Kapitel 34

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This Town- Niall Horan

,,Du musst nicht gehen!", sagt Shawn eindringlich, nachdem ich aufgestanden bin, um die Tür aufzumachen. Er ist direkt aufgesprungen und hat mich gegen die Wand gedrückt. Jetzt schaut er mir tief in die Augen, als könnte er damit meine Entscheidung ändern. Wir wissen beide, dass da draußen mein Freund steht und immer wieder wütend auf die Tür einschlägt. Er ist kein Unmensch. Verdammt, er ist Christoph Hamilton. Er wird mir schon nichts tun, wenn ich die Tür öffne. Klar, ich habe auf der Couch meines besten Freundes geschlafen, nachdem wir über unnötige Dinge gestritten haben. Aber das ist ja noch lange kein Grund für Chris, durchzudrehen. Und das wird er nicht tun. Sobald ich aus dieser Wohnung trete, wird unser Streit wie vergessen sein, das weiß ich einfach. Mein Herz sagt es mir. Also schmeiße ich Shawn nur ein 'Schon okay' zu und winde mich aus seiner Fesselung. Es ist mir doch im Grunde völlig egal, dass er meine Entscheidungen nicht akzeptieren will. Es sollte mir auf jeden Fall egal sein. Schließlich hat er mir gestern erzählt, dass er nicht mehr nur mit mir befreundet sein möchte. Und ich habe einen Freund. Also könnte er sich schon längst gedacht haben, dass ich darauf nichts erwidern kann. Wahrscheinlich hat er das mit gesagt, damit ich ihn endlich in Ruhe lasse. Andererseits wollte er auf Wills Hochzeit mit mir reden, also würde das wiederum alles keinen Sinn machen. Aber wann macht die Liebe auch schon Sinn. Zwar bin ich mir ziemlich sicher, dass ich keine richtigen Gefühle für Shawn habe, aber es ist eine freundschaftliche Liebe. Und das ist auch vollkommen okay.

Ich versuche doch nur ein endlich ein glückliches Leben zu führen. Können mich die Leute nicht einfach mal etwas schaffen lassen? Mein erster Schritt zum Glücklichwerden wird eine Versöhnung mit Chris sein. Dementsprechend eile ich angespannt zu der Stahltür von Shawns Wohnung. Sobald ich die Tür geöffnet habe, begegne ich Chris' Blick. Er ist eine gute Mischung aus Zorn und Eifersucht. Ich liebe ihn, aber er muss mir auch vertrauen, wenn das hier funktionieren soll. Also hat Eifersucht hier nichts zu suchen. Ich kann mir schon denken, dass Shawn hinter mir steht, als Chris' Blick sich so sehr verfinstert, dass ich schon fast Angst um Shawn habe. Also lasse ich den beiden keine Chance, auch nur eine Sache zu machen. Ich halte bloß Blickkontakt zu Chris und schließe die schwere Wohnungstür hinter mir. Dann ergreife ich Chris' Hand und ziehe ihn seufzend zu einem der Fahrstühle, der bereits offen steht. Chris und ich reden die ganze Fahrt nach unten nicht, bis hin zum Parkplatz. Auch in seinem gemieteten Wagen sprechen wir vorerst nicht. Für eine kurze Zeit bereue ich es, Shawn nicht gesagt zu haben, was ich ihm wirklich hatte sagen wollen. Doch das fällt mir erst hier im Auto neben meinem Freund auf. Und das hätte mir schon gestern Nacht auffallen müssen. Ich liebe Chris nicht, und daran ist nichts verwerflich. Chris ist bloß mein Ex-Freund aus Teenagerzeiten und bedeutet im Grunde nur, dass ich gelangweilt war. Oder, dass ich von der eigentlichen Tatsache abgelenkt werden wollte. Ich war nur von seinem plötzlich so netten Charakter geblendet worden und habe wie ein Kurzschluss gehandelt. Meine Reaktion auf sein plötzliches Auftauchen war ein einziger Kurzschluss. Ich wollte mich bloß von Shawn ablenken. Weil das mit Shawn und mir nicht sein soll. Weil es eh nicht funktionieren würde. Er ist Shawn Mendes, der eigentlich netteste Mensch auf Erden. Er ist fantastisch und versteht mich. Er ist mein bester Freund, er ist die Person, zu der ich immer gehen kann, wenn ich Probleme habe. Die Person, die mich sogar unterstützen würde, wenn ich drauf und dran wäre, meinen Dozenten zu diskriminieren. Er ist einfach nur Shawn, während ich an Selbstmitleid ertrinke und mein Leben nicht vernünftig unter Kontrolle habe. Das hätte auf keinen Fall funktioniert.

Aber man hätte es versuchen können. Schließlich sind wir alle nur Menschen, die nach bedingungsloser Liebe suchen. Doch was ist, wenn wir all die Fehler des Gegenseitigen vergessen würden. Angenommen sie würden uns nicht interessieren, wie wahrscheinlich ist es dann, dass wir diese Person dann noch lieben? Im Grunde lieben wir doch besonders die Fehler unserer Geliebten.

Vermutlich ist der einzige Grund, warum ich das hier tue, dass meine Augen sich langsam öffnen. Ich kann nicht mein ganzes Leben schweigen und dann mit fünfzig bereuen, dass ich soviel Zeit verschwendet habe. Denn wir sind schließlich heute jung und haben viel Zeit, also sollten wir doch auch mal was riskieren.

,,Ich will das hier nicht mehr.", sage ich schweren Herzens. Ich habe noch nie mit jemandem Schluss gemacht und hatte es auch eigentlich bisher nie vor. Aber ich reagiere in einer chemischen Reaktion, alles geht ganz schnell und ich kann es mit meiner eigenen Kraft nicht stoppen. Ich bin dafür nunmal nicht stark genug. Meine Lippen zittern ein wenig, als ich einen Blick auf Chris erhasche. Er hat die Hände so fest um das Lederlenkrad geklammert, dass seine Knöchel weiß hervorstechen. Noch fahren wir, aber ich fürchte, dass wir die grüne Ampel nicht mehr erwischen. Chris ist ein guter Fahrer und fährt sehr oft, weshalb er wohl kaum seinen Führerschein für eine rote Ampel riskieren würde. Also bleibt er noch bei Orange vor der Markierung stehen und wendet sich dann zu mir.

,,Was willst du nicht mehr?", fragt er gespielt ahnungslos. Eigentlich weiß er nämlich genau, was ich meine.

,,Na, all das hier. Unsere Beziehung und all das drumrum. Ich kann das nicht besonders gut und du anscheinend auch nicht.", versuche ich ihm auf diese Weise klar zu machen, dass ich Schluss machen will. Und das scheint er zu verstehen. Denn er schaut schockiert weg und als ich ihm eine Hand auf die Schulter legen möchte, dreht er völlig durch. Er schlägt meine Hand weg und schreit durch das schalldichte Auto: ,,Cassie! Das kannst du nicht ernst meinen! Ich habe alles für die getan." Mein Kopf brummt, meine Augen tränen vor Schmerz. Es tut mir leid! ,,Chris", versuche ich es also. Aber er redet einfach weiter.

,,Und dann haben wir einmal Streit und du flüchtest direkt zu den Typen, von dem du weißt, dass ich ihn hasse. Aber ich... ich versuche noch so loyal zu sein, wie es geht. Und was machst du? Du machst einfach Schluss! Ich hätte es schon auf der Hochzeit merken müssen! Du bist total verschossen in ihn! Weißt du was, Cassie? Ich hasse dich!"

Er hält kurz inne und starrt auf seine Finger. Dann sagt er etwas Unerwartetes

,,Ich will dich gerade am liebsten tot sehen, Cassie Clark!"

Mit diesen Worten drückt er mit aller Kraft seinen Fuß auf das Gaspedal, obwohl es noch rot ist und ich laut losschreie.

,,Nein, Chris!" Dieser Satz hallt noch in meinem Kopf nach, ehe unser Auto gegen eines auf der Kreuzung knallt und durch die Luft fliegt.

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No comment...😏😘

To be continued...❤️

Because I had you [Shawn Mendes FF]Where stories live. Discover now