Kapitel 21

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Impossible- James Arthur

Das erste Mal hatte ich mit Christoph in seinem Zimmer, weil meine Mutter in der Beziehung sehr streng war. Ich war siebzehn und ziemlich unsicher. Nachdem wir es getan haben, bin ich zu meiner Mom gegangen und habe mitten in der Nacht bei ihr an der Schlafzimmertür geklopft. Sie war ganz verärgert, als sie gehört hat, was ich gemacht habe. Ich weiß nicht einmal, warum ich es ihr erzählt habe. Vermutlich brauchte ich eine weibliche Person, die genau wusste, von was sie sprach. Und Karen hätte ich ja schlecht nach all dem Zeugs fragen können, das wäre mir nämlich deutlich unangenehmer gewesen, als es meiner leiblichen Mutter zu erzählen. Doch den selben Misstrauen, dieselbe Angst wie damals spüre ich jetzt, während ich vor der Tür meiner Mutter stehe und mich nicht traue, die Tür aufzumachen. Die Entscheidung wird mir allerdings abgenommen, als ein Mann mit Kittel und braunem Haar die Tür aufreißt und mich kritisch mustert. Es ist nicht irgendein beliebiger Mann. Nein, es ist mein Dozent aus der Uni. Der Mann, der anscheinend hinter meinem Rücken über meine Mutter redet. Und es ist ihr behandelnder Arzt. Bis heute hat immer nur Will mit ihm geredet. Die Male, wo ich mit irgendwelchen Doktoren gesprochen habe, ist eine Frau die behandelnde Ärztin gewesen.

,,Miss Clark. Freut mich, Sie hier anzutreffen.", fängt er an. ,,Wenn ich Sie kurz sprechen könnte?"

Perplex nicke ich dem erwachsenen Mann zu, bevor er mir eine Hand behutsam auf den oberen Rücken legt und mich in die Richtung des Chefarztbüros schiebt. Ich bin nicht nur völlig verwirrt, ich habe auch panische Angst, dass etwas Schlimmes mit meiner Mutter passiert sein könnte. Als ich Mr. McAllister anschaue, lächelt er mich sachlich an, wendet sich dann aber wieder dem Weg zu. Im Büro bittet er mich freundlich, mich hinzusetzen.

,,Also.", setzt er zum Wort an. ,,Wie Sie vielleicht schon mitbekommen haben, habe ich den Fall ihrer Mutter übernommen. Sie müssen sich keine Sorgen machen, dass ich Sie im Unterricht vielleicht vernachlässige oder ähnliches. Das wird nämlich nicht vorkommen."

,,Okay. Super und warum wollten Sie mich jetzt sprechen?" Es ist mir egal, ob ich unfreundlich rüberkomme oder nicht respektvoll. Aber wenn er mich noch länger über die Uni voll labert, drehe ich komplett durch.

,,Es ist so. Ich weiß nicht, was Sie die letzten Tage gemacht haben, oder wo sie waren. Ihre Mutter wusste es auch nicht. Aber sie waren nicht hier. Und das hat ihre Mutter trotz ihres Zustandes gemerkt."

,,Moment. Was meinen Sie mit "ihrem Zustand"?", unterbreche ich McAllister.

,,Ihre Mutter hatte eine schlimme Panikattacke. Sie hat um sich geschlagen und sich selbst auf die Zunge gebissen. Sie war kurz vorm Kollabieren. Wir haben sie noch rechtzeitig fixieren können. Aber wir durften ihr keine Beruhigungstabletten geben, da wir Sie nicht erreichen konnten.", erläutert er mit gebildeter Stimme. So redet er auch immer mit den Studenten, die er am kompetentesten findet.

,,Wieso haben Sie nicht meinem Bruder kontaktiert?" Meine Stimme zittert. Gerade durch meinem Studium weiß ich, dass starke Panikattacken oft zum Kollabieren führen. Und das Kollabieren führt im schlimmsten Fall zum Tod. Natürlich fast nie, aber es kann passieren. Der Gedanke an eine Tote Mutter neben dem Grab meines Vaters bringt mich um. Tränen sammeln sich in meinen Augen, ich lasse aber nicht zu, dass sie meine Augenhöhlen verlassen. Dafür zittert meine Stimme verdächtig, sodass Mr. McAllister mit seinem Schiebestuhl zu mir gerollt kommt. Er lässt seine Hand auf meine Schulter sinken, als er aufsteht.

,,Sie wissen genau, warum er nicht über Ihre Mutter entscheiden darf.", sagt er aufmunternd. Wenn er denkt, dass mir der Gedanke hilft, dass ich der Notfallkontakt meiner Mutter bin. Meine Mutter und ich hätten nie eine verbindliche Beziehung, also warum sollte ich ihr Notfallkontakt werden?

,,Wenn Sie möchten, kann ich Ihnen den Bericht geben und Sie können ihn auswerten. Aber wenn ich Ihnen einen Rat geben dürfte, würde ich Ihnen raten, morgen wieder zu kommen und ihre Mutter erstmal alleine lassen."

,,Nein, ich möchte sie jetzt sehen!", sage ich mit straffen Schultern. Ich kann nicht einfach aus dieser Klinik gehen, ohne meine Mutter gesehen zu haben.

,,Sind Sie sicher?"

,,Würde ich es sagen, wenn ich unsicher wäre?"
Vielleicht bin ich ein wenig unhöflich, aber er rät mir gerade danach, meine Mutter alleine in einem sterilen Zimmer zu lassen, nachdem sie fast kollabiert wäre.

,,Okay." Er macht eine kurze Pause, um mich noch einmal genau zu mustern. ,,Aber ich muss sie vorwarnen, dass sie zurzeit einen schweren epileptischen Schock hat. Sobald das Mittel verabreicht wird, wird es sich bessern. Doch aus Erfahrung wissen wir, dass die Angehörigen oft sehr schlecht mit der ersten Situation überfordert sind. Ich muss mich also versichern, dass Sie okay sind."

Ich nicke wieder und lasse einen Fragenkatalog über mich ergehen, ehe wir auf den Weg zum Patientenzimmer sind. Mr. McAllister öffnet langsam die Tür, während ich versuche all meine Nerven zusammen zu nehmen und die Ruhe zu behalten. Zuerst kann ich fast gar nichts erkennen. Nach den ersten Sekunden kann ich klar sehen, was in diesem Zimmer vor sich geht. Meine Mutter stemmt sich mit den Körper immer wieder vom Bett, während sie unverständliche Laute von sich gibt. Sie hat Tücher im Mund, damit sie sich nicht in die Zunge beißen kann. Ihre Hände und Füße sind am Bett fixiert. Wäre mir die Lage nicht bewusst, würde ich jetzt vor Lachen, Heulen. Aber mir ist sehr wohl bewusst, dass diese Lage hier aussichtslos ist. Entweder die Werte meiner Mutter steigern sich wieder bis zur Hochzeit, oder wir haben eine epileptische Mutter auf der Hochzeit ihres Sohnes.

,,Was kann ich tun, dass es ihr besser geht?", frage ich den konzentrierten Doktor. Er bereitet gerade eine Spritze mit Beruhigungsmittel vor, die im Grunde nur aus Drogen besteht. 

,,Sie können versuchen, ihre Hand zu halten." 
Kurz bevor er die Spritze anführt, greife ich also nach ihrer zitternden Hand und drücke sie einmal fest. Auch als das Beruhigungsmittel langsam anschlägt, lasse ich ihre Hand nicht los. Mr. McAllister verlässt schweigend den Raum, nachdem er noch kurz die Vitalzeichen gecheckt hat.
Ich jedoch bleibe hier bloß sitzen und starre auf die zitternden Hände meiner kranken Mutter.

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Sooo... It happened😲
Was denkt ihr, was als nächstes passiert?😯
Vielleicht kommt ja ein Zombie und frisst alle auf?!😏😂 Wohl eher nicht...🤓😘

To be continued...❤️

Because I had you [Shawn Mendes FF]Where stories live. Discover now