und schwul sein, ein Schürzenjäger und ein schüchterner Romantiker, einmal so sehr verletzt worden sein, dass er sich nun nicht mehr traut, jemanden freundlich anzusprechen und er nutzte das Schweigen als Masche, um immer ein Gesprächsthema zu bleiben. Und sein Verhalten war purer Anarchismus. Seine Verwandten waren tot, verschollen, er war der Sohn eines Seefahrers und Lehrers dieser Schule.

Er war Alles und Nichts - absolut perfekt. Zumindest schien es so.

Die Zimmertür öffnete sich und Hannah setzte sich mit den Worten: „Der Eingebildete überschätzt sich im Verhältnis zu seinem eigenen Wert." auf ihr Bett.

„Was ist passiert?" Kiana drehte sich vom Fenster weg. Hannah seufzte. Ihr Blick glitt zum Fenster. „Willst du es mir erzählen?" Hannah nickte. Nach einer Weile begann sie:

„Ich habe eine gute Biographie von Aristoteles gefunden. Daher kommt auch das Zitat. Damit habe ich mich auf den Sessel vor dem Fenster gesetzt." Sie spielte mit ihrem Zopf. „Noah lehnte sich grinsend über den Sessel und las mit. Das war noch nicht unbedingt nervig."

„Was ist danach passiert?"

„Er hat begonnen irgendwas zu sagen und als ich meinte, er sollte damit endlich aufhören hat er gelacht und weitergeredet."

„Worüber genau?" Hannah nahm ihre Brille ab, rieb sich das linke Auge und setzte sie wieder auf.

„Ich bin absolut wunderschön. Und jeder würde doch gerne mit mir etwas haben. Und meine Stimme erst." Sie verdrehte die Augen. „Solche Schmeicheleien, die ganze Zeit über. Dabei konnte ich nicht lesen. Er versuchte mich sogar zu einem Date am 14. zu überreden, weil ich mit ihm bestimmt Spaß hätte, aber ich habe abgelehnt." Kiana sah zu ihrem Schreibtisch und nickte.

„Weil du meinst, er sei ein Frauenheld?"

„Ganz genau. Denkst du nicht so?"

„Naja" Ihre Hände verschwanden in ihren Ärmeln „Ich denke, dass er nett ist und sehr gewissenhaft." Sie überlegte einen Augenblick. „Vielleicht ist er das ja, ein Frauenheld. Ich weiß nicht. Solange er niemandem etwas tut und weiter so bleibt, wie er jetzt ist, ist es nicht wirklich wichtig, oder?"

Blumenbrechen (Wird Nicht Mehr Überarbeitet Und Auch Nicht Fortgesetzt)Where stories live. Discover now