Kapitel 64

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Beautiful- Bazzi, Camilla Cabello

Mit meinem Dozenten/ Doktor meiner Mutter zu sprechen, war Folgendes:

~Merkwürdig
~nicht wirklich informativ
~beängstigend
~bescheuert

Und vor allem eins.

UNNÖTIG

Alles, was ich erfahren habe, war, dass meine Mom doch nicht operiert wird, da ihre Werte ziemlich schlecht sind. Mehr nicht. Er hat mich nicht einmal aussprechen lassen, was in der Uni zurzeit abgeht. Jedes Mal, als ich darauf zu sprechen kommen wollte, ist er mir einfach ins Wort gefallen und hat auf ein anderes Thema verwiesen, so dass meine Fragen und Versuche, diese Probleme zu lösen, völlig in den Hintergrund geraten sind. Auf jeden Fall verlasse ich sein Büro eine halbe Stunde später immer noch unwissend, wie wir diese Vorwürfe in der Uni abstreiten wollen. Im Endeffekt ist es ja auch wirklich egal. Jetzt ist meine Mutter sowieso erstmal wichtiger. Eine ganze halbe Stunde wurde ich über den Zustand meiner Mutter informiert, während es mich einfach nicht interessiert hat. Doch mit jeder neuen Information habe ich das Gefühl, dass ich sie jetzt unbedingt sehen muss.

,,Entschuldigung? Können Sie mir vielleicht helfen?", wendet sich eine weibliche Stimme mir zu. Ich habe nicht damit gerechnet, viel weniger aber mit dem folgenden. Die zärtliche Frau greift meine Hand und drückt sie ein Mal fest, als wolle sie mir damit etwas sagen. Ich verstehe nicht. Während ihre Hand in meiner zittert, versuche ich meine aus ihre zu ziehen. Es funktioniert nicht. Sie umklammert meine Hand so fest, so dass ich das Gefühl habe, die Frau erdrücke sie. Also nicke ich.

,,Was ist denn? Geht es ihnen nicht gut?", frage ich behutsam und löse dabei meine Hand aus ihrer.

,,Doch." Ihr Englisch ist gebrochen. Ihre Lippen zittern bei jedem Wort, das sie sagt. ,,Mein Sohn ist verrückt.", erklärt sie.

,,Was meinen Sie damit?"

Wieder greift sie nach meiner Hand. Aber anstatt sie zu drücken, zieht sie mich in die Richtung, wo ich herkomme. Ich falle fast, als ich von ihr hinterher gezogen werde. Meine Füße schweben immer noch über dem Boden, als wir wieder vor dem Büro meines Dozenten stehen.

,,Sie? Ms. Clarke?", fragt sie mich, nachdem wir vor der Bürotür stehen geblieben sind. Sie spricht kein gutes Englisch. Ich vermute mit ihrem Sohn meint sie Mr. McAllister. Sein Englisch aber ist gut. Er hat diesen brasilianischen Akzent, aber das fällt mir erst jetzt auf, wo ich darüber nachdenke.

,,Ja, das bin ich." Sie nickt verstehend und reißt dann augenblicklich die weiße Bürotür auf. Mr. McAllister hat gerade eine Patientin in seinem Büro sitzen, weshalb ich die Tür sofort vor uns wieder zuschlage. Schon im Kindesalter habe ich gelernt, Menschen Privatsphäre zu lassen und es regt mich auf, wie viele Leute das einfach nicht verstehen können.

,,Sorry!", rufe ich durch die Tür, ohne zu realisieren, wer da gerade eigentlich in dem Büro meines Dozenten sitzt. Erst als ich die Tür wieder aufreiße kann ich es richtig erkennen. Meine psychisch kranke Mutter sitzt, zwei Minuten nachdem ich dort war, in seinem Büro und redet wie ein offenes Buch mit ihm. Meine Mom redet nie über ihre Gefühle. Mit Niemandem!

,,Ist sie das, Matthew?", schreit die Frau neben mir in den Raum.

,,Ja.", antwortet Mr.McAllister eingeschüchtert. Seine Mutter muss ihn im Griff haben, sonst würde er sein Wort gegen ihres erheben. Aber das tut er nicht. Er wirkt auf einmal vollkommen verängstigt, fast so als würde er Angst haben, dass seine Mutter ihn schlägt.

,,Das ist meine Mom. Aber was haben Sie denn bitte damit zu tun?", wende ich mich nun an seine Mutter. Inzwischen steht Mr. McAllister direkt vor uns und zieht die Tür sofort hinter sich zu, damit meine Mutter all das hier nicht mitbekommen kann. Warum? Es geht doch auch sie etwas an!

,,Mein "Sohn"" Sie setzt dieses friedliche Wort in Anführungszeichen, um zu signalisieren, dass sie ihn verspotten will. ,,hat Ihre Mutter zur Frau genommen. Er kannte diese...Frau... nicht einmal. Und trotzdem heiraten die beiden."

Mit einem Mal ist ihr Englisch doch gar nicht mehr so schlecht. Es ist flüssiger als vorher. Ich kenne sie nicht und ehrlich gesagt bin ich darüber ziemlich froh. Doch ihre Worte schocken mich. Meine Mutter kommt hier normalerweise nicht heraus. Das letzte Mal, wo sie außerhalb der Klinik anwesend war, hat Will geheiratet nicht sie. Außerdem ist es strengstens verboten, seine Patientin zu heiraten.

Oder?!

Zuerst bin ich noch zu geschockt, um zu reagieren, aber jetzt gehen meine Nerven mit mir durch. Wutentbrannt schiebe ich Mr. McAllister zur Seite und stürme in sein Büro. Meine Mutter sitzt immer noch seelenruhig auf einen der Stühle und starrt gebannt auf den Boden. Sie hasst mich. Und das ist okay. Aber ich bin immer noch ihre Tochter und habe somit das Recht zu erfahren, dass sie nebenbei geheiratet hat. Jemanden, der mir das Leben versucht zur Hölle zu machen, indem er mich vor der gesamten Schule bloßstellt.

,,Wann?", schreie ich ihr entgegen. Doch sie reagiert nicht. ,,Wann? Wann hast du dich dazu entschieden, mein Leben komplett zu zerstören?"

Sie erwidert zwar meinen Blick, antwortet aber nicht auf meine Frage. Also nochmal: ,,Mom, wann hast du geplant, mir zu erzählen, dass du meinen Dozenten vögelst?"

Wieder antwortet sie nicht.

,,Du kannst nicht einfach krank werden und dich dann aus meinem Leben verpissen! Du zerstörst alles! Mein Leben ist ein einziger Haufen Scheiße!", schreie ich, mache eine kleine Pause. ,,Das Einzige, was bei mir zurzeit gut läuft, ist meine Beziehung mit Shawn! Und du versuchst auch das zu zerstören! Wenn Shawn und ich Kinder bekommen würden, dann werden sie keine Hurensöhne sein, oder irgendetwas Schlechtes! Meine Kinder werden nicht so aufwachsen, wie ich! Ich werde sie lieben und ehren, so wie du es nie getan hast!"

Damit zische ich aus dem Raum, an all den Menschen vorbei, die mich pausenlos enttäuschen.

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Puhhh...

Ich hatte am Dienstag einen sehr emotionalen Schultag. Es ist ein richtig netter Lehrer aus meiner Schule nach drei Wochen "krank" sein, wieder in die Schule gekommen. Er hat gehumpelt, sein ganzes Gesicht sah aus wie ein einziges Chaos. Und jetzt kommt das allerschlimmste!

Er meinte, dass das Gesicht nicht mal das schlimmste sei.

Leute, er sah nicht aus, wie mein Informatiklehrer. Irgendwelche Typen sollen ihn irgendwo nachts zusammengeschlagen haben. Ich konnte nicht einmal mehr richtig atmen, so schlimm war das für mich in diesem Moment. Klar, er ist nicht so der Typ, vor dem ich Angst habe, aber er ist eben auch kein Mann, den ich auch nur absichtlich schlagen würde und es kotzt mich an, dass es solche Unmenschen auf dieser Welt gibt. Es kann sein, dass mich vieles schnell aufregt, aber diese Typen möchte ich gerne mal schlagen. Und ich sage nur eins: Ich habe den Schlagarm meines Vaters!!!!!!!
Fazit: Diese Arschlöcher können in der Hölle schmoren und ich würde nochmal drauf treten wollen.

To be continued...❤️

Because I had you [Shawn Mendes FF]Where stories live. Discover now