Kapitel 31

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Fight song- Rachel Platten

Als ich am nächsten Morgen mit schweren Gliedmaßen aufwache, liege ich in einem typischen Teenagerzimmer. Das Bett ist leer, ein kitschiger Wecker bimmelt schrill durch das kleine Zimmer. Ich sitze aufrecht in Aaliyah's Bett und starre an auf einen schrecklich großen Teddy, der vor mir aufgestellt wurde. Eine Sache ist klar. Dieser Teddy stand gestern Nacht nicht in diesem Raum.
Aber bevor ich auch nur zurückschrecken kann, wird die Tür aufgerissen und eine überaus motivierte Aaliyah ruft fröhlich durch das Zimmer: ,,Guten Morgen! Hast du einen Kater?"
Es hilft mir absolut nicht, den stechenden Schmerz in meinem Kopf zu ignorieren, wenn Sie hier so herumschreit. Von unten ertönt ein leises Gemurmel, dann ergreife ich das Wort.

,,Ja. Also rede bitte nicht so laut.", flüstere ich leicht genervt, während Aaliyah sich wie eine wilde Hornisse auf das Bett springt. Sie legt sich auf den Rücken, woraufhin ich natürlich nicht kapituliere und aufstehe. Natürlich lege ich mich wieder hin und schließe meine müden Augen. Bis auf die Tatsache, dass ich immer noch total betrunken bin, geht es mir schlecht. Mein Kopf fühlt sich an, als würden Hunderte von Felsbrocken auf ihn eindreschen und somit mein Gehirn zu Matsch verdroschen. Das kleinste Geräusch führt dazu, dass eine Lavine aus Felsbrocken auszulösen. Eine Tür wird geknallt, als ich eigentlich schon kurz vorm Einschlafen war. Aaliyah und ich stöhnen genervt auf, als jemand mit festen Schritten die Treppen hinauf getrampelt kommt. Wir beide wissen, dass Shawn in jedem Moment die Tür aufreißen und einen Eimer Wasser über uns ergießen könnte. Aber es passiert nichts. Stattdessen klopft es leise an der Tür, woraufhin mein Herz zu rasen beginnt.

,,Ist Cassie bei dir?", ruft eine verärgerte Stimme durch die dicke Holztür, bevor ich gerade im Bett sitze. Aaliyah springt ganz erschrocken auf, ehe sie mich beunruhigt ansieht. Sie tut ja so, als sei ihr Bruder ein Vergewaltiger. Weil sie wahrscheinlich von unseren Streit weiß und merkt, dass ich absolut ungerne mit ihm sprechen möchte, sagt sie mit einem charmanten Ton in der Stimme: ,,Nein, sie ist mitten in der Nacht abgehauen, weil sie befürchtet hat, dass du kommen würdest."

Ihre Stimme hat einen ungewollt ironischen Unterton, was sie kurz nach dem Aussprechen auch bemerkt. Sie gibt mir hektische Zeichen, dass ich mich unter ihrem Bett verstecken soll. Hastig husche ich so gut es geht unter ihr Bett, damit Shawn mich nicht sieht, wenn er in jeder Sekunde hereinkommen könnte. Aber anstatt mir noch ein bisschen mehr Zeit zu geben, wird die Tür aufgerissen und schwarze Schuhe kommen über die Türschwelle geflogen. Ich versuche so gut es geht, nicht laut zu atmen, was wegen der Aufregung so ziemlich unmöglich ist.

,,Das solltest du nochmal üben.", sagt Shawn zu seiner jüngeren Schwester, ehe er sich zu meinen Füßen nach unten beugt und sie ergreift. Ich halte mich mit aller Kraft an der losen Diele im Boden fest, lasse sie jedoch wieder los, als ich realisiere, dass sie vermutlich gegen Shawn verlieren würde. Scheiße. Obwohl es jetzt eh egal ist, atme ich nicht normal weiter. Erst als ich vollkommen unter dem Bett hervortauche, stoße ich frustriert all die angehaltene Luft aus meiner Lunge. Vorsichtig öffne ich meine Augen, die ich während des Prozesses unbemerkt geschlossen hatte, und lege mich ignorant auf den Rücken, damit ich meinen besten Freund entspannt in die Augen sehen kann. Dieser schaut bloß wutentbrannt auf mich hinab und sagt nach gefühlten Minuten Starrerei: ,,Reden! Jetzt!"

Dann zischt er davon und wartet draußen vor Tür auf mich, damit er sich ganz sicher sein kann, dass ich auch ja komme. Also stehe ich schweren Herzens auf, werfe Aaliyah noch ein leichtes Lächeln zu und trample dann geradeaus in Shawns altes Zimmer.
Er folgt mir, ohne dass es mich wirklich interessiert. Seine Haare fliegen fluffig durch die Luft, sind nicht annähernd gemacht wurden am heutigen Morgen und er trägt seine altbekannte schwarze Sonnenbrille. Mit diesem Aufzug sieht er so distanziert aus, dass ich fast Angst vor seinen Worten habe. Habe ich aber nicht, weil ich ein toughes Mädchen bin, welches sich nicht von Shawn Mendes beeindrucken lässt. Okay, da spricht jetzt aber wirklich der Restalkohol. Ich habe nicht Angst vor Shawn, das stimmt. Aber meine Beine fangen sofort an, zu zittern, wenn ich auch nur an seine folgenden Worte denke. Er schließt die Tür leise hinter sich, während ich soweit weg von ihm wie möglich trete.

,,Was soll das hier?", fragt er mit distanzierter Stimme. Ich will etwas erwidern und öffne dazu auch schon den Mund, aber er unterbricht mein Vorhaben arrogant. ,,Du kannst dich nicht einfach so von mir abwenden und dann zwei Monate später betrunken bei meiner Familie aufkreuzen und sie um Hilfe bitten. So läuft das hier nicht, Cassie!", schreit er mich wütend an.

Wut entflammt sich in meiner Brust, ehe ich zu Wort ansetze: ,,Hör zu, Shawn Mendes! Diese Familie hat mich zum größten Teil aufgezogen. Ich kann nichts dafür, wenn du dich durch mich allein gelassen fühlst, aber ich kann nicht einfach so zu meiner Mom gehen und sie um Hilfe bitten, wenn ich betrunken bin. Wegen dieser Person hatte ich nämlich eine hasserfüllte Kindheit. Meine Mutter ist krank. Ich kann nicht einfach zu ihr gehen und mich bei ihr ausheulen. Sie würde mich bloß rausschmeißen. Das würde passieren, wenn ich versuche, mein Leben in den Griff zu bekommen. Du hast ein schönes Leben, also warum kann ich nicht so sein, wie du? Ganz einfach! Gott hasst mich und möchte mich gerne auf den Knien sehen. Dich aber liebt er und schenkt dir ein tolles Leben, während mich meine Probleme schon nicht mehr schlafen lassen. Aber du musst ja zum Psychologen, weil es dir sooooo schlecht geht. Ganz ehrlich? Fick dich, Shawn Mendes!", schreie ich vollkommen im Schleier meiner Tränen. Ich fange immer an, zu weinen, wenn ich mit jemanden streite. Normalerweise werden die Menschen dann weich, aber das will ich nicht. Ich meine all die Worte hier ernst. Wie kann es einem denn schlecht gehen, wenn man so ein reiches Leben führen darf?

,,Cassie...", versucht Shawn einfühlsam zu mir durchzudringen. Aber ich hebe die Hand und erwidere mit neutraler Stimme: ,,Weißt du was? Lass es einfach! Ich gehe jetzt runter und esse mit deiner Familie Frühstück und es ist mir egal, ob dir das gefällt, oder nicht!"

Mit diesen Worten sprinte ich mit Tränen in den Augen die Treppen hinunter in die offene Küche. Shawns Familie beobachtet mich gründlich, doch ich ignoriere sie alle geschickt, während ich mir ein Ei aus dem Eierkorb nehme und es aufbreche. Sie sollen mich einfach in Ruhe lassen und das wissen Sie zum Glück auch.

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Wow. 😯Es ist mitten in der Nacht und ich schreibe einfach, während meine Hände total taub werden. ✂️Aber ich kann nicht aufhören. So...🧐😘

To be continued...❤️

Because I had you [Shawn Mendes FF]Where stories live. Discover now