n i n e t e e n.

2.4K 95 0
                                    

-Montag, 30. Juli 2018-

Heute kommt Shawn endlich wieder und ich bin wirklich gespannt, wie er auf meinen neuen Haarschnitt reagieren wird. Zuerst allerdings muss ich den heutigen Schultag überleben, ohne jeden, der in meiner Nähe sitzt, aufzuregen.

Ein letztes Mal atme ich noch tief durch, bevor ich das Schulgebäude betrete. In der Pausenhalle ist nicht viel los, weshalb hier nur recht wenige Leute mir einen Blick zuwerfen. Als ich dann allerdings den Klassenraum betrete, gucken mich gefühlt alle an und automatisch senke ich den Blick, sodass mir meine kurzen, blondierten Strähnen ins Gesicht fallen. Dann setze ich mich schnell neben Chloe und krame meine Sachen aus dem Rucksack. 

"Dir auch hallo Emmachen." 

Ich hasse es, dass sie mich so nennt! Kurz strecke ich ihr die Zunge raus, bevor ich sie ebenfalls begrüße. Sie beugt sich zu mir und flüstert mir etwas ins Ohr: "Deine Haare sehen toll aus. Würde mich nicht wundern, wenn Shawn nachher aus den Latschen kippt." 

Ich lache leise und streiche mir dann ein paar Haarsträhnen aus dem Gesicht, ehe ich mich zu Chloe drehe. 

"Ich mag sie so ja auch, ich mag es nur nicht, dass so viele Leute einen auf einmal anschauen..." 

Na dann hast du dir ja genau den Richtigen herausgesucht, um dich in ihn zu verlieben, Emma!

Der Unterricht zieht sich endlos in die Länge und mittlerweile höre ich auch gar nicht mehr richtig hin, viel mehr bin ich damit beschäftigt, mit dem Ärmel meines Sweatshirts zu spielen, als das Klingeln zur Pause mich endlich erlöst. Zum Glück habe ich heute nicht bis um 15 Uhr Unterricht, da die letzten beiden Stunden entfallen, aber trotzdem habe ich noch 4 Stunden vor mir, bis ich den Schultag überstanden habe. Im Physikunterricht wird es dann noch schwieriger, zuzuhören, weil ich das Thema weder interessant finde, noch irgendetwas verstehe. 

Chloe, die ja gut im Bereich Naturwissenschaften ist, hilft mir ungemein, ohne sie wäre ich wortwörtlich aufgeschmissen. Ich hätte wetten können, dass ich das nicht einmal auf Deutsch verstanden hätte, da macht es Englisch einem nicht wirklich leichter. Völlig geschafft puste ich mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht, bevor ich Liam in der Ferne erkennen kann. Einige Meter von uns entfernt bemerkt er dann wohl auch, dass sich meine Haare seit Freitag etwas verändert haben, denn er guckt erst mich und dann Chloe überrascht an. 

"Meine Haare haben mich genervt und Chloe hatte die Idee, sie so zu machen", sage ich schulterzuckend, als wäre es keine große Sache. Liam nickt und umarmt Chloe, dann mich. Die ganze Pause über versuche ich, heimlich zu beobachten, wie Liam sich Chloe gegenüber verhält, aber entweder ist er ein wahnsinnig guter Schauspieler und kann seine Gefühle sehr gut verstecken oder aber er fühlt wirklich nicht mehr für Chloe als Freundschaft. Gedankenverloren kaue ich auf meiner Unterlippe herum, als es wieder zum Unterricht klingelt. 

Liam verabschiedet sich lächelnd von uns und auch ich muss mich von Chloe verabschieden, weil ich jetzt Deutschunterricht habe, Chloe etwas anderes. Lustigerweise habe ich alleine Deutschunterricht, weil niemand auf dem gleichen Leistungsstand ist wie ich. Außerdem ist der Unterricht, der hier angeboten wird, auf das Sprechen, Lesen und Hören lernen beschränkt, während ich auch Gedichte analysieren und Dramen lesen muss. Schon komisch, dass hier auf der Schule ein Lehrer ist, der so gut Deutsch spricht, dass ihm zugetraut wird, dass er mich unterrichten könnte.

Einzelunterricht hat seine Vor- und Nachteile, weil man alles besser lernt, da der Unterricht persönlicher ist, aber alle Fragen, die gestellt werden, auch beantworten muss. Mein Lehrer ist schon etwas älter, aber freundlich und hilfsbereit, sodass der Unterricht erträglicher ist und somit schneller vorbei geht.

Zuhause setze ich mich an die Hausaufgaben, bin aber bei den Matheaufgaben irgendwann so verzweifelt, dass ich eine Pause machen muss und beschließe, Lynn und Lia mal wieder anzurufen. Allerdings waren die beiden schneller, denn gerade als ich den Laptop hochgefahren habe, ruft Lynn an und als ich annehme, ist auch Lia bereits im Anruf. Glücklich lächle ich die beiden an, während sie mich, wie Liam heute schon, überrascht angucken. 

"Hier ist der Wind echt komisch und meine Haare haben mich genervt. Chloe ist für die Farbe verantwortlich." 

Lia lacht leicht, während Lynn wohl noch etwas braucht, um das zu verarbeiten. 

"Und wie läufts mit deinem Shawn?" 

"Ich habe so eine Ahnung, in welche Richtung meine Gefühle gehen, aber ich werde es morgen sicher herausfinden." 

"Was macht ihr denn jetzt?" 

Ich zucke mit den Schultern. 

"Er hat sich etwas ausgedacht, aber ich will mich überraschen lassen. Apropos, er sollte gleich wieder ankommen." 

Es ist zwar erst 16 Uhr und Shawn kommt gegen 20 Uhr an, aber ich wollte die Wahrscheinlichkeit, mich zu verplappern, so gering wie möglich halten. 

"Gut Leute, ich wollte euch nicht stören, bei euch ist es ja schon wieder fast dunkel. Wir essen gleich zu Mittag." 

Ich lache und winke dann in die Kamera, was die beiden mir gleichtun, bevor ich auflege. Wenn ich so genauer drüber nachdenke, vermisse ich die beiden unglaublich. Vielleicht kann ich in den nächsten Ferien mal wieder zurück nach Deutschland und alle besuchen...

"Emma? Kommst du essen?", fragt da Aaliyah durch die Tür und ich atme noch einmal tief durch, bevor ich nach unten in die Küche gehe, um mit der Familie Mendes zu essen. 

"Ich mag deine Frisur, Emma", meint Karen dann und lächelt mich freundlich an, was ich erwidere. 

"Dankeschön, mir gefällt es auch wirklich", sage ich, ehe Aaliyah sich ebenfalls einschaltet. 

"Shawn wird die Frisur bestimmt auch lieben!" 

Lächelnd verdrehe ich daraufhin meine Augen, bevor ich weiter esse.

Aufgeregt stehe ich hier am Flughafen und warte darauf, dass Shawn endlich dieses blöde Flugzeug verlässt. Als ich dann seinen brauen Lockenkopf ausmachen kann, bildet sich ein breites Lächeln auf meinen Lippen, allerdings wird es ein wenig getrübt, als ich sehe, wie fertig Shawn eigentlich aussieht. Er begrüßt uns mit einem Lächeln und bittet uns dann, so schnell wie möglich nach Hause zu können. Dort verschwindet er recht schnell in seinem Zimmer, allerdings gehe ich ihm nach, nachdem Aaliyah mich geradezu dazu gedrängt hat.

Vorsichtig klopfe ich an die Tür und betrete das Zimmer, nachdem er mich hereingebeten hat. Ich lächle ihn leicht an und bekomme das strahlende Lächeln, und das trotz seiner Müdigkeit. Er sitzt auf seinem Bett und nach kurzem Zögern setze ich mich auch zu ihm. 

"Du hast mir gefehlt", sage ich dann einfach geradeheraus, weil es ja auch stimmt. 

"Du mir auch Emma. Am liebsten hätte ich dich mitgenommen." 

Nun schmunzle ich und kuschle mich an ihn, weil ich einfach spüren wollte, dass er wirklich wieder hier ist. Shawn legt einen Arm um mich und spielt mit meinen Haaren. 

"Sie sind kürzer. Und du hast sie dir gefärbt", stellt er dann fest und ich nicke leicht. 

"Gefällt mir, es steht dir", flüstert er mir ins Ohr und jagt mir damit einen Schauer über den Rücken.

ᴛᴏʀᴏɴᴛᴏ ʟᴏᴠᴇ || sᴍWhere stories live. Discover now