27. - Kapitel 6 (4)

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Am Samstag, um Punkt 14:00, oder vielleicht auch ein paar Minuten später, stellte sich Louisa auf eine Bank. Bestimmt ein Drittel des gesamten Internats scharrte sich um die blonde Zwölftklässlerin, dessen Armreifen Klirrten, dessen Haarband in der Sonne funkelte, dessen Augen Neuigkeiten verhießen. Louisa lächelte. Der allerbeste Tag in der Woche!

„Okay." Sie sprang von der Bank und lief in die Mitte des Schulhofs. „Ich habe Neuigkeiten für euch.", grinste sie. „So, wo soll ich anfangen. Hm, vielleicht – ich weiß! Wie wäre es mit unserem Lieblingspaar. Oder sollte ich besser sagen, Ex-Paar!" Die Menge war ein Feuer, ein Schwamm, ein allesglaubendes, allwissendes Wesen. Und es witterte Intriege. „Also, ich habe von Finn gehört, dass Meri, die ja schon länger auf Cole steht, aber das nicht ganz zugibt – ihr kennt die Story mit ihr und Suma und Cole und #CoRi ja. Obwohl, habe ich die so genau erzählt? Das war so, dass-"

Die Masse verdrehte ungeduldig die Augen. Stephan packte sie nicht ganz freundlich an der Schulter. „Komm zum Punkt, Louisa!", rief er, bevor sie noch mehr plappern konnte.

„Okay, okay, ich mache ja schon. Jedenfalls: Meri hat mit einem gewissen Jungen rumgemacht. Und ratet mal, wer das war? Ihr kommt bestimmt nicht darauf. Darauf kam ich ja nicht einmal selbst! Es ist-"

Auch Noah und Leo standen bei Louisa. Für gewöhnlich hörten sie nicht zu, flüsterten sarkastische Kommentare in die Menge und ließen ihren Ruf für sich arbeiten. Nur heute, heute ging das nicht. Heute tippte Noah ständig mit einem Fuß auf diese grauen Betonplatten. War es eigentlich schon immer so warm hier? Cool bleiben. Sie wird schon nichts sagen. Und wenn doch? Egal, das wird schon passen. Hoffentlich würde Hannah das genauso sehen. Noah fuhr sich durch die Haare. Wann war Louisa endlich fertig?

„Komm runter.", lachte Leo neben ihm.

„Sei leise.", zischte Noah zurück und schob seine Hände verkrampft in die Hosentaschen.

Sie war fertig? Sie war tatsächlich fertig! Gut, sehr gut. In Zeitlupe leerte sich die Masse. Schneller, schneller. Macht schon! Es würde alles klappen. Es würde endlich-

„Und Noah geht mit jemandem aus!", presste Louisa hervor. Sie drehte sich zu Noah, zuckte mit den Schultern und formte mit den Lippen ein „Es tut mir leid". Reiko schlug sich gegen die Stirn. Stephan verdrehte die Augen.

Louisa war noch nie verliebt. Sie kannte den Unterschied zwischen dem Berichten darüber und dem tatsächlichen Gefühl nicht. Es war das genaue Gegenteil von Hass, aber manchmal auch das Gleiche. So dachte Louisa. Die ganze Wahrheit gab es so oder so nicht.
Wie denkt sie wohl jetzt darüber?

Die Masse blieb stehen und starrte Noah an. Noah versuchte zu lächeln, als wäre es ihm egal. Ruhig bleiben!

„Waszumteufelnoah!", kam es von niemand geringerem als Viktoria. Natürlich. Na super. Die war auch noch da. Viktoria kam nicht regelmäßig zum Samstagstratsch. So wichtig war ihr das nicht. Doch gerade heute hörte sie zu. Gerade jetzt. Dieses Glück musste man erstmal haben.

„Das stimmt echt?", tuschelten Cherrys Freundinnen.

„Interessiert mich echt gar nicht.", meinte Cherry. „Ich bin Kopf über Absatz in Suma."

„Wir finden Suma doch alle toller.", mischte sich Selin ein. Cherry verdreht die Augen. „Aber gerade Noah..."

„Halt die Klappe. Dich hat niemand gefragt." Sie hasste Sumas Sitznachbarin. Selin sollte still bleiben.

„Na und?"

„Was, ‚na und'? Du sollst nicht antworten, wenn dich keiner gefragt hat."

„Mache ich aber trotzdem, Charlotte." Selin grinste sie hämisch an.

Blumenbrechen (Wird Nicht Mehr Überarbeitet Und Auch Nicht Fortgesetzt)Where stories live. Discover now