Kapitel 16

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Je vole- Louane

Als ich am nächsten Morgen aufwache, liege ich nicht mehr in Shawns Armen. Das Licht scheint fröhlich auf ein leeres Bett, welches bloß mich beinhaltet. Shawn ist wie vom Erdboden verschluckt. Auf seiner Seite des Bettes sind nicht einmal irgendwelche Anzeichen zu erkennen, dass er dort gelegen hat. Im ersten Moment denke ich darüber nach, ob ich mir vielleicht all das nur eingebildet hatte, aber dann höre ich ein unterdrücktes Stöhnen von draußen. Ich stehe auf und laufe auf die offene Balkontür zu. Die Sonne scheint mir stechend ins Gesicht, als ich hinaustrete. Von hier oben hat man den perfekten Blick auf die Küste zwischen den Wäldern hindurch und auf den Pool. Neben dem Pool trainiert Shawn. Er hat kein Shirt mehr an und bloß in Badehose joggt er auf dem Laufband. Seine Sonnenbrille rutscht ihm immer wieder aufs Neue die Nase herunter, während er seine Arme angespannt mit sich zieht. Er bewegt sich schnell. Allgemein war er nie der langsamste Läufer. Ich erwische mich selbst dabei, wie ich anfange zu starren. Shawns Blick ist auf das unruhige Meer gerichtet. Die Wellen brechen in die leere Bucht, obwohl er hier oben gar nicht so windig ist. Möwen ziehen große Kreise über unseren Köpfen und unten beim Strand ist keine Menschenseele zu sehen. Was ja eigentlich total komisch ist. Die Bucht ist zwar klein, aber man könnte von dort aus ins Meer und die Wellen waren gestern noch nicht so stark, wie heute. Wäre ich mit meiner Familie hier, würden wir mit Sicherheit einen Ausflug dorthin machen. Also das hätten wir gemacht.

Shawns Blick schießt zu mir nach oben, als ich gerade dazu drohe, in meinen Gedanken zu versinken. Er mustert mich ein wenig, ruft dann zu mir hoch: ,,Komm doch runter!"

Das ist mein Schlagwort. Ich rase die Treppen quasi hinunter, ehe ich mich im Wohnzimmer wieder zusammenreiße und in gelassenen Schritten nach draußen zu Shawn gehe. Er hat sich inzwischen ein Handtuch geschnappt und es sich beim Laufen um den Nacken gelegt. Ich mustere ihn kurz, fasse mich dann wieder und stelle mich auf das ausgeschaltete Laufband neben ihm. Einen Ellbogen stütze ich auf die Anzeige und mache ihm gespielt schöne Augen.

,,Seit wann ist unser kleiner Shawnie denn bitte so sportlich."

Er wirft mir einen irritierten Blick zu, lächelt aber brav weiter. Seine braunen Augen stechen meine für kurze Zeit, ehe er lächelnd das Wort ergreift.

,,Würde dir auch gut tun."

Ich atme einmal schnippisch auf. Hat er das gerade wirklich gesagt?

,,Was soll das denn jetzt heißen?"

,,Naja, du musst deine knackige Figur schließlich aufrecht halten."

,,Gerade noch die Kurve bekommen, Mendes. Das war echt knapp."

Ein Moment ist Stille, in der ich meinen Blick auf die Küste richte. Das Wasser knallt nun deutlich ruhiger gegen die Felsen am Ufer des Meeres. Es ist so beeindruckend, dass ich am liebsten nach unten laufen würde und ins Meer springen würde. Dabei ist es hier viel zu gefährlich. Ich würde ertrinken. Und dann müssten mich alle beerdigen und das ist es ja wohl nicht. Ich müsste an einem anderen Teil der Küste schwimmen gehen. Aber das würde ich irgendwann machen. Zwar alleine wegen Shawn, aber es ist okay.

,,Ich mache dann mal Frühstück.", sage ich abgelenkt und mit den Gedanken immer noch bei dem weiten Meer. Der Weg zum Kühlschrank ist nicht lang, fühlt sich jedoch wie ein Marsch durch ganz Europa an. In meinem Knöchel fängt es an zu kribbeln, dann durchfährt ein stechender Schmerz meinen gesamten Fuß. Der Gedanke an meine Verletzung vor ein paar Wochen kommt langsam in mir hoch. Was ist, wenn es sich entzündet hat? Was ist, wenn ich sterben muss? Oder mein Fuß wird amputiert!
Trotz des Schmerzes bahne ich mir einen Weg zu dem grau glänzenden Kühlschrank. Mit jedem Schritt ziehen die Muskeln in meinem Fuß ein wenig mehr. Als ich die Tür aufreiße und meinen Kopf in die Kälte stecke, entdecke ich relativ schnell keinen Inhalt, weshalb ich die Tür frustriert wieder zuschlage.

,,Wir haben es übrigens vollbracht."
Shawn trampelt mit dem Blick auf sein Handy ins Haus, während ich mit aller Kraft gegen die Tränen kämpfe. Ich bin wohl nicht mehr das Mädchen von früher, das vor nichts zurückschrak. Ich bin ein verletzliches Wrack. Und jetzt heule ich schon beim Anblick eines leeren Kühlschranks fast los.

,,Was haben wir vollbracht?"

,,Wir haben zusammen in einem Bett geschlafen, ohne dass wir an Mom gedacht haben."

Ernsthaft?

,,Wow, Shawn! Das ist wirklich toll. Der Kühlschrank ist übrigens komplett leer."

Shawns Blick gleitet von dem ach so interessanten Handy zu mir. Er blickt mich für ungefähr fünf Sekunden an, dann legt er das Handy auf die Theke und tritt zum selbst zum Kühlschrank. Er macht die magnetische Tür auf und wagt einen Blick hinein.

,,Was ist los, Cassie?"

Sein Blick liegt streng auf mir, als würde er mich auffordern, zu antworten.

,,Nichts." Ich würde ihm so gerne über die Sache mit meiner Mutter erzählen, aber ich kann es nicht. Irgendetwas hält mich davon ab, es Shawn zu erzählen. Vermutlich habe ich das Gefühl, dass es real wird, wenn ich darüber spreche. Nur Will und ich wissen es. Wir haben uns gemeinsam überlegt, es niemandem zu sagen, damit keiner diese Mitleidsstraße fahren will. Kate weiß es auch, aber wahrscheinlich nur, da mein Bruder ein schlechtes Gewissen hätte, es seiner Verlobten vor der Hochzeit nicht zu erzählen. Und das ist okay. Ich hätte auch ein schlechtes Gefühl, meinem Freund nichts zu sagen, obwohl es mich belastet. Außerdem muss er ja mal mit jemandem reden, oder nicht? Karen und Manuel würden durchdrehen, würden sie es hören und Aaliyah ist keine Person, mit der man über solche Themen gut sprechen kann. Shawn ist mein bester Freund. Nicht seiner, also fällt er auch weg. Die Hochzeit soll in zwei Wochen stattfinden und eine Menge Leute sind eingeladen. Karen hat sich sogar dazu bereit erklärt, meine Mom aus dem Krankenhaus zu holen und sie dorthin zu bringen.

,,Weißt du, wenn du unbedingt willst, kann ich Chris anrufen und dann kommt er her? Nur für dich. Ich mache das ungern, aber ich möchte die alte Cassie wiederhaben. Ich vermisse das coolste Mädchen auf der Welt!"

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Und was meint ihr?🧐 Ruft er Chris an?
Ich hoffe euch hat das Kapitel gefallen🤤 Einen schönen Tag/Abend euch noch!❤️😘

To be continued...❤️

Because I had you [Shawn Mendes FF]Where stories live. Discover now