Kapitel 38

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Crazy in love- Daniela Andrade

Zwei Tage in dieser Klinik, ohne sprechen oder sich bewegen zu können, sind angstauftreibend. Ich möchte etwas sagen, kann es aber nicht. Mein Gehirn ist einfach nicht fähig dazu. Und je mehr ich es möchte, desto frustrierender ist es, es einfach nicht hinzubekommen. Die Sachen mit dem Bewegen läuft eigentlich relativ gut, obwohl ich noch nicht richtig laufen kann. Ich kann mit Hilfen humpeln, aber so richtig laufen funktioniert noch nicht und es wird wahrscheinlich auch in näherer Zukunft ziemlich schwer werden. Doch ich bin ziemlich motiviert, das alles hinzubekommen. Jeden Tag kommt mindestens einer aus meiner Familie oder Freunde. Keiner kann mir genau sagen, was passiert ist und meine Erinnerungen sind wie weggeblasen. Eine Sache weiß ich aber genau. In der nächsten Zeit möchte ich Chris nicht auch nur nahekommen. Ich weiß zwar nicht genau, was passiert ist, aber eine Sache ist klar. Chris ist ein guter Fahrer und würde nur einen Unfall bauen, wenn jemand anderes Schuld ist. Die Polizei jedoch meinte, dass er den Unfall verursacht habe. Zudem verschweigen mir die gesamte Familie und die Polizei jegliche Informationen.

Shawn kommt jeden Tag mindestens für eine Stunde zu mir und erzählt mir etwas. Er hat sogar seine Tour für mich pausiert. Ich bin mir sicher, dass er sich Sorgen um meine Sprechkünste macht. Und ich weiß genau, dass es bei einer Kopfverletzung nur selten zu einem Sprachverlust kommt. Nur in den schlimmen Fällen. Dementsprechend bin ich mir sicher, dass es mich ziemlich schlimm erwischt haben muss. Shawn hat mir gestern erst noch erzählt, dass ich für zwei Monate im künstlichen Koma gelegen habe. Nachdem die Ärzte mich von den Geräten genommen haben, mussten sie mich angeblich operieren und danach nochmal beleben. Dann erst soll ich aufgewacht sein. Ich hatte starke Blutungen im Gehirn, die sich auf die linke Gehirnhälfte ausgewirkt haben. Deshalb kann ich jetzt also nicht sprechen und mich nicht bewegen. Alles nur, weil ich aus Shawns Wohnung gegangen bin und mich nicht einmal verabschiedet habe. Ich kann mich nur daran erinnern, wie ich die Tür hinter mir zugezogen habe und dann mit Chris zu seinem Auto gegangen bin.

Heute, am 5. November 2017, stützen mich Karen und Manuel auf dem Weg zur Cafeteria, damit ich nicht in mich zusammenbreche wie ein glitschiger Fisch. Manuel macht zwar die meiste Arbeit, indem er fast mein gesamten Gewicht trägt, aber ich bin Karen genauso dankbar. Ich verdanke ihnen, dass ich in den letzten Tagen immer Gesellschaft hatte und nie mit meinen Gedanken alleine war. Träumen tue ich seit dem Unfall nicht mehr. Meine Mutter belastet mich ebenfalls weniger und ich schlafe viel besser ein als sonst.

,,Möchtest du versuchen, dich selbst hinzusetzen?", fragt Karen besorgt und einen Arm immer noch vor mich haltend, falls ich ihn doch brauche. Ich nicke eifrig, weil sich all meine Bewegungen anfühlen, als würde ich sie nur halb so schnell tun wie ich es wirklich tue. Kurz gesagt, meine Kraft ist an diesem Morgen aus mir gewichen und immer noch nicht zurück. Ich falle quasi auf den Stuhl, aber es ist okay.

,,Super gemacht!", flunkert Karen. Schließlich bin ich das letzte Mal bis zur Cafeteria gekommen, als ich einmal meine Mutter besuchen wollte. Und das war, als ich noch gesund war.
Heute würde das erste Mal nach dem Unfall sein, dass ich feste Nahrung zu mir nehmen darf. Ich wurde die letzten Monate nur mit Flüssignahrung voll gepumpt.
Shawn wollte unbedingt dabei sein, hatte heute aber noch einen Pressetermin, wo er leider hinmusste. Also warten wir hier am Tisch auf ihn, damit sie mich alle ansehen können, wie ich versuche etwas zu essen. Um ehrlich zu sein, habe ich jetzt gerade noch gar keine Idee, wie man isst. Genauso wenig weiß ich, wie ich meine Füße bewegen kann. Ich weiß gefühlt gar nichts mehr. Es ist, als würde jemand die einfachsten Sachen aus mein Gehirn gestrichen haben. Es scheint doch jedem normalen Menschen auch bewusst zu sein. Nur ich weiß all diese Sachen von einem Moment auf den Anderen nicht mehr.
Shawn kommt ein paar Minuten nach meinem Hinsetzproblem in die Cafeteria gestürmt als würde ihn ein Schwarm Bienen verfolgen. Er schaut sich gehetzt zwischen den ganzen Tischen um, ehe er uns entdeckt. Ein weißes Lächeln verziert seinem Mund, sobald er vor unserem Tisch steht.

,,Wie ich sehe, habt ihr mit dem Festmahl noch nicht begonnen.", sagt er mit heiserer Stimme. Er wirft seinen Eltern nur einen fragenden Blick zu, blickt dann aber wieder zu mir. Sein Gesicht zweigt zwar ein warmes Lächeln, doch er ist nicht so glücklich wie er tut. Seine Augen glänzen nicht in diesem dunkelbraunen Ton, der sonst immer in seinen Augen liegt. Er lächelt mich bloß stumm an, ehe er weiterredet: ,,Hast du dir schon überlegt, was du essen möchtest?"

Ich schüttle den Kopf, wahrscheinlich mal wieder zu eifrig und öffne automatisch den Mund, schließe ihn dann aber wieder, da ich ja sowieso nichts sagen kann. Shawn hebt kurz eine Augenbraue, stellt sich daraufhin hinter mich und fängt an meine Schultern zu kneten. Inzwischen liegen alle Blicke der Menschen um uns herum auf uns. Er massiert trotzdem ruhig meine Schultern und plaudert über irgendetwas mit seinen Eltern. Ich aber schaue mich hektisch um und kriege absolute Panik. Ehrlich gesagt habe ich keine Ahnung, warum. Das Einzige, das ich weiß, ist das mir das Atmen ziemlich schwer fällt und ich wieder in denselben Zustand verfallen werde, den ich schon vor Shawns Haustür hatte, wenn ich jetzt nicht tief ein und aus atmen würde. Also bringe ich meine Lunge dazu, im Rhythmus die kalte Krankenhausluft in sich zu ziehen und sie dann wieder auszustoßen. Sie tut es, ohne dass ich es wirklich bemerke. Shawns Finger an meinen Schultern senden Signale durch meinen Körper, die mich erstarren lassen.

,,Komm, dann suchen wir dir mal was.", sagt Shawn mit einem Ton, den ich nur aus unseren Kindertagen kenne. Damals hatte ich hohes Fieber und konnte nicht einmal meinen Kopf heben, doch Shawn saß den ganzen Tag neben meinem Bett und hat mich dazu überreden wollen, mit ihm draußen im Garten Fußball zu spielen. Dabei war ich so krank, dass ich kaum noch meine Augen offen halten konnte. Doch er hat den ganzen Tag geredet. Das hat mich sehr beruhigt. Ich wusste, ich war nicht alleine.

In der darauffolgenden Woche war er zwar krank, aber ich war wieder gesund.

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Hatte voll den schönen Tag. 😍
Ich weiß, dass ich kleine Dinge genießen sollte und das habe ich heute getan. 😃Und jetzt bin ich mega glücklich. 😍😍😍Probiert auch mal aus, kleine, selbstverständliche Dinge zu genießen.☺️ Das ist so befreiend.😂
Hoffe euch hat das Kapitel gefallen.😏😍

To be continued...❤️

Because I had you [Shawn Mendes FF]Hikayelerin yaşadığı yer. Şimdi keşfedin