f o u r t y f i v e.

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-Montag, 19. November 2018-

„Können wir... zu ihr?" Ich schlucke hart, aber als Liam kurz nickt, durchflutet mich ein kurzes Gefühl der Erleichterung, auch wenn ich mir nicht so sicher bin, ob ich sie so sehen kann. Während wir nun also durch das Krankenhaus laufen, schaue ich immer wieder nach hinten, um sicher zu gehen, dass Shawn auch noch da ist. Vor einem Zimmer hält Liam an und atmet tief durch. Kurz gucke ich noch zu ihm, bevor ich die Türklinke nach unten drücke und leise das Zimmer betrete.
Als ich sie sehe, stockt mein Atem. Die vielen Geräte sind nicht einmal das Ausschlaggebende, weil man sich so nun einmal ein Krankenzimmer vorstellt. Das Schlimmste ist, wie sie aussieht. Chloe hatte immer so ein Strahlen an sich, dass einem automatisch bessere Laune verschafft hat, aber dieses Strahlen ist nicht mehr zu sehen, stattdessen liegt sie leichenblass und schwach in diesem Krankenhausbett. Langsam gehe ich zu ihr hin und mit jedem Schritt werden mehr Blessuren sichtbar. Sie trägt einige Verbände und ist geradezu übersät mit blauen Flecken und kleineren Wunden. Zögerlich und wie in Trance setze ich mich neben sie und nehme vorsichtig ihre Hand, mit der sie heute Morgen noch so fröhlich herumgefuchtelt hat. Heute Morgen noch habe ich ihre geradezu glitzernde braune Augen das letzte Mal gesehen und jetzt kämpft sie hier um ihr Leben. Vielleicht werde ich nie wieder mit ihr reden können, vielleicht werde ich sie nie wieder in den Arm nehmen können, denn vielleicht wacht sie nie mehr auf. Die Tatsache, dass Chloe mit ihren 16 Jahren schon sterben könnte, bringt mich schlussendlich auch dazu, dass ich anfange, zu weinen. Die warmen Tränen fließen über meine Wangen und tropfen dann teilweise auf die Decke oder auf ihre Hand, die ich immer noch halte. Ich schlucke und unterdrücke krampfhaft ein Schluchzen, denn in den fast 5 Monaten, die ich mittlerweile hier bin, habe ich sie wirklich ins Herz geschlossen und möchte mir gar nicht vorstellen, wie es wäre, ohne sie neben mir im Unterricht zu sitzen. Nun verlässt doch ein leises Schluchzen meinen Mund und ich stehe schnell wieder auf, um mich zu beruhigen. Ich werfe einen letzten Blick auf Chloe in dem Bett, bevor ich die Tür geradezu aufreiße und sehe, wie Shawn fast schon aufspringt, als er sieht, dass ich weine. Ohne etwas zu sagen zieht er mich in seine Arme und umarmt mich fest, was mir tatsächlich ein Gefühl von gewisser Geborgenheit in diesem Moment gibt. Erneut schluchze ich und lege meine Arme ebenfalls um ihn, bevor ich mich an ihn kuschle. „W-wo ist Liam?" frage ich nach einiger Zeit. „Ich bin hier, Emma." Jemand neben uns steht auf und ich löse mich wieder von Shawn, um dafür Liam nun in den Arm zu nehmen. „Das tut mir so leid. Ich kann mir nur vorstellen, wie schlimm das für dich sein muss..." murmle ich dann und stütze meinen Kopf auf seiner Schulter ab. „Danke, dass du mich angerufen hast." sage ich noch, als ich mich wieder von ihm löse und lächle vorsichtig. „Kommst du klar?" Liam nickt und legt eine Hand auf die Türklinke. „Ich rufe dich an, wenn es etwas Neues gibt." Dankbar nicke ich und winke noch kurz, bevor ich gemeinsam mit Shawn das Krankenhaus wieder verlasse.
Erst am Auto angekommen fallen mir seine leicht angespannte Körperhaltung und die geballten Fäuste auf. „Shawn?" frage ich deshalb nach und gehe auf ihn zu, um eine seiner Fäuste mit meinen Händen zu umschließen. „Was ist los?" Shawn atmet tief durch und fährt sich dann durch seine Haare. „Was ist Liam für dich?" Er flüstert nur, als wäre ihm das peinlich und ich hebe überrascht meine Augenbrauen. „Bist du eifersüchtig?" gebe ich von mir und blinzle ungläubig. Er senkt den Blick und presst die Lippen leicht aufeinander. „Hey, Liam ist wirklich nur ein Freund für mich. Außerdem ist er mit Chloe zusammen. Wieso hast du denn nur solche Angst, dass jemand mich dir wegnehmen könnte?" „Weil ich noch nie für jemanden so empfunden habe wie für dich, Emma! Ich liebe dich nun mal und habe einfach Angst, dass du eines Morgens nicht mehr da bist und auch nicht mehr zurückkommst." Immer noch ungläubig gucke ich ihn an und schlucke dann. „Du musst dir wirklich keine Sorgen machen, Shawn. Wenn hier jemand Angst haben müsste, dann ja wohl ich. Es gibt über 30 Millionen andere Menschen, die nicht zögern würden, wenn sie die Chance dazu hätten, dir mir wegzunehmen." Nun guckt Shawn wieder hoch und mir fest in die Augen. „Es... es tut mir leid, Honey." Trotz der momentanen Situation muss ich leicht lächeln. Selbst wenn er mich nur Honey nennt, macht er mich ein Stückchen glücklicher. „Muss es nicht, Eifersucht ist menschlich. Ich will dir nur deutlich machen, dass du dir darüber wirklich keine Sorgen machen musst. Ich liebe dich, und nur dich, Shawn Mendes." Nun fängt er an, leicht zu lächeln und kommt langsam wieder zu mir, um dann einen Arm um meine Hüfte zu schlingen und mich sanft zu küssen, als wäre das hier unser erster Kuss und wir wären gerade nicht auf dem Parkplatz eines Krankenhauses. Als wir uns wieder lösen, lehnt Shawn seine Stirn an meine und atmet erleichtert aus. „Ich liebe dich auch." flüstert er dann. Ich lächle und schließe dann glücklich meine Augen, bevor wir nun wirklich in das Auto steigen und zurück nach Hause fahren. „Also dieser Tag war ereignisreicher als mir eigentlich lieb ist." sage ich, als wir endlich wieder vor dem Haus parken und aussteigen. „Das kannst du laut sagen." stimmt Shawn mir zu und schließt den Wagen ab, bevor er mir ins Haus folgt. „Und hast du den Job?" fragt Aaliyah, die eine Tasse Tee in der Hand hält und wohl gerade wieder auf den Weg nach oben war. Ich nicke leicht und ziehe mir Schuhe und Jacke wieder aus, bevor mir Aaliyahs fragender Blick auffällt. „Ja, ich freue mich. Der Tag hat nur einen ordentlichen Dämpfer erlitten und es wäre unmenschlich von mir, wenn ich jetzt glücklich wäre." Ich fahre mir durch die Haare und lächle Shawn entschuldigend an, bevor ich an Aaliyah vorbei in mein Zimmer gehe und mich auf mein Bett fallen lasse.

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Ugh, morgen ist wieder Schule und mein Schlafrhythmus ist so gar nicht am Arsch oder so hehe.

ᴛᴏʀᴏɴᴛᴏ ʟᴏᴠᴇ || sᴍWhere stories live. Discover now