33. - Kapitel 7 (5)

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Bevor Kiana den Raum sah, sah sie Neonlicht. Sie blinzelte. Vor einem ewiglangen Konferenztisch standen ihre Lehrer. Alle. Einige Lächelten, andere wünschten Kiana augenscheinlich in die Hölle. Als wäre sie nicht gerade schon dort. In die Wände waren Regale eingelassen, in denen einige Ordner standen. Auf der linken Wandseite befand sich eine Tür aus Milchglas. Und eine riesige Flut an Fenstern legte die schönste Natur frei. Die Sonne schien um diese Tageszeit nicht hier rein.

Kiana näherte sich dem Tisch. Sie gab jedem die Hand und hoffte, ihr Zittern würde auf wundersame Weise keinem auffallen.

„Setz dich." Herr Andersson wies ihr den Einzelplatz am Tischende. Er selbst setzte sich links von ihr. Niemand saß am Kopf. Sowieso glich die Sitzordnung eher der eines netten Mittagskaffees als einer grausamen Bekanntmachung.

„Zuerst: Wie schätzen Sie sich selbst ein?", kam es von Frau Lizi.

Kiana zwang sich, nicht nach unten zu sehen, „In welchem Bereich?", nuschelte sie.

„In Ihrer Arbeitshaltung." Frau Lizi legte ihre Unterarme auf den Tisch und verschränkte ihre Finger ineinander.

Nun blickte Kiana doch auf den Tisch und spielte mit ihrem T-Shirt Stoff. Sie schluckte. „Ich glaube, dass ich mir noch mehr Mühe geben könnte. Schließlich bin ich unendlich dankbar auf diese Schule gehen zu dürfen. Ich bin dankbar, dass meine Leistungen für den Antritt gereicht haben. Aber ich glaube, es sollte sich mehr auf die besseren konzentriert werden. Es wäre für mich in Ordnung, nicht mehr auf diese Schule zu gehen, weil mein Können dem hier nicht entspricht.", piepste sie und schaute unauffällig in die verwunderten Gesichter der Lehrer.

Herr Andersson klang beinahe mitleidig: „Frau Levento, in dieser Klasse gehören Sie, insbesondere in den Naturwissenschaften, zu den Leistungsstärksten. Sie arbeiten im Unterricht ausreichend mit und schreiben gute bis sehr gute Noten – und das kontinuierlich. War Ihnen das nicht klar?"

„Ich habe nicht das Gefühl, dass das ausreicht."

Frau Lizi nickte: „Herr Andersson kann ich mich nur anschließen. Sie sind die einzige, die tatsächlich in Fremdsprache 2 im Ausland kommunizieren könnte ohne Muttersprachler zu sein."

Einige weitere Lehrer stimmten zu und Kiana schaute vorsichtig wieder auf. Sie lächelte leicht. „Vielen Dank für Ihr vertrauen.", nuschelte sie.

Frau Mesh, ihre Lehrerin für Literatur lächelte nicht: „Dem kann ich mich leider nicht anschließen, Levento."

Ihr Lehrer für Politik und Geschichte, Professor Moeller, lehnte sich in seinem Stuhl zurück. „Ich auch nicht."

Mesh schaute Kiana in die Augen. „Ich weiß genau, wie viel Mühe Sie sich geben, allerdings fehlt Ihnen das Talent dazu, literarische Zusammenhänge zu erschließen – zwischen den Zeilen zu lesen. Ich denke, dass wissen Sie selbst am besten."

Kiana nickte.

„Doch muss ich sagen, dass Sie im Unterricht gut mitmachen, trotz dieser Schwäche. Nur in Klausuren sind Sie ein Grenzkandidat."

Professor Moeller lachte: „Lustigerweise verhält es sich in meinem Unterricht genau andersherum. Sie sind Schriftlich passabel, aber besonders in Politik schweigen Sie wie ein Grab."

„Tut mir leid." Kiana guckte auf ihr Shirt. War da ein Fleck? Seit wann war der schon da? Seit dem Frühstück, oder? Oh nein! Wie viele haben den bemerkt? Alle, oder? Bestimmt.

Herr Andersson winkte ab. „Sie sollten sich keine Sorgen machen, die Schule verlassen zu müssen, Frau Levento. Dafür sind Sie uns zu leistungsstark."

Blumenbrechen (Wird Nicht Mehr Überarbeitet Und Auch Nicht Fortgesetzt)Where stories live. Discover now