ᴛᴏʀᴏɴᴛᴏ ʟᴏᴠᴇ || sᴍ

f o u r t y t w o.

-Donnerstag , 1. November 2018-

Langsam öffne ich meine Augen und schließe sie sofort wieder, als das Licht direkt auf sie fällt. Ich muss gestern vergessen haben, die Jalousien herunter zu machen, was sich jetzt auszahlt. Mit einem Grummeln gucke ich auf die Uhr und muss feststellen, dass es erst kurz nach 6 ist und die Sonne gerade erst aufgegangen ist. Seufzend ziehe ich mir die Decke über den Kopf. Nicht mal 4 Stunden habe ich jetzt geschlafen und trotzdem kann ich irgendwie nicht mehr einschlafen. Zwar fühle ich mich noch unglaublich müde, aber wenn ich mich wieder umdrehe und meine Augen schließe, kann ich einfach nicht mehr einschlafen.
Also setze ich mich auf, krame Unterwäsche, eine Jogginghose und den ‚Youth'-Hoodie von Shawn, den ich ihm immer noch nicht wiedergegeben habe, hervor und ziehe mir die Sachen dann an. Die Kapuze des Hoodies ziehe ich mir tief ins Gesicht, weil ich wahrscheinlich wirklich wie eine Leiche aussehe, bevor ich mein Zimmer verlasse und so leise ich kann nach unten tapse. In der Küche treffe ich Manuel an, der sich scheinbar gerade einen Kaffee macht. „Nanu Emma! Wieso bist du schon wach?" „Frag mich bitte etwas leichteres." murmle ich nur und setze mich an den Küchentisch, bevor Manuel sich kurz darauf zu mir gesellt. Ich lege meine Arme auf den Tisch und bette meinen Kopf dann darauf, während ich laut ausatme. „Willst du nicht lieber noch einmal schlafen gehen? Das würde dir sicherlich gut tun." „Würde ich gerne, aber ich kann einfach nicht..." murmle ich und bin nicht einmal sicher, ob er mich überhaupt verstanden hat. „Guten Morgen Dad! Oh, hi Em- okay, sagen wir lieber hallo du lebende Leiche." Aaliyah kichert und macht sich ein Müsli, während ich ihren Rücken mit dem tödlichsten Blick anstarre, den ich momentan draufhabe. „Möchtest du einen Tee haben, Emma?" fragt Manuel und lächelt mich freundlich an, weshalb ich nicke und mich leise bedanke. Aaliyah setzt sich neben mich und mustert mich grinsend. „War es gestern echt so anstrengend? Oder habt ihr etwa Sachen getrieben, von denen wir nichts wissen sollen?" Ich lasse meinen Kopf wieder auf meine Arme fallen und stöhne auf. „Oh man Aaliyah, bitte nicht. Ich habe echt zu wenig geschlafen für so etwas." sage ich dann und meine Stimme klang vielleicht ein wenig zu harsch. „Tut mir leid." schiebe ich aufgrund dessen schnell noch hinterher und hebe den Kopf an, um mir über das Gesicht fahren zu können. „Wann seid ihr denn wiedergekommen?" fragt Manuel und stellt mir eine dampfende Tasse Tee vor die Nase. Ich lächle kurz dankbar, bevor ich antworte. „Naja, wir sind gegen 2 losgefahren, also waren wir wahrscheinlich ungefähr um halb 3 morgens wieder hier." Aaliyah guckt mich schräg von der Seite an und isst dann weiter ihr Müsli.
Nachdem Aaliyah sich auf den Weg zur Schule gemacht hat und auch Manuel und Karen zur Arbeit losgefahren sind, habe ich meinen Tee ausgetrunken und räume die Tasse weg, bevor ich wieder nach oben gehe und im Bad das erste Mal einen Blick in den Spiegel werfe. Tatsächlich habe ich es mir schlimmer vorgestellt, auch wenn man doch deutlich sieht, dass ich nicht viel Schlaf abbekommen habe. Ich wasche mir mein Gesicht und mache mich allgemein fertig, bevor ich die Kapuze wieder aufsetze und das Bad verlasse. Kurz habe ich überlegt, ob ich Shawn wecken sollte, aber da er den Schlaf noch dringender nötig hat, habe ich nur einen kurzen Blick ins Zimmer geworfen. Shawn schläft noch seelenruhig und so habe ich mir einfach mein Handy geschnappt und bin nach draußen gegangen, um mich wieder auf die Bank zu setzen. Mittlerweile habe ich mich echt daran gewöhnt und auch wenn wir schon November haben und es ziemlich kalt ist, erfrischt die Luft und ich fühle mich noch etwas wacher. Dann gehe ich auf Instagram und scrolle erst einfach ein wenig herum, bevor ich irgendwann auf Shawns Foto lande, das er von uns beiden gepostet hat. Schmunzelnd betrachte ich das Foto und beiße mir leicht auf die Unterlippe, bevor ich mir das erste Mal überhaupt die Kommentare darunter durchlese. Ich weiß, dass das eigentlich nie eine gute Idee ist, aber es interessiert mich einfach, was andere über uns denken und das Foto ist jetzt ja schon seit fast einem Monat auf seinem Account für jeden sichtbar, von daher sollte sich der größte Hate hoffentlich schon wieder gelegt haben.

Größtenteils sind nur die typischen Kommentare von Fanpages vorhanden, dass Shawn ihnen folgen soll, dann gibt es Nachrichten von einigen, die komplett mit Emojis und Herzen übertreiben und, wer hätte es erwartet, gibt es hier und da auch einige Hater. ‚ew, das ist sie?!' oder ‚ich hätte deinen geschmack besser eingeschätzt, shawn' kann ich lesen. Ja, das ist komisch, so etwas zu lesen, aber als ich dann sehe, dass Shawn auf diese Kommentare größtenteils geantwortet hat, muss ich doch leicht lächeln. Er verteidigt mich und auch, wenn das vor einiger Zeit war, macht mich das jetzt trotzdem glücklich. Ich atme tief durch und traue mich dann, ein Herz unter dem Bild zu kommentieren, was erstaunlich viele Likes bekommt. Überrascht hebe ich meine Augenbrauen und sperre mein Handy schnell, als ich höre, wie jemand die Terrasse betritt. „Hier bist du, Honey." kann ich Shawn sagen hören und lächle los. Er setzt sich neben mich und zieht mich zu sich, um einen Arm um mich legen zu können. „Wieso nennst du mich eigentlich Honey?" frage ich leicht lachend und gucke ihn von schräg unten an. „Vielleicht weil du so süß wie Honig bist?" Shawn grinst und ich muss loslachen. „Und du bist der größte Schleimer, den ich kenne Shawn." bringe ich dann hervor. „Ich könnte dich genauso gut fragen, wieso du mich ganz einfach Shawn nennst." Triumphierend hebt Shawn leicht sein Kinn an und mustert mich aus den Augenwinkeln. „Ich nenne dich bei deinem richtigen Namen, weil ich ihn mag. Shawn." Seinen Namen betone ich extra und Shawn dreht seinen Kopf wieder zu mir, nachdem er geschluckt hat. „Was machst du nur mit mir..." murmelt er dann und streicht mit seinem Daumen über meine Lippen, bevor er mir tief in die Augen schaut.