Kapitel 11

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Heaven- Jesse Bloch

Wir sind seit mehreren Stunden im Flieger, brauchen aber noch genau vier Stunden und zwölf Minuten. Die Frau hat sich schlafen gelegt, ich habe mir die Kopfhörer in die Ohren gesteckt und Shawn kritzelt schon seit ein paar Stunden irgendwelche Texte auf seinen Notizblock. Diese Ding legt er schon seit Monaten nicht mehr aus den Händen. Es ist überall und nirgends. Und niemand außer ich weiß, was er damit anstellt.
Meine jetzige Schlafposition ist nicht gemütlich genug, weshalb ich mich zur anderen Seite drehe und dort versuche weiterzuschlafen. Es funktioniert nicht. Die Lehne zwischen uns ist schon die ganze Zeit nah oben geklappt. Shawn scheint meine Unbequemlichkeiten bemerkt zu haben. Ohne den Blick von seinem kleinen Notizbuch abzuwenden, breitet er den Arm aus und deutet mir, mich mit meinen Kopf auf seinen Schoß zu legen. Das haben wir früher immer gemacht. Wie üblich streicht er mir kurz über die Haare und konzentriert sich dann wieder auf sein Heftchen. Innerhalb Sekunden schlafe ich auf seinem Schoß ein und träume von vielen kleinen Notizbüchern, die durch das gesamte Flugzeug irren und den Piloten so sehr verwirren, dass er auf einer Notizbuchwolke landet und dort alle Passagiere aussteigen lässt.

Als ich aufwache, liegt Shawns Hand sanft auf meiner Schulter und sein Kopf liegt ungemütlich an der Kopfstütze. Hätten wir dich bloß die Business-class genommen. Dann hätten wir vermutlich eine bessere Nacht hinter uns. Die Uhr an der Decke verrät mir, dass wir in fünf Minuten landen müssten. Wenn es keine Änderung gab, während wir geschlafen haben, sollte gleich eine Durchsage von dem netten Piloten kommen. Obwohl ich es nicht tun sollte, nehme ich mir einen Moment Zeit, um Shawn zu mustern. Er hat seine Brille nicht mehr auf, sieht dem normalen Shawn aber trotzdem nicht annähernd ähnlich. Vielleicht betrachte ich ihn ja auch einfach nur mit anderen Augen. Seine Lippen sind auf einmal viel voller, seine Wangenknochen stechen viel mehr hervor als sonst und er scheint im Gesamtpaket viel erwachsener. Normalerweise schaue ich Shawn an und denke er ist mein bester Freund. Jetzt verändert sich meine Sichtweise ein wenig. Was ist, wenn ich mehr als nur freundschaftliche Gefühle für ihn habe?

Kann nicht sein! Selbst Heather behauptet ständig, dass sie mal gedacht hat, zwischen ihr und Jonas, ihrem besten Freund, läuft etwas. Und Heather ist weniger der Typ für eine Beziehung.
Sie trichtert mir immer wieder folgenden Satz ein:

"Vertraue dir selbst bloß nicht, wenn es um Gefühle geht!"

Ich glaube, dass sie damit meint, dass wir unsere Gefühle viel zu sehr zeigen. Wenn man traurig ist, weint man zum Beispiel. Und wenn man glücklich ist, lacht man nun mal viel. Das ist im Grunde sogar der Sinn des Lebens. Aber ist es denn auch wirklich der Sinn des Lebens, sich durch das Zeigen von Gefühlen selbst ins Gesicht zu schlagen. Je mehr man sich einer Person öffnet, desto mehr kann sie dich zerstören. Vielleicht sollte man mal ein Abkommen mit Gott schließen, welches besagt, dass man sicher weiß, wem man vertrauen kann und wem nicht. Aber vielleicht ist auch das der Sinn des Lebens. Jemanden zu vertrauen, erfüllt einem. Oder auch nicht. Vielleicht wird man von dem eigentlich Guten kaputt. Vielleicht aber benutze ich zu oft das Wort 'Vielleicht' und ich weiß im Grunde nicht, warum ich jeden Tag einen Alltag lebe, der für mich erwählt worden ist.

Vielleicht denke ich zu viel nach! Ja, das ist es. Wenn ich zu viel nachdenke, kann ich mich nur noch auf meine vernichtenden Gedanken klammern und vergesse alles andere um mich herum, was mich ausmacht.

,,Shawn." Ich rüttele leicht an seiner Schulter. ,,Wir sind gleich da.", murmle ich noch hinterher, bevor seine Lider in die Höhe schießen und braune Augen meine ertappen. Ich versuche ergeben zu lächeln, aber in diesem Moment denke ich an all das, was Zuhause passieren kann. Eigentlich macht es wohl keinen Unterschied, ob ich bei meiner Mom bin oder nicht. Sie wird sowieso nur mich beschimpfen. Will ist doch der Sohn, den sie sich immer erwünscht hat. Obwohl Dad es immer verneint hat, bin ich das unerwünschte Kind, das nie gehorcht hat, immer gestört hat. Ich war meiner Mom schon mit fünf ein Dorn im Auge. Sie hat mich oft angeschrien und behauptet, dass ich es im Leben zu nichts bringen würde, während Dad mir immer das Gefühl von Freiheit gab. Ich könnte alles werden und ich müsse mir keine Sorgen über meine Eltern machen.
Wenn ich Glück hatte, war auch Mom nett zu mir.
Und diese Momente wirkten so sehr auf meinen Verstand, dass ich nie anders konnte, als mir von meiner Mom alles gefallen zu lassen.

,,Oh. Gut.", haucht er lächelnd, vom Wachbleiben abgelenkt. Er hat noch nie so müde ausgesehen, schätze ich. Seine Augen sind lahm und er hat starke Augenringe.

...

Wir laufen gerade aus dem überfülltem Flughafen, als ein Mann in edlem Anzug einen Schritt auf uns zu macht.

,,Entschuldigung, sind Sie Mr. Mendes?", fragt er, an Shawn gewendet. Shawns Pupillen weiten sich ein bisschen, sobald der Mann seinen Namen ein wenig zu laut ausspricht. Seine Hand schießt zu meinem Unterarm und er zieht mich in die Richtung eines schwarzen Geländewagens. Er sieht edel aus, ist aber absolut nicht mein Geschmack, was Autos betrifft. Trotzdem steige ich wortlos hinein, als Shawn dem Mann die Schlüssel entnimmt und die Tür für mich aufhält. Ich winke dem ratlosen Mann einmal kurz zu, während er sich ernst mit Shawn unterhält. Sobald Shawn zu mir ins Auto steigt, ergibt sich der Grund des ernsten Gesprächs. Dieser Mann ist quasi unser Dealer gewesen. Er hat die Übergabe des Hauses und des Wagens übernommen und dabei nicht so gewirkt. Nebenbei sind unsere Koffer im Kofferraum gelandet, ohne dass ich groß etwas gemerkt habe. Er wirkte viel mehr wie der Chef von Gucci oder so.

,,Dann mal los. Lass uns das Abendteuer starten.", sagt Shawn motiviert, ehe er den Schlüssel ins Schloss schiebt und den Motor heulen lässt. Ein kleines Lächeln entlocke ich ihm, indem ich meine Finger auf seine Schulter lege und sie ein wenig massiere. Sein Blick ist die gesamte Fährt lang nur auf die schmalen Straßen gerichtet, während ich versuche nicht zu weinen. Der Anblick von so viel Natur auf einem Fleck bringt mich nicht zum Weinen, viel mehr die Freiheit, die unweigerlich mit der frischen Luft ins Auto strömt, als ich meine Fensterseite herunterkurbeln lasse. Ich schließe die Augen und atme tief durch. Es ist wirklich zu schön um wahr zu sein.

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Funfact: Ich kenne das Lied nicht einmal.😂 Trotzdem fand ich es passend.🐷Habe einmal hereingehört😂 Business? Kann ich!😂☺️ Nicht so spannendes Kapitel, Ik...😌😘

To be continued...❤️

Because I had you [Shawn Mendes FF]Where stories live. Discover now