e i g h t e e n.

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-Samstag, 28. Juli 2018-

Heute bin ich mit Chloe verabredet. Ursprünglich wollte Liam sich auch noch dazugesellen, aber dann ist ihm doch etwas dazwischen gekommen und so musste er absagen. Aber das hat auch so seine Vorteile, denn jetzt können Chloe und ich über Sachen reden, über die nur Mädchen reden und dann auch nur, wenn kein Junge in der Nähe ist. 

"Hast du eigentlich einen Freund?", frage ich sie und lecke an meinem Eis, das wir uns geholt haben. Chloe schüttelt den Kopf und richtet den Blick auf etwas in der Ferne. 

"Es gibt zwar jemanden, den ich ganz gerne mag, aber ich denke nicht, dass er mehr für mich empfindet als Freundschaft. Ich kenne ihn schon ewig, aber diese Gefühle habe ich erst seit ein paar Monaten." 

Gedankenverloren nicke ich und lege den Kopf dann ein wenig schief. 

"Darf ich auch wissen, wer es ist?" 

Kurz wirft Chloe mir einen Blick zu, bevor sich ihre Wangen leicht rot färben. 

"L-Liam?" 

Überrascht ziehe ich meine Augenbrauen nach oben und gucke sie von der Seite an. 

"Wow", sage ich dann und fahre mir durch meine Haare. Jetzt, wo ich es weiß, ist es doch eigentlich relativ klar gewesen. Chloe hat sich jedes Mal gefreut, wenn wir bei Liam waren, sie war glücklich und hatte ein Dauerlächeln auf den Lippen. Sie hat sich ziemlich ähnlich Liam gegenüber verhalten wie ich bei Shawn, wenn ich genauer darüber nachdenke. 

"Glaubst du ich hätte eine Chance?" 

Ich zucke unbeholfen mit den Schultern. 

"Keine Ahnung Chloe. Tut mir wirklich leid, aber bei so etwas habe ich keine Ahnung. Ich kann dir nicht sagen, ob er Gefühle für dich hat oder sogar heimlich in dich verliebt ist..."

Chloe nickt betroffen und streicht sich eine Haarsträhne hinter ihr Ohr.

Wir haben uns noch einen schönen Tag gemacht, weil wir im Kino waren und sogar in der niedlichen Bücherei gestöbert haben. Zwar habe ich keine Bücher gekauft oder ausgeliehen, weil sie ja allesamt auf Englisch sind und ich sowieso nicht so viel Geld dabeihabe, aber es war trotzdem toll, sich mit Chloe über Bücher und deren Inhalt zu unterhalten. Dabei habe ich dann auch herausgefunden, dass Chloe ein echter Bücherwurm ist und musste schmunzeln bei dem Gedanken, dass sie und Lia sich ziemlich ähnlich sind. Allerdings ist bei Chloe das Interesse an Naturwissenschaften größer, während Lia eher Geschichtsfan ist.

"Woran denkst du? Etwa wieder an deinen Shawn?" 

Chloe grinst mich an und ich lache kurz, bevor ich den Kopf schüttle. 

"Nein Chloe, er schwirrt nicht immer in meinem Kopf herum. Ich habe nur daran gedacht, wie ähnlich du meiner besten Freundin aus Deutschland bist. Sie liebt Bücher genauso sehr wie du. Das einzige, was bei euch ungleich ist, ist die Tatsache, dass du Naturwissenschaften und sie Geschichte interessant finden. Oh, und das Aussehen ist auch ziemlich unterschiedlich." 

Chloe verschränkt die Arme vor der Brust, kann sich aber ein Lächeln nicht verkneifen. 

"Also bin ich für dich nur eine fehlerhafte Kopie deiner besten Freundin?" 

Schnell schüttle ich den Kopf. 

"Du bist du, Chloe. Ich mag dich, weil du du bist. Ich mag deine Art, deine Ausstrahlung und besonders deinen Humor. Es wäre langweilig, sich immer nur Freunde zu suchen, die einer bestimmten Person ähnlich sind. Und irgendwie wäre das auch ein wenig armselig und vor Allem gruselig." 

Nun lacht Chloe richtig und wuschelt mir durch die Haare. 

"Du bist auch ganz in Ordnung, Emmachen", sagt sie dann und grinst mich provozierend an. Ich verenge meine Augen zu Schlitzen und puste mir einige Haarsträhnen aus dem Gesicht. Allerdings fliegen sie mir durch den Wind, der weh, sofort wieder ins Gesicht, weshalb ich aufstöhne. 

"Man, meine Haare nerven mich wirklich...", murmle ich und merke dann erst, dass Chloe mich mustert. 

"Ich habe eine Idee", sagt sie dann nach einiger Zeit, steht auf und hält mir ihre Hand hin. Nach kurzem Zögern greife ich auch nach dieser und lasse mich von ihr quer durch die Stadt ziehen, bis wir vor dem Friseur ankommen, den mir Olivia auch schon gezeigt hat. 

"Was machen wir hier?", frage ich total perplex nach, was Chloe schmunzeln lässt. 

"Du hast gesagt, dass dich deine Haare nerven und ich habe gerade eine perfekte Vorstellung, wie deine Haare aussehen sollen. Vertraust du mir deine Haare an?" 

Ich gucke sie an und versuche, an ihrem Blick zu erkennen, was sie vorhat. 

"Na gut. Aber du versprichst mir, dass meine Haare in einem natürlichen Ton gehalten werden. Ich will nachher nicht mit bunten Haaren auf die Straße." 

Eifrig nickt Chloe und zieht mich dann hinter sich her in den Laden. Nach kurzer Wartezeit werde ich vor einen Spiegel gesetzt und Chloe bespricht mit dem Haarstylisten, wie meine Haare aussehen sollen. Ein bisschen unwohl ist mir schon bei der Sache, weil ich noch nie jemandem die Entscheidung überlassen habe, was mit meinen Haaren passiert. 

"In Ordnung, dann fangen wir am besten mit dem Rasierer an", meint der Stylist dann und ich gucke Chloe sofort geschockt durch den Spiegel an. Daraufhin lachen beide, weshalb ich sie nun verwirrt angucke. 

"Keine Sorge, kein Rasieren. Aber der Spiegel wird abgedeckt." 

Mit diesen Worten hängt der Stylist ein großes Handtuch über den Spiegel vor mir und macht sich dann auch sofort ans Werk. Erst schneidet er, und das sogar ziemlich viel meiner Einschätzung nach, bevor er im hinteren Teil des Ladens verschwindet. Schnell schiele ich auf meine Haare und sehe, wie kurz sie eigentlich geworden sind. 

"Chloe, meine Haare gehen nicht einmal mehr über die Schulter!", sage ich überrascht, allerdings fühlt sich das nicht schlecht an. Chloe grinst mich an, als der Stylist mit mehreren Schalen wiederkommt. Dann schmiert er mir einiges in die Haare, die eine Farbe komplett auf alle Haare, die zweite nur noch auf meine Spitzen. Nach einiger Einwirkungszeit führt er mich zu einem Waschbecken und wäscht die Farbe wieder aus. Wieder an meinem Platz föhnt er meine Haare und lockt sie zum Schluss noch ein wenig, bevor er sich seine Leistung ansieht. 

"Bist du bereit, das Ergebnis zu sehen?", fragt Chloe und klatscht freudig in die Hände. „Um ehrlich zu sein, nicht wirklich. Welche Farbe haben meine Haare jetzt?" Chloe antwortet nicht und zieht das Handtuch einfach weg, sodass ich meine neue Frisur endlich ebenfalls sehen kann.

ᴛᴏʀᴏɴᴛᴏ ʟᴏᴠᴇ || sᴍWo Geschichten leben. Entdecke jetzt