Kapitel 40

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If you ever want to be in love- James Bay

Shawn führt mich den gesamten Weg, bis in mein Zimmer. Ich lasse nicht einmal seine Hand los. Er hat einen Arm um meine Hüfte gelegt, mit dem er mich stützt. Im Flur sitzt eine Gruppe von Mädchen, die uns allesamt anstarren, als wir in mein Zimmer hineinstürzen. Meine Tränen werden immer schlimmer und fließen inzwischen nur so meine Wangen hinunter. Ich kann nicht sagen, wie gerne ich gerade schreien würde. Mein Knöchel brennt sich in meinen Körper, meine Lunge bekommt kaum noch Luft und mein Kopf tut des Teufels weh. Dieser stechende Schmerz kontrolliert schon seitdem ich hier bin meinen Kopf. Er sticht so sehr, dass ich es oft gar nicht aushalten kann. Aber irgendwie schaffe ich es jedes Mal, ihn durchzustehen.

Sobald Shawn mich zum Bett geführt hat, schließt er genervt die Tür hinter sich. Danach geht er zu dem kleinen Fenster, das auf den Flur gerichtet ist, und richtet den Sichtschutz ein. Jetzt kann keiner mehr hereinschauen. Shawn kommt wieder auf mich zu. Er schaut mir tief in die Augen und fragt dann:
,,Wieder alles gut?"

Ich schüttle den Kopf. Mein Kopf bringt mich zu diesem Zeitpunkt um. Wenn ich mich jetzt nicht hinlegen würde, würde es noch schlimmer werden. Dieser Schmerz ist nicht einmal wirklich zu beschreiben. Er ist stechend und gleichzeitig doch so drückend. Dann kommen noch diese Schübe hinzu, die das ganze noch viel schlimmer machen. Kurz gesagt, ist das der schlimmste Schmerz, den ich je in meinem Leben hatte.

,,Was ist los? Hast du Schmerzen? Soll ich einen Arzt rufen?", fragt er noch viel aufgeregter. Doch wieder muss ich den Kopf schütteln. Er schaut mich schockiert an, scheint wohl total überfordert mit der Situation zu sein.

,,Was ist dann los?", fragt er weiter. Mein Blick ist verschwommen, aber ich sehe, wie er die Kissen zurecht legt, damit ich meinem Kopf darauf lagern kann. Die letzten zwei Tage hat es immer geholfen. Sobald ich liege, sind die Kopfschmerzen auch jetzt wie weggeblasen. Mein Knöchel tut auch nicht mehr weh, aber die Tränen laufen immer wieder unstillbar meine Wangen hinunter auf das weiße Krankenhauskissen. Ich kneife meine Augen zwanghaft zu, darauf bedacht, dass die Heulerei bloß aufhört. Aber es funktioniert nicht. Als ich meine Augen wieder öffne, laufen die Tränen immer noch. Würde ich es nicht besser wissen, würde ich sagen, dass ich wieder eine Panikattacke habe. Doch diesmal ist es bloß Frust, der meine Schultern entlastet. Ich zucke in mich zusammen, als Shawn seine Hand an meine Wange legt. Sein Daumen streicht sanft darüber, bevor ich seine Hand wegnehme und sie mit meiner umschließe. Shawn drückt meine Hand fest, zieht unsere verschränkten Hände zu seinem Mund und haucht einen verschlossenen Kuss darauf. Dann ziehe ich unsere Hände zu mir und kuschele mich mit geschlossenen Augen an sie heran. Die letzte Träne endet auf Shawns Handrücken und dann schlafe ich ein.

Meine Mutter kocht. Ich merke es alleine an dem Geruch. Es riecht verbrannt, doch das ist nicht weiter schlimm. Der Thanksgiving-Truthahn schmeckt auch angebraten. Laut meiner Mom soll er aber auch jedes Jahr aufs Neue so aussehen. Ich kratze immer die Kruste ab, doch die anderen essen ihn so. Shawn und Aaliyah sind bei ihrer Tante in Vancouver, weshalb mir sterbenslangweilig ist. Will wehrt sich dagegen mit mir zu spielen, Mom kocht und Dad ist damit beschäftigt, das Modul an den Wasserhahn zu montieren. Es ist erst zwei Uhr nachmittags, aber mein Magen knurrt vor Hunger. Normalerweise essen wir immer erst zwischen acht Uhr abends, doch Tante Willow war schon immer früher hier. Also gehe ich zu ihr ins Wohnzimmer. Sie hat die Fernbedienung in der Hand und schaltet genervt in den Programmen herum. Ihr Kinn hat sie in das Kissen vor ihrer Brust gestützt. Sie sieht besser aus, als sonst. Ihre Lippen sind rot geschminkt und ihre Augen stechen mit dem dunklen Lidschatten hervor. Neben ihr auf dem Sofa sitzen meine Großeltern. Sie starren ebenfalls genervt auf den Fernseher und beachten mich nicht.

,,Wer möchte mit mir Puppen spielen?", frage ich in die Runde. Doch keiner hört mir zu. Sie starren alle auf den digitalen Kasten. Keiner von ihnen beachtet mich auch nur eine Sekunde lang. Da ja so viele auf diesen Kasten von Fernseher schauen und es wohl spannend sein muss, schaue ich ebenfalls dorthin. Erst läuft eine ganz normale kanadische Sportshow, dann verändert sich das Bild.

Ich kann den Moderator nicht richtig verstehen, weshalb ich einen Schritt auf den Fernseher zugehe. Das schwarz-weiß Bild rüttelt ein wenig. Es stockt, dann erscheint mein Vater auf dem Bildschirm. Schnell weiche ich zurück. Dad schreit so laut es geht immer wieder durch den Kasten: ,,Rede doch jetzt endlich!"

Ich weiß nicht, was er meint. Aber dann wird es mir klar. Er meint damit die Realität. Doch ich kann nicht sprechen. So ist es nunmal. Ich kann es ja nicht von einem Moment auf den Anderen ändern. Ich kann einfach nicht reden.

Wieder schreit mein Vater durch den Bildschirm.
,,Rede!" Es fühlt sich so an, als rüttle er an meinen Schultern. Eine unsichtbare Macht zieht mich immer näher an den Fernseher. Sie saugt mich einfach ein, obwohl ich immer wieder schreie, dass ich es nicht will. Ich wehre mich mit Händen und Füßen gegen die unsichtbaren Finger, die meine Kehle umfassen.

,,Nein!", schreie ich den Fernseher an. Ich versuche zwanghaft an die Kabel zu fassen, doch ich komme nicht an sie heran. Stattdessen zieht mich diese Macht immer weiter zum Bildschirm. Aber inzwischen ist nicht mal Dad zu sehen. Es ist Chris. Er wurde gegen den Moderator und meinem Vater eingetauscht. Chris' Finger schließen sich wieder um meinem Hals und drücken zu. Das letzte, das ich höre, ist ,,Stirb doch mal!". Es verfolgt mich, ehe wieder alles schwarz wird.

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Jetzt geht es aber richtig zur Sache.😏😂
Glaubt ihr, dass sie sich wieder erinnern können wird. 🧐Oder nicht?😯
Whatever🤓

To be continued...❤️

Because I had you [Shawn Mendes FF]Where stories live. Discover now