17. - Kapitel 5 (1)

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Eine Gruppe an Menschen scharrte sich um die blonde Zwölftklässlerin. Die Schulgebäude schirmten den leichten Wind ab. Es war wieder einmal Samstag. Die Zwölftklässlerin fasste zusammen, was sie in der letzten Woche herausgefunden hatte. Vorrangig redete sie über einen Jungen, der etwas mit einer Lehrerin hatte, den Hausmeister, der Leichen im Heizungskeller aufbewahrte und es gab neue Erkenntnisse zu dem Jungen auf dem Baum.

Noah tickte Leo an, nickte zu Suma. Er saß auf dem Baum und war mit schreiben beschäftigt. Beide verabschiedeten sich von ihren Freunden und gingen in ihr Zimmer. Lange starrten sie sein Bett an.

„Der Typ hat echt 'nen Putzfimmel.", meinte Leo nach einer Weile.

„Und in der Tasche ist bestimmt 'ne Bombe.", grinste Noah. Vielleicht könnten sie mit ihr etwas... Er fasste sich an sein Handgelenk. Lieber nicht. Etwas sagte ihm, dass diese Tasche Probleme erzeugen könnte.

Leo winkte ab. „Am schnellsten geht's, wenn wir etwas mit dem Zeug darin machen.", schlug er vor, wollte gerade den Reisverschluss öffnen, da zog Noah ihn am Arm zurück.

„Nein." Er schüttelte hektisch den Kopf, doch tauschte den besorgten Blick sofort aus. „Das wäre zu einfach.", lachte er selbstsicher.

„Ganz genau! – einfach." Wieder wollte Leo näher an die Tasche gehen. Noah zog ihn einmal mehr nach hinten.

„Lass es."

Leo guckte von der Tasche, zu Noah und wieder zurück. Noah ließ los. Er zog die Vokale lang und seufzte: „Na gut." Er zog seinen Zopf fester. „Hast du vielleicht 'ne bessere Idee."

Noah öffnete den Schrank, den Suma für sich beanspruchen könnte. Er war leer. Klar. Sein ganzes Zeug war in der Bombe. Er schloss die Schranktüren und bewegte sich zu seinem Schreibtisch. Oben auf einem Bücherstapel lag ein Buch aus der Bibliothek. In goldenen Lettern stand auf dem Einband „Märchensammlung".

„Komischer Geheimagent." Noah lachte wieder, während er das Buch durchblätterte. Bei einer zur Hälfte zerrissenen Seite blieb er hängen. „Und er mag Hans im Glück nicht."

„Noah, jetzt denk' mal mehr nach."

„Jaja, komm runter." Noah öffnete die Tür zum Badezimmer. Zwei Zahnbürsten, ein Kamm, Noahs Haargel und Leos Zopfgummis, Duschzeug. Normale Dinge – aber nichts von Suma. Nicht in den Kisten, Schränken, am Waschbecken. Nichts.

Noah lief zurück in ihr Zimmer. „Der Typ ist ein Geist." Er seufzte.

„Das dauert mir zu lange." Leo schmiss sich auf sein Bett und starrte an die Zimmerdecke. „Ich hab doch nicht die Lust Sumas ganzes Leben zu durchsuchen für einen Streich. Machen außerdem schon genug Tussis. Lass uns seine Kleidung einfach mit Insektenzeug besprühen, was weiß ich."

„Ist ja sehr kreativ.", bemerkte Noah.

„Besseren Vorschlag?"

Er strich über seinen Nacken. Der Typ war doch nicht normal. „Keinen?"

„Du kamst mit der Idee.", meinte Leo und zuckte mit den Schultern.

Noah wollte ihm seinen Actionfilmmove auch noch heimzahlen, irgendwann – später. Am besten ohne einen erneuten Schlag, Wurf, Stich, Bruch, was auch immer Suma da getan hatte, zu kassieren.

„Jetzt ist die beste Gelegenheit." Noah ging im Raum umher, setzte sich schließlich auf sein Bett und linste zu seinem Handy auf dem Nachttisch. Er schaltete es kurz an, wieder aus. Da las er sich extra ein Buch über weise Tote und trotzdem speicherte sie ihn nicht mal ein. Wollte lieber mit einer Leiche ausgehen, als mit Noah. Und schob die Leichen vor sich, damit niemand ihre Gedanken entzifferte, oder so.

„Immer noch Hannah?", fragte Leo, kniff ein Auge zu. Mit dem anderen schaute er zu Noah. „Frag' doch eine andere. Reiko zum Beispiel."

Sofort begann Noah zu lachen. „Reiko liebt ihr Gänseblümchen und sonst nichts."

„Und Hannah liebt Zitate. Was macht das für einen Unterschied? Reiko ist leichter."

„Reiko ist ja auch so eine interessante und gesprächige Person. Ja, du hast Recht, ich sollte mich am besten in eine Pflanze verwandeln, damit wir tolle Gespräche führen können." Noah stand auf und ging ins Bad.

„Wenigstens weißt du, was du bei ihr tun musst.", rief Leo ihm hinterher.

Leo machte gerade Musik an, da kam Noah plötzlich aus dem Bad und rief: „Mehlkissen."

„Und wo willst du Mehl herbekommen – jetzt, schnell, bevor er es mitkriegt?", antwortete Leo.

„Bank ausrauben, aus der Küche klauen, jemanden umbringen, einkaufen, ist doch egal." Noah zog ihn hoch und klopfte ihm etwas zu sehr auf den Rücken. „Komm"

„Muss das sein?"

„Jap."

Mit fünf Mehlpackungen kehrten sie wieder ins Zimmer zurück. Beide grinsten, als Leo Sumas Bettbezug öffnete und das Kissen in die andere Raumecke schmiss. Noah leerte die erste Packung im Bezug aus. Die Zweite. Die Dritte. Die Vierte.

„Fuck." Teppich und Noahs Hose waren nun weiß.

„Du saugst."

„Jaja.", antwortete Noah und rieb das Mehl von seiner Jeans. Er entleerte Packung Nummer fünf. Leo schloss den Bezug wieder.

„Sieht irgendwie weniger aus.", bemerkte Noah.

Bevor dieser noch auf umständliche Gedanken kommen konnte, antwortete Leo: „Na, wird schon reichen." Vorsichtig legte er den Bezug wieder auf Sumas weißes Bett und öffnete den Reisverschluss wieder leicht, während Noah das eigentliche Kissen in Sumas Schrank verstaute.

„Wetten man merkt keinen Farbunterschied?", grinste Noah. Er schloss die Schranktür.

„Vielleicht wird er dunkler."

„Alles klar." Beide standen eine kurze Zeit nur so da. Bis Noahs Handy vibrierte. Er hechtete darauf zu.

„Ihr Surfflatrate-Paket wurde erfolgreich verlängert. Viel Spaß, Noah Siralin." – stand da. Na toll.

„Und?" Leo unterdrückte seinen Anfall.

„Mein Internetzugang schenkt mir mehr Beachtung als Hannah.", maulte Noah.

Leo hielt es nicht mehr aus. Er lachte. Lachte so sehr, dass der Teppich ihn auffangen musste. Konnte vor Lachen kaum atmen. „Du" Er keuchte, er hustete. „bist echt" Leo lehnte sich an den Bettpfosten. „ein Vollpfosten."

„Es bleibt spannend." Auch Noah lachte nun. „Ich gebe noch nicht auf."

Leo prustete wieder los. „Bis das der Tod euch scheidet. Aww." Noah zuckte mit den Schultern.

„Und dann passiert das Gleiche wie bei Romeu e Julieta. Super."

Leo stieg mit ein: „Total romantisch."

„Hauptsache sie sterben am Ende. Das macht eine gute Geschichte aus. Möglichst viele Leichen."

„Was denn sonst."

„Aber weißt du was bei Shakespeare immer fehlt?"

„Nö. Wichtiges?"

„Die Explosionen!" Noahs Stimmlage wurde theatralisch: „was wäre eine Geschichte nur ohne ihre Explosionen! Was nur? Was!"

Leo nickte. „Liverpool, du weißt."

„Aber klar."

Leo legte sich wieder auf sein Bett. Bevor er seine Kopfhörer einstöpselte, grinste er. „Jetzt kannst du schön putzen." Er hörte Noah nicht mehr, doch sah seinen Mittelfinger.

Noah wechselte die Hose und holte den Sauger aus der Abstellkammer.

Blumenbrechen (Wird Nicht Mehr Überarbeitet Und Auch Nicht Fortgesetzt)On viuen les histories. Descobreix ara