25. - Kapitel 6 (2)

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-irgendwo.", beendete er seinen Satz. Auf Louisas Gesicht erschien Überlegenheit.

„Ich weiß wo, ich weiß mit wem.", rief sie und sprang auf. Zina, die bisher desinteressiert die Löcher in der Wand gezählt hatte, wurde aufmerksam.

„Und zwar?", meinte Leo, der Zwölftklässler. Auch Stephan zeigte Interesse. Reiko schlug sich mit der Hand gegen die Stirn. Jetzt ging das schon wieder los.

Es gab zwei Hauptgründe mit Louisa befreundet zu sein.
Erstens: Sie hatte Kontakt zu fast allen Schülern. Jeder kannte Louisa – zumindest vom Hörensagen. Somit war sie auch äußerst beliebt. Wer mit jemandem etwas klären wollte, wendete sich zu allererst an sie. Sie wusste immer irgendetwas.
Der zweite Punkt war weitaus mehr von Bedeutung: Gerüchte. Durch ihre Kontakte und ihre forsche Art, wusste sie immer zuerst, was wann passiert war. Wenn jemand etwas über die Schüler dieser Schule wissen konnte, dann sie. Ihr Samstagstratsch gehörte für mehr als nur ein paar zur Wochenroutine. Und das war auch die Gefahr an ihr. Louisa besaß Macht. Ein falsches Wort und der Ruf einer Person war zerstört.

„Also.", begann Louisa. „Ihr kennt doch bestimmt Rita aus der Elften?" Keiner hatte auch nur einen leisesten Schimmer, wer Rita aus der Elften war. „Sie ist heimlich ziemlich verliebt in unseren lieben Spieler." Alle schauten von ihr zu Noah, der mit der Lehne vorne an einem Schreibtischstuhl saß. „Was eigentlich ganz schön erstaunlich ist. Schließlich hat Noah Suma als Konkurrenz und wir wissen hier alle, was der für einen Gottstatus bei den meisten Mädchen im Beuteschema unseres lieben Spielers hat. Rita ist dabei eine Ausnahme. Stellt euch das vor: ich habe nur Kontakt zu zwei Mädchen, die Noah vor Suma stellen würden. Nur zwei. Ist ja gar..."

„Komm zum Punkt!", kam es aus drei verschiedenen Raumecken. Noah versuchte sich gelassen zu geben, doch starb tausend Tode.

„Jaja, schon gut Leute. Rita hat mir neulich erzählt, dass Lynn Noah vor drei Wochen mit einem Mädchen vor dem Schultor gesehen hat. Sie sind aus der Schule gegangen und ich habe schon eine Vermutung, wohin. Wie wäre es mit dem netten Hostel im Dorf?"

Noah starrte Louisa entgeistert an. Bitte was?

„Ein Spieler, der sein Spiel spielt und gewinnen will. Wow.", gähnte Zina.

„Louisa, wir sind keine kleinen Kinder mehr. Mit Mädchen in das Hostel zu gehen ist legal und keine Besonderheit.", meinte Leo, der Zwölftklässler. Ja, in ein Hostel hatte er schon einige Mädchen gebracht. Aber nicht von dieser Schule, so blöd war er nicht. Aus dem Dorf oder den umliegenden Städten.

Zina war schon dabei aus dem Raum zu gehen, da schrie Louisa: „Halt, stehengeblieben!" Zina drehte sich um. Reiko bat um Ruhe.

„Also geht es doch noch weiter.", grinste Lloyd und schob seine Schwester zurück in den Raum.

„Ja, na klar! Ich weiß doch, was eine gute und was eine schlechte Story ist, Leute. Vertraut mal mehr meinem Journalistenkönnen!"

„‚Journalist'." Reiko setzte Luftgänsefüßchen.

„Ja! Oder machst du die Schulnews? Nein, die mache ich. Siehst du?" Reiko wollte sich mit aller Wucht gegen den Kopf hauen. Mein Gott, Louisa! Louisa fuhr fort: „Ich dachte mir dabei jedenfalls: Wow, Noah ist wirklich schlecht im Spielen, wenn er erst nach vier Monaten einen Sieg einfährt. Aber das dachte ich auch schon, bevor man ihn mit diesem Mädchen gesehen hat. Nur hat Rita dann gesagt, dass sie deshalb etwas mehr darauf geachtet hat, wo sich unser lieber Spieler aufhält. Nur etwas. Sie ist ja keine Stalkerin. Obwohl, vielleicht ist sie eine. Es könnte sein, dass-"

„Louisa.", drohte Stephan und schenkte ihr einen Todesblick. „Du schweifst schon wieder ab."

Louisa winkte ab. Die Armreifen klirrten. „Die kleine Stalkerin, so nenne ich sie ab sofort, hat mir dann erzählt, was sie so beobachtet hat. Übrigens hat sie dabei geheult. Denn die Arme hat herausgefunden, dass Noah, der angebliche Spieler, eine" Sie baute eine dramatische Kunstpause ein. Wollte es zumindest, aber brach zu schnell ab. „Freundin hat." Louisas Stimme ging höher. Sie grinste Noah überlegen an.

„Es wird interessant." In Zinas Augen schimmerte Wissensdurst.

„Wer ist sie?", fragte Leo, der Zwölftklässler.

„So, jetzt wird es nämlich richtig spannend. Dieses Mädchen heißt Hannah Dey, ist in der Klasse unseres lieben Spielers, sollte ich dich überhaupt noch so nennen? Was denkst du, Noah?"

Lloyd räusperte sich.

„Egal, später. Hannah ist außerdem in einem Zimmer mit Viktoria. Die kennt ihr vielleicht. Ist ein überzeugtes Suma-Fangirl." Nur Leo und Noah kannten sie. Zina hatte sie mal in einer Prüfung gesehen. „Jedenfalls: Hannah ist nicht die Lauteste, nicht die Beste, nicht die Stärkste, passt eigentlich komplett nicht zu Noah und ist auch kein bisschen der Typ Frau, auf den Noah steht. Noah, warum eigentlich Hannah? Warum nicht so jemand wie Bounty? Nur als Beispiel."

Noah rollte mit den Augen. Reiko war kurz davor Louisa an die Gurgel zu gehen.

„Übrigens habe ich auch noch mitbekommen, dass Kyles Freundin gesehen hat, wie Noah von Hannah bei seinem ersten Flirtversuch abgeblockt wurde. Und ich glaube, dass ist auch der Schlüssel: Noah wurde abgeblockt und will sich jetzt beweisen, dass er Hannah doch noch rumbekommt."

„Olala, Noah, nicht schlecht.", grinste Lloyd. Zina und Stephan gaben ähnliches von sich.

Louisa ergatterte wieder die Aufmerksamkeit. „Leute, Leute, jetzt möchte ich eine Umfrage machen: Wer ist dafür, dass Noah uns seine Freundin vorstellt?" Alle meldeten sich, bis auf Reiko, Noah und Leo, der auf Stephans Bett eingeschlafen war. „Also steht es fest! Noah, stell sie uns vor. Jetzt bleibt nur die Frage aller Fragen: Welchen Namen sollen sie bekommen? #NoAh oder #HanAh. Klingt beides total Langweilig. Bounty, was denkst du?" Reiko zuckte mit den Schultern. Das war ihr so unglaublich egal.

Noah schaute panisch in jedes Gesicht im Raum. Was zum? „Sie ist nicht meine Freundin!", rief er endlich. „Wir sind kein Paar. Und wehe du wirst das morgen irgendwem erzählen."

Alle, außer der schlafende Leo, schauten ihn an. Noah spielte bei ihnen eigentlich alles runter. Er war entspannt und würzte praktisch jeden Satz mit einer Prise Ironie. Nur jetzt nicht.

„Wow.", meinte Stephan. „Du bist ziemlich verknallt in sie."

Noah nickte.

Louisa seufzte verträumt. „Das ist so süß! Du willst eure Beziehung nicht öffentlich machen, für sie. Niedlich. Bringt aber leider nichts." Sie stemmte die Hände in die Seiten und schnalzte mit der Zunge.

„Wie kommst du darauf?"

„Ich kann Eins und Eins zusammenzählen, du Spieler."

„Nein, wir sind wirklich nicht zusammen. Also lass den Scheiß." Die anderen stimmten Noah zu.

Louisa wurde verzweifelt. „Das kann ich doch nicht für mich behalten. Ihr kennt mich doch. Ich kann nie lange etwas für mich behalten. Das muss immer alles raus. Und bei einem neuen Tag gerade!"

Louisa hatte vor knapp einem Jahr die Schul-Tags eingeführt. Es war eine Liste, auf die sie alle ihr bekannten Partnerschaften mit einem gemeinsamen Namen und dem jetzigen Beziehungsstatus eintrug. Diese Liste war privat, doch wer sich gut mit ihr stellte, und das war nicht schwer, erhielt exklusive Einblicke.

Noah schüttelte sofort den Kopf. „Bitte, Louisa!"

Sie seufzte. „Ich versuche es, okay?"

Noah nickte. „Gut."

„War's das?", fragte Zina.

Louisa lächelte verschwörerisch. „Den Rest erzähle ich morgen."

Zina nickte. „Bye." Sie verschwand aus dem Raum. Stephan warf Leo von seinem Bett. Es rumste. Noah begann zu lachen und half dem Schlaftrunkenen auf. „Na komm, du Vollhorst." Beide gingen aus dem Raum. Reiko stand auf und ging ebenfalls. Louisa rannte ihr hinterher.

Blumenbrechen (Wird Nicht Mehr Überarbeitet Und Auch Nicht Fortgesetzt)Where stories live. Discover now